Überraschende Wende bei den Schlossfestspielen in Regensburg am Sonntagabend: Nach dem Auftritt seiner Band Revolverheld hat Sänger Johannes Strate deutliche Kritik an der Hausherrin, Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, geäußert. Das Publikum belohnte ihn dafür mit stürmischen Applaus.

Am Ende wurde es politisch bei den Schlossfestspielen: Die Band Revolverheld aus Hamburg hat bei ihrem Konzert auf Schloss St. Emmeram ihre Gastgeberin kritisiert und zwar in aller Schärfe. "Wir spielen hier auf dem Grund einer Frau, mit deren Werten wir überhaupt nicht übereinstimmen", wetterte der Sänger Johannes Strate. Man haben deswegen vorab kontrovers über den Auftritt diskutiert.

Strate forderte zum einen, dass die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche nicht herunter gespielt werden dürften. "Nächstenliebe bedeutet auch, dass wir den systematischen Missbrauch, der in der katholischen Kirche so lange stattgefunden hat, dass wir den nicht bagatellisieren, sondern dass wir die Opfer ernst nehmen", so der Sänger wörtlich. Man dürfe daher auch Rechtspopulisten wie dem US-Amerikaner Steve Bannon keine Plattform bieten, sondern ihnen mit Liebe begegnen. Damit spielte Strate darauf an, dass Bannon bei Gloria zu einem Essen eingeladen gewesen sein soll.

"Seenotrettung ist kein Verbrechen"

Ebenso deutlich setzte sich Revolverheld für Flüchtlingsrettung im Mittelmeer ein. Für sie, so der Sänger, bedeute Nächstenliebe, dass man Menschen, egal welcher Herkunft, Hautfarbe oder Religion, mit offenen Armen empfange und "nicht elendiglich im Mittelmeer verrecken" lasse.

Für seine Kritik erntete Johannes Strate viel Applaus vom Publikum, wie auch in dem Video zu hören ist, das die Band auf Facebook und Instagram veröffentlichte.

Fürstin reagiert gelassen

Gegenüber des Bayerischen Rundfunks gab sich Gloria von Thurn und Taxis äußerst gelassen und sagte: "Ja, das sehe ich ganz locker." Sie vermutete, die Band habe sich ihr Statement gut überlegt und sei zu dem Schluss gekommen, dass sie das machen müssten, weil sie Künstler seien. "Und Gottseidank kann man heute noch seine Meinung sagen. Insofern können wir da ganz froh sein", betonte die Fürstin, die den Auftritt selbst nicht mitverfolgt hat.