Bundespräsident Joachim Gauck hat sich bei seinem Antrittsbesuch in Bayern als Fan des Freistaats geoutet. Bei einem Empfang in der Staatskanzlei schwärmte das Staatsoberhaupt am Dienstag von diesem "besonderen Charme" der Bayern: "Menschen, die arbeiten, Menschen, die singen, Menschen, die feiern können, Menschen, die Tradition schätzen." All das gehöre zusammen.

Gauck verwies darauf, dass er nicht zum ersten Mal im Freistaat war. Er fügte hinzu: "Und das Merkwürdige ist nun, dass ich - ein Mensch von der Küste, dazu noch aus dem Osten - eine so besonders herzliche Verbindung habe." Der Bundespräsident versicherte mit Blick auf seine Lebensgefährtin Daniela Schadt, die er einst in Nürnberg kennengelernt hatte: "Das hängt nicht nur mit ganz persönlichen Gründen zusammen, die es durchaus auch gibt."

Vor der Rede Gaucks hatte bereits Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) etwas unbescheiden die Vorzüge des Freistaats gepriesen. In seiner Begrüßungsansprache sagte Seehofer unter anderem: "Wir haben keine wesentlichen Probleme." Er verwies unter anderem auf die wirtschaftliche Stärke und die Finanzkraft Bayerns.

Besonders freut den Ministerpräsidenten nach eigenen Worten: "Wenn ich die bayerischen Grenzen verlasse, wird mir im Ausland gelegentlich die Vermutung entgegengebracht, bei diesem Freistaat Bayern müsse es sich doch um einen unabhängigen, eigenständigen Staat handeln." Er habe "bisher nichts getan, um dieser Vermutung zu widersprechen".

An dieser Stelle gab es einen kleinen Zwischenruf von Gauck, der wissen wollte, ob Seehofer auch Abspaltungsgedanken hegt. Doch der CSU-Chef versicherte: "Weiter gehen wir nicht. Wir treten jetzt in dieser Minute nicht aus."

Gauck sagte später in seiner Rede zu Seehofer mit gespielter Irritation: "Wir haben keine Probleme - ja, wie soll ich das verstehen? Sind Sie außerhalb Deutschlands, oder wie?" Der Bundespräsident fügte hinzu: "Sie wissen doch, dass es zu unserem Nationaldiskurs gehört, dass wir problembewusst sind - und dass wir das auch mit einer gehörigen Intensität zu feiern wissen."

Deshalb sei es "ein Ding", dass Seehofer jetzt einfach sage, Bayern habe keine Probleme. Gauck scherzte, er überlege, "ob das ein besonders deutliches Zeichen für Sezessions-Bereitschaft ist". Und unter großem Gelächter der geladenen Gäste fügte er hinzu: "Das wollen wir nun wieder nicht hoffen."

Der Bundespräsident erinnerte zudem an Zeiten, in denen sein Verhältnis zur CSU nicht ganz ungetrübt war: Im Juni 2010 hatte er München besucht, um als damaliger rot-grüner Kandidat für das höchste Staatsamt um Zustimmung im Landtag zu werben. Gauck umschrieb die damalige Situation mit dem Satz: "Ich glaube, da sollte ich irgendwie was werden." Daraus wurde bekanntlich nichts, weil die Union für Christian Wulff war.