Falschparker und neue Freundschaften

Kagers während des Gäubodenvolksfests: Blanker Horror oder schönste Zeit des Jahres?


1,26 Millionen Besucher kamen zum Gäubodenvolksfest 2015 - ein Teil von ihnen parkte auf den Parkplätzen in Kagers und den dortigen Straßen.

1,26 Millionen Besucher kamen zum Gäubodenvolksfest 2015 - ein Teil von ihnen parkte auf den Parkplätzen in Kagers und den dortigen Straßen.

Für den einen ist das Gäubodenvolksfest die schönste Zeit im Jahr, für den anderen der blanke Horror: Ein Anwohner aus Kagers verfasste nach dem überstandenen Fest einen Brief an die Redaktion, in dem er sich über die unübersichtliche Parksituation und feierwütige Besucher beschwerte und eine Zufahrt in den Stadtteil im Volksfest nur für die Kagerser fordert. Andere Anwohner, darunter Stadtrat Artur Christmann, sehen die Situation während der elf Tage gelassen. Wir wollten vom Pressebeauftragten der Polizei, Dieter Kluske, der auch in Kagers lebt, und Johannes Burgmayer, Pressesprecher der Stadt, wissen, wie die Situation während des Volksfests war und welche Möglichkeiten Bürger haben.

"Das Gäubodenvolksfest ist zwar eine Institution in Straubing, aber nicht, wenn Kagerser und Straubinger Bürger darunter leiden müssen", steht in einem Brief, den uns ein Leser geschickt hat. Am meisten störte ihn die "Parkerei in den Straßen, so dass man nicht einmal mehr aus der Garage herauskommt". Er fordert eine stärkere Verkehrsüberwachung in Kagers und eine Absperrung des Stadtteils während des Gäubodenvolksfests.

"Grundsätzlich verdient jeder Kagerser Respekt"

Grundsätzlich verdiene jeder Kagerser Respekt, denn das Gäubodenvolksfest sei für Anwohner durchaus eine Belastung, stellt Stadtrat Artur Christmann (CSU) fest, der seit fünf Jahren in Kagers lebt. Doch sein Eindruck, insbesondere vom diesjährigen Gäubodenvolksfest, ist ein anderer: Er findet, dass wesentlich weniger Leute - ausgenommen von ein oder zwei Spitzentagen - in Kagers parkten. Hauptgrund hierfür war wohl der Besucherrückgang auf dem Volksfest um zehn Prozent.

Sicherlich sei es beispielsweise entlang der Kagerser Hauptstraße zu Stauungen gekommen, da dort die Festbesucher in die Parkplätze am Donaudamm einbiegen. Ebenso habe auch er den ein oder anderen Autofahrer gesehen, der sich nicht an eines der Parken-verboten-Schilder hielt. Aber so wie der Verfasser des Leserbriefs hat sich bei Christmann noch niemand beschwert. "Man könnte zum Beispiel eine Bürgerversammlung zu diesem Thema abhalten, wenn Bedarf besteht", schlägt er vor. Ein Autofahrer ist vergangene Woche wohl beim Rangieren gegen den Zaun von Christmann gefahren. Doch selbst das sieht er gelassen: "Das Gäubodenvolksfest gehört einfach zu Straubing."

"Als Anwohner weiß man, was auf einen zukommt"

Nicht einen einzigen Einsatz aufgrund von Ruhestörung habe die Polizeiinspektion während des Volksfests in Kagers gehabt, sagt Polizeihauptkommissar Dieter Kluske. Insgesamt seien rund um das Gäubodenvolksfest 350 Strafzettel an Falschparker verteilt worden - auch in Kagers. Jedoch habe dort kein Auto abgeschleppt werden müssen. Oft sei es in Kagers während des Volksfests so, dass man morgens zur Arbeit und abends wieder zurückfahre und vorm eigenen Haus keinen Parkplatz mehr finde. "In diesem Jahr war das aber bei Weitem nicht so schlimm", findet Kluske, der selbst dort wohnt. Die Überlegung, ein Halteverbot in Kagers auszusprechen, das jedoch die Anwohner ausnimmt, sieht er schlicht als nicht durchführbar.

"Kann i mi unterstellen?", fragte ein tropfnasser Mann

"Wir Kagerser leben diese elf Tage einfach mit dem Gäubodenvolksfest", ist Kluskes persönliche Meinung, "ich sehe das gelassen". Und er erzählt eine lustige Geschichte, die einem Anwohner in Kagers während der fünften Jahreszeit passieren kann: Am letzten Volksfestsamstag kam er selbst gerade noch nach Hause, bevor es zu regnen begann. Er setzte sich auf seine überdachte Terrasse - plötzlich tauchte ein tropfnasser Mann auf und fragte: "Kann i mi unterstellen?" Und so saßen die beiden auf der Terrasse und ratschten, der Mann rauchte eine Zigarette und wartete, bis ihn seine Frau aus Leiblfing dort abholte.