Wo wird der Papst wohnen?

Papst wird wohl kein Regensburger


Das Papsthaus in Pentling ist mittlerweile eine theologische Begegnungsstätte.

Das Papsthaus in Pentling ist mittlerweile eine theologische Begegnungsstätte.

Von uft

Kurz nach der Bekanntgabe des Papst-Rücktritts wurde heftig spekuliert: Kehrt Benedikt XVI. zurück nach Regensburg, wo er viele Jahre als Theologieprofessor an der Universität lehrte - und wo sein Bruder wohnt? Aus Rom hieß es noch am Montagnachmittag, dass der 85-Jährige im Vatikan wohnen bleibe. Doch der Rücktritt macht Besuche in der Oberpfalz zumindest wahrscheinlicher.

Das glaubt etwa der evangelische Regensburger Regionalbischof Hans-Martin Weiss. Beim Papstbesuch 2006 in Regensburg habe er noch gedacht, dass dies Benedikts letzter Aufenthalt in der Oberpfalz war. "Jetzt könnte ich mir aber gut vorstellen, dass er noch einmal kommt", sagte Weiss im Gespräch mit unserer Zeitung. Für die Entscheidung des Papstes empfinde er großen Respekt, meinte Weiss.

In der evangelischen Kirche seien die Ämter zeitlich begrenzt, mit 65 Jahren beginne der Ruhestand. Ihm täten manche katholischen Priester und Bischöfe leid, die trotz Krankheit und Altersbeschwerden weiterarbeiten. Vom neuen Papst wünscht sich Weiss "ein Stück mehr Offenheit und ein Stück weniger Ängstlichkeit" beim Blick auf die Welt. Er frage sich, "inwieweit der Rücktritt einer Richtungskrise in der Kirche geschuldet ist".

Eingeweiht in die Pläne von Benedikt XVI. war dessen Bruder Georg Ratzinger. Als Grund für den Rücktritt nannte der 89-Jährige am Montag die angeschlagene Gesundheit seines Bruders. "Das Alter drückt", sagte er. Sein Leibarzt habe dem Papst geraten, keine transatlantischen Reisen mehr zu unternehmen. Auch das Gehen bereite seinem Bruder zunehmend Schwierigkeiten, erläutert Georg Ratzinger. Zudem ermüde der Papst rascher als früher. "Mein Bruder wünscht sich im Alter mehr Ruhe."

Georg Ratzinger hatte schon bei der Wahl seines Bruders zum Papst 2005 Sorgen darüber geäußert, "dass seine Gesundheit standhält". Zudem hatte er bedauert, im Alter nicht so viel Zeit wie erhofft mit seinem Bruder verbringen zu können. Daran wird sich wohl auch nach dem Rücktritt des Papstes nicht viel ändern.

Benedikt XVI. werde ins bisherige Karmel-Kloster innerhalb der Vatikanmauern ziehen, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag. Dort wolle er ein Leben in Gebet und Meditation führen. Andere Vatikan-Insider gehen davon aus, dass sich Joseph Ratzinger in eine italienische Benediktinerabtei zurückziehen wird. Im Gespräch ist etwa die toskanische Abtei Monte Oliveto Maggiore. Als sicher gilt, dass der 85-Jährige zunächst im päpstlichen Sommersitz Castel Gandolfo wohnen wird.

Das frühere Wohnhaus des Papstes in Pentling bei Regensburg stünde ohnehin nur beschränkt zur Verfügung: Im September 2010 hatte das Kirchenoberhaupt sein Haus der Stiftung Papst Benedikt XVI. übertragen. Die Stiftung eröffnete das Haus im vergangenen Jahr als Begegnungsstätte. Das Gebäude spiegelt die Lebensjahre von Joseph Ratzinger in Regensburg wider und wird gleichzeitig für wissenschaftliche Zwecke genutzt.

Nicht an der Wahl des neuen Papstes teilnehmen wird nach jetzigem Stand Erzbischof Gerhard Ludwig Müller. Obwohl der frühere Regensburger Bischof seit vergangenem Sommer an der Spitze der römischen Glaubenskongregation steht, ist er bislang noch nicht vom Papst zum Kardinal ernannt worden.