Auch Kommunen betroffen
Experten: Entkopplung von China wäre fatal für Bayern
28. Februar 2023, 17:48 Uhr
Eine Entkopplung der deutschen Wirtschaft von China hätte nach Einschätzung von Fachleuten fatale Folgen für Bayern.
Negativ treffen würde das angesichts des hohen Exportanteils der bayerischen Wirtschaft nicht nur Unternehmensgewinne, sondern auch die Kommunen und ihre Gewerbesteuereinnahmen. Das sagte der Regensburger Wirtschaftsreferent Georg Stephan Barfuß am Dienstag bei einer Landtagsanhörung zum chinesischen Einfluss auf Bayern. Ein Verlust der wirtschaftlichen Beziehungen zur Volksrepublik wäre für eine Stadt wie Regensburg "katastrophal".
Eine Neuausrichtung der Exporte auf andere Länder wäre nach Einschätzung der IHK München und Oberbayern schwierig und würde Jahre dauern. "BMW verkauft letztes Jahr ungefähr ein Drittel seiner Autos in China", sagte Christoph Angerbauer, Bereichsleiter für Internationales bei der Kammer. In China habe BMW 800.000 Fahrzeuge verkauft, in Indien 8000. "Das diversifizieren Sie nicht einfach weg."
Es fehlt an Wissen über China
Der Landtag hatte zu der Anhörung eine ganze Reihe von China-Fachmännern und -frauen aus Wissenschaft und Wirtschaft geladen. Nach allgemeiner Einschätzung der befragten Fachleute fehlt es in Deutschland trotz der wirtschaftlichen Abhängigkeiten nach wie vor an Wissen über China. Zudem sei Deutschland nicht auf einen möglichen chinesischen Angriff auf Taiwan vorbereitet. Die Folgen eines solchen Kriegs im Fernen Osten wären sehr viel gravierender als der russische Angriff auf die Ukraine, warnten mehrere der Expertinnen und Experten. "Sind wir auf eine solche Invasion vorbereitet? Nein, natürlich nicht", sagte Saskia Hieber, Asien-Fachfrau der Akademie für politische Bildung in Tutzing.
"Ich glaube, wenn ein Taiwan-Konflikt ausbricht, werden Sanktionen und Embargos nicht mehr unser Thema sein", sagte Klaus Mühlhahn, Präsident der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen. Da werde es für Deutschland um die "Umstellung von einer Friedenswirtschaft auf eine Kriegswirtschaft" gehen. "Ein Konflikt in Taiwan wäre verheerend für unsere Wirtschaft", sagte Claudia Wessling vom Berliner Mercator-Institut.