SSV Jahn Regensburg
Nicolas Wähling: Ein Zeichen für Mut
21. Oktober 2019, 7:12 Uhr aktualisiert am 21. Oktober 2019, 9:19 Uhr
Nicolas Wähling gab am Samstag überraschend sein Startelfdebüt für den SSV Jahn Regensburg. Trainer Mersad Selimbegovic wollte mit dieser Entscheidung Mut vorleben - und Wähling zahlte das Vertrauen mit einer guten Leistung zurück.
Wenn man beim SSV Jahn Regensburg vor der Saison eine Position hätte benennen müssen, auf der es die wenigsten Probleme gibt, nicht wenige hätten vermutlich die des Rechtsverteidigers gewählt. Mit Benedikt Saller und Oliver Hein hat der Oberpfälzer Zweitligist hier fast schon eine Luxusauswahl. Am Samstag war diese Position dann aber plötzlich doch vakant. Denn Hein fehlt dem Jahn derzeit verletzt und Saller durfte gegen Sandhausen wegen seiner fünften gelben Karte nicht ran.
Wie Trainer Mersad Selimbegovic darauf reagierte, war dann im ersten Moment doch überraschend. Im Vorfeld war vermutet worden, dass - genauso wie zur Halbzeit beim Auswärtsspiel in Kiel - Innenverteidiger Tim Knipping in die Mannschaft kommt und dafür Sebastian Nachreiner rechts verteidigt. Doch der Jahn-Coach entschied sich für eine andere Variante. Er stellte Nicolas Wähling auf, der nicht nur sein Startelfdebüt im Jahn-Trikot feierte, sondern sogar seine ersten Profi-Minuten für Regensburg absolvierte.
Mutiges Zeichen
"Ich war nicht extrem überrascht, es war mir aber im Vorfeld auch nicht klar, dass ich spiele", sagte Wähling selbst nach der Partie. "Als ich meinen Namen in der Startelf gehört habe, hat es mich natürlich gefreut." Warum sich Selimbegovic für diese Variante entschieden hat? Er wollte Mut demonstrieren. "Wir wollten der Mannschaft das Zeichen geben, dass wir mutig unterwegs sein müssen. Wenn wir das nicht vorleben, dann kann ich von den Spielern auch nicht erwarten, dass sie mutig sind", erklärte Selimbegovic seine Idee hinter der Entscheidung. Die Variante mit Tim Knipping wäre die defensivere gewesen. "Wenn wir von Mut sprechen und dann drei Innenverteidiger von Anfang an aufstellen - ich weißt nicht, was das für ein Signal an die Mannschaft und an das Stadion wäre."
Nervös, sagte Wähling, sei er nicht gewesen: "Es war nicht mein erstes Spiel vor großem Publikum." In den Anfangsminuten verunglückte noch ein Diagonalball, doch unter dem Strich hinterließ der 22-Jährige einen hervorragenden Eindruck. "Alle Spieler sind am Anfang etwas nervös, bis der erste Zweikampf stattfindet, der erste Pass ankommt", sagt Selimbegovic. Wähling habe seine Sache "für das erste Mal hier in der Arena richtig gut" gemacht. Defensiv ließ er nichts anbrennen und offensiv schaltete er sich immer wieder ein, bereitete zum Beispiel die einzige Großchance der ersten Halbzeit durch Sebastian Stolze vor.
Sieg beim Debüt? "Ein geiles Gefühl"
"Es hat riesig Spaß gemacht", sagte Wähling nach dem 1:0-Erfolg. Die Mannschaft habe kämpferisch ein sehr gutes Spiel gezeigt und alles reingeworfen. Am Ende des Debüts mit einem Sieg dazustehen, sei ein "geiles Gefühl". Da war es dann auch egal, dass er auf einer Position zum Einsatz kam, die eigentlich nicht die seine ist. Als flexibler Offensivspieler wurde Wähling bei seiner Verpflichtung präsentiert. "Als Lieblingsposition würde ich die Rechtsverteidiger-Positon jetzt noch nicht bezeichnen", sagte er mit einem Schmunzeln. "Aber ich bin vielseitig einsetzbar und Fußball zu spielen macht mir generell Spaß, egal auf welcher Position. Ich habe mich auch hinten rechts wohlgefühlt."
Wähling ist im Sommer relativ spät zur Mannschaft gestoßen. Der erste Spieltag war schon rum, als ihn der Jahn unter Vertrag genommen hatte. Die Vorbereitung hat er individuell absolviert. Er wollte sich bei der Suche nach seinem neuen Verein bewusst Zeit lassen, wie er schon unmittelbar nach seiner Unterschrift beim Jahn gegenüber idowa gesagt hatte. Groß anpassen musste sich Wähling nach eigener Aussage nicht. "Es ist Fußball", sagt er. Einzig die Vorbereitung, die Trainingszeit und Spielpraxis hätten ihm gefehlt. "Die Trainer waren geduldig mit mir, haben mich langsam aufgebaut. Dafür bin ich sehr dankbar", sagte der Blondschopf.
Auftritte in der U21 wichtig
Um die fehlende Spielpraxis nachzuholen, spielte Wähling bislang sieben Mal für die U21 des SSV Jahn in der Bayernliga. Zwei Tore und drei Vorlagen, lautet hierbei seine Bilanz. Für Mersad Selimbeogvic ist es wichtig, wie sich die Profis bei Einsätzen in der zweiten Mannschaft präsentieren: "Ich bin oft bei den Spielen. Mir geht es nicht nur darum, ob die zweite Mannschaft gewinnt oder nicht. Mir geht es auch um die Präsenz, wie jemand bei der U21 auftritt, wie er uns alle präsentiert bei den Jungs, die nach oben wollen." Wähling habe das "immer gut gemacht. Er ist ehrgeizig und einer, der immer Gas gibt."
Wähling dient auch als Zeichen dafür, wie schnell es für die Jahn-Profis in zweiter Reihe gehen kann. Klar, er hat davon profitiert, dass zwei Rechtsverteidiger nicht spielen konnten. Aber er hat sich eben aufgedrängt, um dann von Selimbegovic als die beste Option angesehen zu werden. "Du weißt nie, wann es passiert. Aber wenn deine Chance kommt, dann musst du bereit sein", sagt der Jahn-Coach. Und fügt ein Bild hinzu: "Denn wenn dein Zug ohne dich fährt, dann musst du manchmal lange auf einen anderen warten." Nicolas Wähling hat seine Chance gegen Sandhausen genutzt und gezeigt, dass er auch zukünftig eine gute Option sein kann. Er dürfte also nicht allzu lange warten müssen auf den nächsten Zug im Bahnhof 2. Bundesliga.