"Kitchen Impossible" mit Adi Uhl
Lucki Maurer besucht Niederbayern in Frankfurt
17. Februar 2021, 16:20 Uhr aktualisiert am 17. Februar 2021, 16:20 Uhr
Fast hätte seine Frau die Instrumentensammlung aus dem Fenster geworfen. Zum Glück hat sie es nicht getan: Der gebürtige Niederbayer Adolf "Adi" Uhl ist in der Frankfurter Musikszene bekannt wie ein bunter Hund. Ganz Deutschland hat ihn in der aktuellen Folge von "Kitchen Impossible" kennengelernt, in der er einen Besuch vom niederbayerischen Top-Koch Lucki Maurer erhalten hat.
Ein Gig in der Großstadt. So ist der Einsatz von Lucki Maurer in der aktuellen Folge von "Kitchen Impossible" angekündigt. Der Spitzenkoch aus Rattenberg befürchtet schon für ihn Schlimmes: Rap? Techno? Oder irgendwas anderes, mit dem er gar nichts anfangen kann? Doch dass zunächst ein niederbayerischer Landsmann da in Frankfurt auf ihn wartet, das kann er nicht ahnen. Schon von der Außenseite der Fassade ist der Koch beeindruckt, weil sie wohl über die letzten 30 Jahre nicht verändert worden sei. Dann tritt er ein in das Musikhaus Bornheim und trifft auf den Inhaber: Adi Uhl. "Ja, grüß Gott" sagt der gebürtige Niederharthausener (Mallersdorf-Pfaffenberg) zu dem überraschten Koch. Und legt sofort mit einem Ständchen los. "Ein Niederbayer aus Straubing, und Musiker, das kann ja nur funktionieren", sagt Mauerer. Und dann jammen die beiden: "Wir san vom Woid dahoam..."
Der Dreh mit Lucki Maurer reiht sich ein in die vielen Anekdoten, die Adolf Uhl zu erzählen hat: "Ein unterschriebenes Bild hat er auch dagelassen, der, wie hieß er noch… da steht's, Ludwig Maurer", sagt er. "Adi ist Kult", sind sich die Kunden von Adolf Uhls Musikhaus in Frankfurt am Main einig. Zu denen gehörten etwa die Country-Sänger Gunter Gabriel und Dave Dudley.
Doch was macht Adi eigentlich in Frankfurt? Ganz einfach. Er kauft an, repariert, restauriert, poliert, verkauft. Ukulelen, Blues-Mundharmonikas, Gitarren, Trompeten - das meiste kann er selbst spielen, sagt er. Seine Programme als Alleinunterhalter sind ähnlich kultig wie sein Laden. Auch und vor allem, weil Uhl seinen niederbayerischen Zungenschlag, fernab der ursprünglichen Heimat, nie aufgegeben hat. Die Frankfurter verstehen nicht alles auf Anhieb. Aber die Färbung geht ins Ohr, für die Hessen wirkt sie wild, rau, exotisch. Und sympathisch.
Adolf Uhl ist mittlerweile 79, "geschätzt werde ich aber eher auf Mitte 50 oder 60." Auf der Bühne mischt er Blues, Rock'n'Roll und bayerisches Liedgut. Schräge Gstanzl mit verschmitzt-derben Pennäler-Humor: "Mein Programm hab ich erst neulich wieder runderneuert", erzählt Uhl am Telefon: "Mehr Blabla, bisschen mehr lustiges Zeug. Bestimmte Show-Einlagen macht mir keiner nach", sagt Uhl. Etwa mit seiner Mundharmonika spielen und gleichzeitig dazu mit einer Frau aus dem Publikum Rock'n'Roll tanzen.
30 Kilometer mit dem Rad zum Musikgeschäft
Adolf Uhl kommt 1942 in Niederharthausen, heute auf dem Gebiet der Marktgemeinde Mallersdorf-Pfaffenberg im Landkreis Straubing-Bogen, zur Welt. Schule in Aiterhofen. Erster Lehrberuf: Schweißer. Erste Leidenschaft: eine im Straßengraben gefundene Mundharmonika. Die Faszination für Musik geht so weit, dass er 30 Kilometer mit dem Rad nach Straubing fährt, nur um sich die Nase am Schaufenster des dortigen Musikgeschäfts platt zu drücken. Zunächst aber probiert Uhl, welcher handfeste Beruf zu ihm passen könnte. Er arbeitet zeitweise als Maurer, zieht nach Deggendorf, Stuttgart, schließlich nach Frankfurt.
Der erste Eindruck der Stadt ist heute noch eine seiner oft erzählten Anekdoten. Der damals noch junge Adi kommt nachts in Frankfurt an. Die erste Erkundungstour führt in ein Stadtviertel unweit des Bahnhofs, mit besonders grellen Lichtern. Viel rot. Als ihm dort Frauen anbieten, mit aufs Zimmer zu kommen, glaubt er, eine Pension gefunden zu haben. Die Geschichte passt fast zu perfekt in die bewegte Biografie des Niederbayern. Wäre sie ihm nicht passiert, Adi hätte sie glatt erfinden müssen.
Während des Telefongesprächs sucht er nach Saiten, Saxofonblättern, bedient Kunden. Stellenweise ist nicht ganz klar, wen er adressiert. Ist aber auch egal, gut vorstellbar, dass gerade zwei interessiert zuhören.
600 Mark im Monat für den ersten Laden
Irgendwann ist er Schweißer bei den Frankfurter Stadtwerken. Der Musik bleibt er treu, genauso der Sammelleidenschaft für Instrumente aller Art. Deshalb ist dann das ganze Schlafzimmer voller Instrumente, erzählt Adi Uhl. Neben dem Bett stehen da eine Hammond-Orgel, diverse Gitarrenverstärker. Sehr zum Leidwesen seiner Frau. "Wenn der Scheiß nicht wegkommt, werf' ich alles zum Fenster raus", sagt sie. Uhl fährt tags darauf durch die Stadt, eigentlich auf dem Weg, um einen Kollegen im Krankenhaus zu besuchen. An einer Ladenzeile in Bornheim sieht er ein Schild "Zu vermieten". Adi stoppt, fährt rechts ran, geht in den Laden, sagt: "Ich nehm ihn." - "Was wollen Sie damit machen?", fragt die Vermieterin skeptisch. "Ein Musikgeschäft." Ihr Gesicht hellt sich auf: "Ah gut, dann ist hier endlich was los! Kommen Sie, wir machen gleich einen Mietvertrag!" 600 Mark kostet der Laden damals im Monat. Das war vor mehr als vier Jahrzehnten. Die Miete liegt heute bei 1.500 Euro. Sonst hat sich seitdem wenig verändert.
Gerade ist Inventur angesagt. Aber nicht zu lange: "So bis zwei, halb drei bin ich noch da, dann muss ich heim, mei Alte hat schon angrufn: Essen!" Die "Alte" kommt ihm mit einem weichen "d" in der Mitte über die Lippen. Hier hat sich der Niederbayer dann doch an den lokalen Slang angepasst.