Straubinger Tagblatt

"Ein guter Tag für Straubing"


Mit seinem Bekenntnis zum Wissenschaftsstandort Straubing machte Ministerpräsident Horst Seehofer (l.) nicht nur Oberbürgermeister Markus Pannermayr eine große Freude.(Foto: Ulli Scharrer)

Mit seinem Bekenntnis zum Wissenschaftsstandort Straubing machte Ministerpräsident Horst Seehofer (l.) nicht nur Oberbürgermeister Markus Pannermayr eine große Freude.(Foto: Ulli Scharrer)

Von Redaktion idowa

Von Karola Decker
Ein schöneres Geschenk hätte Ministerpräsident Horst Seehofer den Straubingern nicht machen können: Mit seiner verbindlichen Zusage, die Stadt als Wissenschaftsstandort kräftig auszubauen, löste er am Mittwoch große Begeisterung aus. Letztlich wurde damit das überzeugende Konzept belohnt, das die Straubinger dem Ministerpräsidenten vor wenigen Wochen vorgelegt hatten. "Ein guter Tag für Straubing und das Wissenschaftszentrum", kommentierte am Donnerstag Prof. Dr. Klaus Menrad, Leiter des Fachgebiets für Marketing und Management Nachwachsender Rohstoffe. Und auch Oberbürgermeister Markus Pannermayr jubiliert: "Das ist für uns ein wichtiger Moment."

Die gute Vorarbeit hat sich ausgezahlt: Seehofer lobte das überzeugende Konzept der Straubinger und orientierte sich bei seiner Zusage an dem detailliert aufgezeigten Entwicklungsplan. Versprochen sind drei neue Lehrstühle der Technischen Universität München bis 2016. Hinzu kommen drei neue Fachgebiete der Hochschule Wei-henstephan-Triesdorf. Zusätzlich soll ein neuer Bachelorstudiengang nachwachsende Rohstoffe angeboten werden. Insgesamt ist die Rede von bis zu 1000 Studenten.

"Es war richtig, nicht nur auf vorhandene Defizite hinzuweisen, sondern auch ein tragfähiges Konzept zu erarbeiten", betont Markus Pannermayr. Entscheidend sei, dass Seehofer gleichzeitig die notwendigen Finanzmittel in Aussicht gestellt habe. 50 Millionen Euro lautet das grob geschätzte Kostenvolumen für die nächsten fünf Jahre. Laut Pannermayr sei das Geld für Infrastruktur, Gebäude und Personal vorgesehen. Er erklärt, wie es nun weitergehen soll: "Wir werden die Umsetzung im Detail mit dem Wissenschaftsministerium abstimmen."

Als entscheidenden Punkt nennt der OB Seehofers Bekenntnis zu einem Grundstudiengang nachwachsende Rohstoffe bis 2016. "Damit sind wir unserem Ziel, mehr Studenten in die Stadt zu holen, schon einen wichtigen Schritt nähergekommen."

Prof. Menrad spricht von einer "logischen Entwicklung" für das Wissenschaftszentrum, mit der man für die Zukunft klug aufgestellt sei. Zum einen werde die Forschung im Bereich der nachhaltigen Chemie und Ressourceneffizienz gestärkt, zum anderen auch die Lehre aufgewertet. "Wir werden den bereits bestehenden Masterstudiengang inhaltlich noch attraktiver gestalten." Dieser könne dann ab 2012/13 angeboten werden. Menrad hält sogar schon 2013/14 einen Bachelorstudiengang für möglich.

"Jetzt brauchen wir weitere Lehrstühle und natürlich mehr Räume", appelliert der Professor in Richtung Politik und gibt sich tatkräftig: "Bis 2020 könnten die ersten Absolventen den Weg vom Abiturienten zum Doktoranden in Straubing durchlaufen haben und dann den wissenschaftlichen Nachwuchs am Kompetenzzentrum bilden. Wenn das keine tolle Perspektive ist!"

Fritz Geisperger, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtrat, freut sich ebenso über den Erfolg: "Ich war überrascht, dass sich Seehofer so weit aus dem Fenster gelehnt hat." Damit sei ein wichtiger Teilschritt erreicht. Dennoch fordere die SPD weiterhin eine eigenständige Hochschule mit noch mehr Studenten und Professoren. "In Straubing merkt man an allen Ecken und Enden, dass dieses Klientel fehlt."

Geisperger weiß aber gleichzeitig das Alleinstellungsmerkmal des Wissenschaftszentrums als qualitativ absolut hochwertige Forschungseinrichtung zu schätzen. Grundsätzlich passten die Ausbaupläne gut zur angekündigten Energiewende: "Mit Professor Faulstich haben wir einen Experten vor Ort, dessen Stimme in ganz Europa gehört wird."

Dass die Ausbaupläne sicherlich im Interesse der Gymnasien seien, unterstreicht Franz Haslbeck, Leiter des naturwissenschaftlichen Ludwigsgymnasiums. Für manche Schüler sei damit an ihrem Heimatort eine nahtlose Anknüpfung vom Abitur zum Studium möglich. Das Ludwigsgymnasium pflegt schon länger eine gute Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum. "Vor allem die Fachschaften Biologie und Chemie suchen engen Kontakt und werden von den Wissenschaftlern herzlich aufgenommen", schildert Haslbeck. Er kann sich gut vorstellen, dass so mancher Luggy-Schüler künftig nicht mehr in München studiert, sondern in Straubing.