Sorge um Verschuldung

Sechs-Millionen-Investition in Straubinger Berufsschule I


Die Berufsschule I an der Pestalozzistraße wird für über sechs Millionen Euro in der Kernsparte Metall zukunftsfit gemacht. Der Umbau ist aus Sicht von Verbandsspitze und Schulleitung "der bestmögliche Kompromiss". Dennoch wird das als notwendig erachtete Projekt die Verschuldung des Sachaufwandsträgers drastisch in die Höhe treiben.

Die Berufsschule I an der Pestalozzistraße wird für über sechs Millionen Euro in der Kernsparte Metall zukunftsfit gemacht. Der Umbau ist aus Sicht von Verbandsspitze und Schulleitung "der bestmögliche Kompromiss". Dennoch wird das als notwendig erachtete Projekt die Verschuldung des Sachaufwandsträgers drastisch in die Höhe treiben.

Der Berufsschulverband, getragen von Stadt und Landkreis, nimmt rund sechs Millionen Euro in die Hand, um die boomende Metallsparte am Berufsschulstandort Straubing zukunftsfit zu machen. An der Berufsschule I in der Pestalozzistraße werden im Stile des Gesellschaftsspiels "Reise nach Jerusalem" mehrere hausinterne Umzüge über die Bühne gehen und danach umfangreiche Umbauarbeiten. Der Preis dafür ist eine deutlich höhere Verschuldung. Die Verbandsräte schwankten am Mittwoch zwischen der Sorge darüber und der Notwendigkeit, dem Berufsschulstandort Perspektiven zu sichern.

Der Bereich Produktdesigner, Anlagenmechaniker und Metallwerkstätten an der Berufsschule I ist dringend sanierungsbedürftig. Hoch- und Tiefbaubehörde von Stadt und Landkreis sowie die Berufsschule haben deshalb ein Konzept erarbeitet und legten den "tragfähigen Kompromiss" der Verbandsversammlung vor. Mindestens für die nächsten zehn Jahre sei die Sparte dann zukunftsfit, so die Einschätzung von Schulleiter Johann Dilger. "Es geht buchstäblich rund im Haus", umschrieb er zahlreiche interne Umzüge, bei denen Berufsgruppen die Räume tauschen. Zur Gewinnung weiterer Lehrsäle wird an der Berufsschule III eine Schulküche mit Speiseraum umgestaltet. Das ist mit 100000 Euro veranschlagt und soll bis zum Ende der Sommerferien abgeschlossen sein, so Leitender Baudirektor Wolfgang Bach. Dann folgen Umbaumaßnahmen im Flachbau der Berufsschule I, die 535000 Euro kosten und im ersten Quartal 2014 abgeschlossen werden sollen. Danach wird der Anbau West für den Metallbereich umgebaut und modernisiert. Das ist der größte Brocken. Bis Mitte 2016 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und anschließend die Sheddächer zwischen Anbau West und Hochbau abgebrochen werden.

Die Sparte Metall und Produktdesign seien Kernbereiche der Berufsschule und für den Fachkräfte-Nachwuchs der regionalen Wirtschaft wichtig, unterstrich Oberbürgermeister Markus Pannermayr. Angesichts leerstehender Räume in der Bogener Berufsschule wäre es nicht zu rechtfertigen, in Straubing zusätzliche Flächen zu errichten. Die Verlagerung eines Teils dieser Berufssparten nach Bogen wird von der Regierung von Niederbayern abgelehnt. Man müsste dann Fachbereiche auseinanderreißen. Dennoch werde das Umbau-Projekt, das rund sechs Millionen Euro kosten wird, die Verschuldung des Verbands in die Höhe treiben. "Nicht leichtfertig", versicherte der OB, die Investition sei dem Erhalt des Berufsschulsstandorts geschuldet.

Landrat Alfred Reisinger pflichtete ihm bei, die Kernbereiche der Berufsschule müssten unbedingt gestützt werden. Er äußerte aber wie Stimmen aus der Verbandsversammlung Besorgnis über die Schulden. Verbandsrat Stephan Hinsken fragte an, ob denn eine Sprengelsicherheit langfristig gegeben sei. Eine Standort-Garantie werde man von der Regierung nicht bekommen, so Johann Dilger. Die künftig hochmoderne Ausstattung sei jedoch überzeugendes Argument für den Standort, das habe sich auch beim Sprengel der Bäcker und Konditoren bezahlt gemacht, so der OB. Die Verbandsräte stimmten einhellig dafür. Die Entscheidung sei "ein klares Signal für die Zukunft der Berufsschule I".

"Klares Signal für Zukunft"

Die Neumöblierung des Lehrerzimmers an der Berufsschule II für schätzungsweise 60000 Euro erscheint im Vergleich wie ein Klacks, allemal weil diese Summe aus Restmitteln des Vorjahres finanziert werden kann. Die Stühle, etwa 25 Jahre alt, seien "am Ende ihrer physikalischen Laufzeit", umschrieb es Schulleiter Werner Kiese. Verbandsrat Ernst Moser konnte er beruhigen, die Schränke aus der Gründerzeit der Schule (1910), die dieser für denkmalschutzwürdig hält, seien sachgemäß eingelagert. Das Projekt stieß auf Zustimmung.

Unterricht für Flüchtlinge

Ebenso einstimmig sprachen sich die Räte dafür aus, auf Vorschlag der Regierung von Niederbayern im kommenden Schuljahr zwei Berufsvorbereitungs-Klassen für junge Asylbewerber und Flüchtlinge einzurichten. Je eine Klasse soll in Bogen (Jungen) und in Straubing (Mädchen) beschult werden. Der Unterricht diene dem Erlernen der deutschen Sprache und der Vorbereitung auf eine Berufsausbildung, so Birgit Himmelstoß von der Schulverwaltung. Die Kosten von 35000 Euro pro Jahr und Vollzeit-Klasse werden vom Europäischen Sozialfonds erstattet. Der Berufsschulverband muss jedoch in Vorleistung gehen, da die Auszahlung dieser Gelder erst mit Zeitverzögerung erfolgt. Momentan seien 25 Schüler gemeldet, so Johann Dilger. Diese Jugendlichen seien erfahrungsgemäß sehr motiviert. "Warum soll man Berufsnachwuchs aus Bulgarien werben, wenn man hier ein Potenzial junger Leute hat, die einen Beruf erlernen wollen?"

Stadtkämmerer Roman Preis stellte den Haushalt 2013 vor. Den Verwaltungshaushalt bezifferte er mit 5,2 Millionen Euro, die Verbandsumlage mit 2,73 Millionen Euro. Die Berufsschulen unterrichten 4568 Schüler. Der Vermögenshaushalt umfasse 3,57 Millionen Euro, wobei 2,4 Millionen Euro über Kredite finanziert werden. Die Rücklagen beliefen sich Ende 2012 auf 314000 Euro. Der Schuldenstand werde sich von 2,512 Millionen Euro auf 6,49 Millionen Euro zum Jahresende 2013 erhöhen und bis 2016 voraussichtlich 11,32 Millionen Euro umfassen. Die Besorgnis aus dem Kreis der Verbandsräte über den Schuldenberg quittierten OB und Landrat mit dem Hinweis, dass auch andere Berufsschulstandorte vor ähnlichen Problemen stünden und im Vergleich immense Schuldenproblematiken aufwiesen. Der hiesige Verband habe Augenmaß bewiesen, so der Landrat. Entscheidend sei, so der OB, dass die Zukunftsfähigkeit des Standorts gesichert sei. Nicht Anspruchsdenken spitze die Finanzlage zu, sondern vor allem gesetzliche Vorgaben wie der Brandschutz, gab Ernst Moser zu bedenken. Und da gebe es keine Alternative. Der Haushalt wurde einstimmig gebilligt.