Mehr Freiheiten im ersten Jahr
Uli Dengler beendet diese Woche sein erstes Schuljahr als fertiger Lehrer
31. Juli 2015, 17:08 Uhr aktualisiert am 31. Juli 2015, 17:08 Uhr
Blaue und rote Bälle fliegen durch die Sporthalle der Realschule Aiterhofen. "Du bist raus!" ruft ein Schüler. "Getroffen!", jubelt ein zweiter. Ihr Ziel: Die Läufer dabei zu stören, ihren Hindernislauf zu beenden. Wer abgeworfen wird, muss von vorne starten. Ausgedacht hat sich das Spiel Uli Dengler. Er ist Mathematik- und Sportlehrer an der Realschule.
Nicht nur die Schüler der 5a und 5b beenden an diesem Freitag ihr erstes Schuljahr an der Angela-Fraundorfer-Realschule, auch für Uli Dengler war diese Schule neu. "Für mich war es das erste Jahr in Freiheit nach zwei Jahren Gefängnis", erzählt der junge Lehrer schmunzelnd. Denn erst jetzt durfte er völlig frei und selbstbestimmt über seinen Unterricht entscheiden. Zuvor war er noch in der Ausbildung. Diese Ausbildung nennt sich Referendariat. Jeder Lehrer muss nach seinem Studium erst zwei Jahre als Referendar arbeiten. In dieser Zeit beobachten ihn seine Ausbilder bei der Arbeit. Sie überprüfen, welche Noten er beim Ausfragen vergibt oder wie er zum Beispiel die Geräte beim Sportunterricht aufbaut. In ihrer letzten Sportstunde vor den Ferien haben sich die Schüler ihr Lieblingsspiel gewünscht: "Takeshi's Castle". Damit möglichst viel Zeit zum Spielen bleibt, hat Uli Dengler einen Bauplan für das Spiel gezeichnet. Im Anfangskreis erklärt er den Plan. In Teams bauen alle zusammen Kästen, Matten, Springböcke, Hütchen, eine Kletterwand und Stangen auf. Innerhalb weniger Minuten ist der Hindernislauf fertig. "So schnell wie heute wart ihr noch nie. Wirklich klasse!", lobt Uli Dengler.
Fairness und Zusammenhalt
Er teilt die Jungs in zwei Gruppen auf, die gegeneinander antreten. Zwei Durchgänge spielen sie. Sie springen über Hindernisse, klettern über die Sprossenwand und verstecken sich hinter den Kästen. Sie wollen so oft wie möglich ins Ziel kommen, ohne getroffen zu werden. Die andere Gruppe setzt alles daran, die Spieler abzuwerfen. Während des Durchgangs erinnert der Lehrer die Spieler immer wieder an die Regeln und verteilt Strafpunkte, wenn sich ein Team nicht daran hält. "Mir ist ein faires Spiel sehr wichtig. Vor allem im Sport sollen die Schüler lernen, wie man miteinander umgeht und dass genau das auch richtig viel Spaß machen kann", sagt Dengler.
Dieses Jahr hatte der junge Lehrer neben 18 Mathestunden nur vier Sportstunden. Denn die Fünftklässler sind derzeit noch die einzigen Jungs an der ehemals reinen Mädchenschule. Sie sind die ersten an der Schule, die in gemischte Klassen gehen. Ab dem kommenden Jahr werden es noch mehr Jungs - und somit auch mehr Sportstunden für Uli Dengler. Denn als fertiger Lehrer darf er endlich das erste Mal an derselben Schule bleiben.