Eishockey-Talent im Interview
Dominik Bokk: Draisaitl "ein Stück weit als Vorbild"
23. April 2019, 12:40 Uhr aktualisiert am 23. April 2019, 12:40 Uhr
Das Eishockey-Top-Talent Dominik Bokk spricht im Interview über seine Zeit in Schweden, seine ersten Spiele für die Nationalmannschaft und die anstehenden Länderspiele in Regensburg und Deggendorf.
Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bereitet sich aktuell auf die anstehende Weltmeisterschaft vor. Derzeit trainiert das Team des neuen Bundestrainers Toni Söderholm in Deggendorf. Am Donnerstag (19 Uhr) in Regensburg und am Samstag (20 Uhr) in Deggendorf findet jeweils ein Vorbereitungsspiel gegen Österreich statt. Das Spiel in Deggendorf ist bereits ausverkauft, für Regensburg gibt es noch vereinzelt Tickets.
Bei der A-Nationalmannschaft dabei ist erstmals auch Dominik Bokk. Hinter dem erst im Februar 19 Jahre alt gewordenen Stürmer liegt seine erste komplette Saison beim schwedischen Erstligisten Växjö Lakers HC, er gilt als eines der deutschen Top-Talente. Mit sechs Vorlagen in seinen ersten vier Länderspielen wusste der gebürtige Schweinfurter bislang zu überzeugen. Im idowa-Interview spricht Bokk über einen wahrgewordenen Traum, die WM-Vorbereitung und den letztjährigen NHL-Draft, als er von den St. Louis Blues in der ersten Runde gezogen wurde.
Die ersten vier Spiele der WM-Vorbereitung sind rum. Auf zwei Siege gegen die Slowakei folgten zwei knappe Niederlagen gegen Tschechien. Wie fällt Ihr Fazit bislang aus, Herr Bokk?
Dominik Bokk: Ich denke, es waren unter dem Strich vier gute Länderspiele. Die Mannschaft hat in jedem Spiel einen guten Job gemacht und wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert.
Was lief schon gut und wo muss sich die Mannschaft bis zur WM noch verbessern?
Bokk: Grundsätzlich gibt es immer ein paar Kleinigkeiten, wo wir uns weiter steigern können. Vor allem unser Spiel mit der Scheibe muss noch besser werden. Aber im Großen und Ganzen haben die Leistungen bisher gepasst.
Sie persönlich können bei sechs Vorlagen in vier Spielen mit Ihren Einstand im A-Nationalteam auch zufrieden sein, oder?
Bokk: Ja, klar. Ich bin froh, dass mir ein guter Einstand geglückt ist. Das war auch mein Ziel, als ich zur Nationalmannschaft gekommen bin. Ich wollte mein Spiel spielen und auch Spaß haben. Zudem hatte ich eine gute Reihe. Ich war mit allen vier Spielen zufrieden.
Mit welchen Gefühlen ist es verbunden, für die Nationalmannschaft auflaufen zu dürfen?
Bokk: Für mich ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen. Wir haben eine super Truppe, die mich sehr gut aufgenommen hat. Ich wollte immer für Deutschland spielen und es hat auch in den U-Mannschaften schon Riesenspaß gemacht. Aber die A-Nationalmannschaft ist natürlich nochmal etwas anderes. Plötzlich steht man mit Leuten auf dem Eis, zu denen man früher vielleicht hochgesehen hat.
Mussten Sie zum Einstand schon etwas Besonderes machen?
Bokk: (lacht) Nein, bislang nicht. Schauen wir mal, ob noch etwas auf mich zukommt.
Sie haben mit Parker Tuomie sowie Marc Michaelis oder Stefan Loibl als Center in einer Reihe gespielt. Wie lief das Zusammenspiel?
Bokk: Das lief sehr gut. Mit Marc und Parker habe ich mich vom ersten Tag an sehr gut verstanden. Auch mit Stefan hat es sehr gut geklappt.
Was zeichnet aus Ihrer Sicht speziell Stefan Loibl aus?
Bokk: Ich finde, seine größten Stärken sind seine Übersicht und sein Spiel mit der Scheibe. Aber auch schlittschuhläuferisch ist er gut unterwegs.
Mit Parker Tuomie ist einer Ihrer Reihenkollegen nicht mehr dabei im Nationalteam. Wie nimmt man das als Mitspieler auf?
Bokk: Klar ist es traurig, dass er jetzt seine Schule zu Ende machen muss. Aber das passiert im Sport öfter mal, Veränderungen gehören dazu. Wir haben uns super verstanden und gut harmoniert. Aber damit muss man als Profi umgehen können.
Es dürften noch weitere Veränderungen im Kader folgen. Spieler aus dem DEL-Finale oder der eine oder andere NHL-Spieler könnten noch zum Team stoßen. Spüren Sie im Team einen Konkurrenzkampf?
Bokk: Ich kann in erster Linie nur für mich sprechen. Ich versuche einfach, jeden Tag mein Bestes im Training und im Spiel zu geben und zu zeigen, dass ich diese WM spielen will. Es ist grundsätzlich natürlich schön, wenn Top-Spieler kommen und die Mannschaft verstärken. Aber klar ist auch, dass jeder bei der WM dabei sein möchte.
Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, dabei zu sein?
Bokk: Das kann ich selbst nur schwer beurteilen. Ich bin zwar der jüngste Spieler im Kader, aber nach den ersten vier Spielen hatte ich ein gutes Gefühl und bekam auch ein gutes Feedback von Toni Söderholm. Ich werde auf jeden Fall weiter Gas geben, damit ich eine Chance habe, dabei zu sein.
Sprechen wir über Ihre Saison beim Växjo Lakers HC in Schweden. In Ihrem ersten vollen Jahr in der 1. Liga haben Sie in 53 Spielen 26 Punkte gesammelt. Wie blicken Sie auf das Jahr zurück?
Bokk: Ich bin sehr zufrieden damit. Das erste Jahr als Profi ist immer nicht so einfach. Aber wir hatten eine super Truppe, in der ich mich sehr gut weiterentwickelt und einen riesigen Step nach vorne gemacht habe. In den Playoffs hätten wir uns mehr erhofft, aber es kann nicht immer klappen. Persönlich war es aber auf jeden Fall ein erfolgreiches Jahr für mich.
Sie haben in der vorangegangenen Saison schon erste Spiele in der 1. Liga gemacht. Wie war für Sie dieser Sprung vom Junioren-Eishockey zu den Profis?
Bokk: Letztes Jahr war es für mich tatsächlich ein krasser Unterschied. Ich hatte zuvor ja nie auf einem solchen Level gespielt. Aber es hat mir in erster Linie Riesenspaß gemacht. Denn dafür ist man ja schließlich Eishockey-Spieler, damit man sich auf dem bestmöglichen Level messen kann.
Sie sind nun seit zwei Jahren in Schweden aktiv. In welchen Punkten haben Sie sich am meisten weiterentwickelt?
Bokk: Ich habe mich in allen Bereichen weiterentwickelt. Am meisten beim Schlittschuhlaufen, das ist in Schweden sehr wichtig. Wir haben ein System gespielt, in dem wir hart foregecheckt haben. Dafür war auch die Kondition wichtig. Auch die Technik wird enorm geschult. Aber meine Entwicklung ist nicht vorbei, ich muss mich weiter Stück für Stück verbessern.
Warum sind Sie 2017 eigentlich aus von den Kölner Junghaien nach Schweden gewechselt?
Bokk: Ich wurde im CHL-Draft gezogen, allerdings nicht von dem Team, mit dem ich es zuvor besprochen hatte. Deshalb habe ich mich mit meinen Eltern und meinem Agenten zusammengesetzt, was nun das Beste für meine Entwicklung wäre. Als mein Agent mit dem Angebot aus Schweden kam, wollte ich das machen. Denn Schweden ist ein sehr gutes Eishockey-Land, das junge Spieler gut entwickelt.
Was kann denn Deutschland von der Talentförderung in Schweden lernen?
Bokk: In Schweden spielt eigentlich in jedem Team ein junges Talent und man bekommt hier seine Chance. Aber ich finde, dass sich das auch zuletzt in Deutschland gebessert hat und man sieht, dass auch dort immer mehr junge Spieler ihre Einsätze erhalten.
Vergangenes Jahr wurden Sie beim NHL-Draft in der ersten Runde von den St. Louis Blues ausgewählt. Ein besonderes Erlebnis?
Bokk: Natürlich. Ich hatte vor dem Draft mit 28 Teams gesprochen. Bei St. Louis hatte ich von Anfang an ein gutes Gefühl. Am Tag vor dem Draft hatte ich nochmals ein Meeting mit Vertretern des Vereins, wo sie gesagt haben, dass sie mich auswählen werden, wenn möglich.
Sind Sie weiterhin in Kontakt mit der Organisation der Blues?
Bokk: Ja, wir stehen in Kontakt. Es ist ja auch noch nicht geklärt, wie es für mich nächste Saison weitergeht. Ob ich nach Nordamerika gehe oder vielleicht ein weiteres Jahr in Schweden spiele. Das hängt auch davon ab, was St. Louis nächste Saison mit mir vorhat. Aber ich konzentriere mich aktuell erst einmal voll auf die Nationalmannschaft und will mir hier den Platz im WM-Kader sichern.
Sie sind gerade einmal 19 Jahre alt und werden bereits von vielen Seiten sehr gelobt. Wie geht man als junger Spieler damit um?
Bokk: Es ist natürlich schön, wenn man gelobt und positiv gesehen wird. Aber der größte Fehler wäre es, sich darauf auszuruhen. Man muss weiter hart arbeiten, in jedem Training und Spiel 100 Prozent geben und sich stetig weiterentwickeln.
Leon Draisaitl hat in den vergangenen Jahren den Aufstieg zum Top-Star in der NHL geschafft. Dient sein Weg Ihnen als Vorbild?
Bokk: Leon ist einer der besten Spieler der Welt. Es wäre natürlich schön, wenn man einen ähnlichen Weg gehen könnte und man nimmt sich ihn schon ein Stück weit als Vorbild. Aber letztlich ist die Basis für jeden Erfolg die harte Arbeit und auf die konzentriere ich mich.
Werden Sie auch das Gespräch mit ihm suchen und sich Tipps für den Einstieg in die NHL holen?
Bokk: Gut möglich, dass sich ein Gespräch ergibt. Ich freue mich auf jeden Fall sehr, mit ihm in einer Mannschaft spielen zu können. Er wird uns sicher sehr weiterhelfen.
Am Donnerstag und Samstag stehen in Regensburg und Deggendorf zwei Vergleiche mit Österreich an. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Partien?
Bokk: Ich denke, es werden wieder zwei schöne Spiele für uns. Vor den eigenen Fans zu spielen, macht besonders Spaß, das haben wir bei den Spielen gegen die Slowakei in Kaufbeuren und Garmisch gesehen. Wir wollen auch gegen Österreich unser Spiel durchziehen und auf die ersten vier Vorbereitungsspiele aufbauen.