Pläne der Regensburger Stadtregierung
Kritik an möglicher Sperrung des Grieser Spitz
9. Juli 2020, 17:19 Uhr aktualisiert am 9. Juli 2020, 17:36 Uhr
Der "Grieser Spitz", eine beliebte Grünfläche am Regensburger Donauufer, hat in den letzten Wochen für Aufruhr in der Domstadt gesorgt. Anwohner hatten sich vermehrt über dort Feiernde beschwert, die Lärm machten und Müll zurückließen. Wie agiert die Stadtverwaltung nun?
Beschwerden der Anwohner in Stadtamhof über laute Musik bis spät in die Nacht würden sich seit einiger Zeit häufen, heißt es seitens der Stadtverwaltung am Donnerstag auf idowa-Anfrage. "Daher wird aktuell geprüft, wie die Grünanlagensatzung für die Jahninsel und den Grieser Spitz geändert werden kann", erklärt Pressesprecherin Juliane von Roenne-Styra. So wolle man auf das problematische Partyverhalten reagieren und zudem eine rechtssichere Grundlage für Platzverweise nach den coronabedingten Infektionsschutz-Regeln schaffen.
Wie die Regelung genau aussehen wird, ist derzeit wohl noch unklar. Juliane von Roenne-Styra verweist darauf, dass diese im Stadtrat im Stadtrat beschlossen werden müsse. Wann hier weitere Details vorlägen, sei aktuell noch nicht abzusehen. "Da es sich beim Grieser Spitz um ein beliebtes Naherholungsgebiet handelt und der Grünzug unzähligen Tierarten einen wichtigen Lebensraum bietet, möchte die Politik hier verträgliche Lösungen finden", fügt sie an.
Was bedeutet das nun konkret? Steht eine Sperrung des Areals im Raum? Laut Angaben der Pressestelle diskutiert die Regierungskoalition aus SPD, CSU, Freien Wählern, FDP und CSB die Sperrung des Grieser Spitz nach 22 Uhr. Wäre das eine probate Lösung für das Problem? Die Meinungen gehen auseinander. Vor allem Studenten sehen den Weg kritisch.
Verlagert eine Sperrung das Problem am Grieser Spitz?
Hört man sich unter Studenten zum Thema "Grieser Spitz" um, zeigen etliche Verständnis für die Problemlage, verweisen allerdings auf anhängliche Konsequenzen einer möglichen Sperrung. Kim R. findet, die Sperrung öffentlicher Flächen in Regensburg führe "im Endeffekt nur dazu, dass es an anderen Orten vermehrt zu Problemen kommt, weil dann noch mehr Hauspartys auf engem Raum stattfinden werden." Dort könnten aber, anders als im Freien, keine 1,50 Meter Abstand eingehalten werden. Und in den Augen von Yannick W. wird der Konflikt so nur verlagert: "Solange Bars und Clubs zu sind und es noch warm ist, werden die Menschen irgendwo draußen feiern", sagt er. "Wenn sie nicht die Anwohner am Grieser Spitz stören, dann eben an anderen Orten." W. könnte sich vorstellen, nach dem Vorbild Münchens Streetworker einzusetzen, um "Party-Hotspots" auch ohne Sperrungen zu kontrollieren.
Maren W. verweist ebenfalls darauf, dass sich das Problem möglicherweise nur verlagern könnte. Die Pläne der Stadt bewertet sie als "keine sehr sinnvolle Idee, weil dadurch die öffentlichen Flächen, auf denen sich junge Leute treffen können, zusätzlich eingeschränkt werden." Sie befürchtet, dass ein Abriegeln des Grieser Spitz letztlich nur zu größeren Menschenansammlungen andernorts führen könnte, "beispielsweise am Bismarckplatz." Und Sebastian D. fragt sich, "ob die Verantwortlichen mit aller Macht versuchen, den Status als 'nördlichste Stadt Italiens' zu verspielen."
JuSos und Grüne Jugend klar gegen Verbote
Schützenhilfe bekommen die Studenten von den Jugendorganisationen zweier Regensburger Stadtratsparteien. Die "Grüne Jugend Regensburg" spricht sich idowa gegenüber klar gegen ein Betretungsverbot des Grieser Spitz nach 22 Uhr aus. "Besonders in Zeiten der Pandemie stellen diese Freiflächen eine unersetzliche Alternative zu Bars und Restaurants dar", heißt es. "Hier können Menschen mit unterschiedlichsten sozialen Hintergründen und aus verschiedenen Generationen ohne Konsumzwang zusammenkommen." Sprecherin Eva Konen erklärt, sie könne den Ärger der Anwohner gut verstehen. "Es stellt sich aber die Frage, wie nachhaltig eine Sperrung wäre, denn Feiernde werden dadurch nicht einfach verschwinden. Sie werden ihre Abende lediglich an anderer Stelle in der Stadt verbringen". Die Grüne Jugend hält Kommunikation in Bezug auf das Problem "für einen besseren und nachhaltigeren Ansatz."
Auch Heinrich Kielhorn, der Vorsitzende der "JuSos Regensburg", spricht sich gegen eine Sperrung aus: "Es ist das gute Recht aller Regensburger Bürger, diese öffentlichen Anlagen zu nutzen. Ich bin strikt gegen pauschale Verbote aufgrund des Fehlverhaltens Einzelner." Er ärgere sich über die Geisteshaltung hinter vielen der Anwohnerbeschwerden, fügt er an. "Das sind Leute, die leben in den attraktivsten Lagen Regensburgs - und kaum möchte die Öffentlichkeit auch etwas davon abhaben, soll die Stadt dort mit Verboten für Ruhe sorgen. Der Spitz ist aber nicht der Vorgarten der Anwohner."
Zudem verweisen die JuSos in einer Pressemitteilung vom Donnerstag auf die bereits geltende Satzung: "Hier wird bereits heute schon geregelt, dass der Gebrauch von Musikwiedergabegeräten ab 22 Uhr verboten ist und dass der Alkoholgenuss nicht belästigend sein darf", heißt es darin. Damit bestünden bereits heute weitreichende Möglichkeiten, die Nachtruhe und die Interessen der Anwohner zu wahren
Ob die Sperrung des Grieser Spitz nun kommt oder nicht, bleibt abzuwarten. In Bezug auf einen anderen Hotspot, den Bismarckplatz, scheint in jedem Fall nichts ähnliches geplant. Zwar sei der Platz aus Infektionsschutzgründen in der Nacht von 26. auf 27. Juni kurzfristig geräumt worden, erklärt Sprecherin Roenne-Styra, "aber eine Sperrung des Bismarckplatzes wird aktuell nicht diskutiert."