Bezirksliga West

VfB Straubing: Club mit Ambitionen


Der VfB Straubing (hier Top-Torjäger Ahmed Ahmedov) will in dieser Saison in die Landesliga aufsteigen.

Der VfB Straubing (hier Top-Torjäger Ahmed Ahmedov) will in dieser Saison in die Landesliga aufsteigen.

Der VfB Straubing feierte am vergangenen Wochenende die Herbstmeisterschaft in der Bezirksliga West. Das Ziel ist klar: im Sommer will man in die Landesliga und mittelfristig noch weiter nach oben.

Es ist Freitagabend, Flutlichtspiel. Im Stadion am Peterswöhrd in Straubing spielt der gastgebende VfB Straubing gegen den ASV Degernbach - also Aufstiegsanwärter gegen ein Team aus dem Tabellenkeller der Bezirksliga West. Ein Derby. Nachdem Aaron Bice den VfB nach feiner Vorarbeit von Lorent Dobruna nach 35 Minuten in Führung gebracht hat, muss seine Mannschaft dennoch lange zittern. In der zweiten Halbzeit haben die Gäste durchaus Chancen zum Ausgleich, Torhüter Slobodan Arsic muss das eine oder andere Mal eingreifen. Am Ende gewinnt der VfB das Spiel - in der Nachspielzeit entscheidet Bice mit seinem zweiten Treffer das Spiel.

Lucas Altenstrasser, Trainer des VfB, ist im Anschluss erleichtert. Mit dem Sieg hat sich der Verein die Herbstmeisterschaft gesichert. "Gerade für unser Selbstbewusstsein ist das schon sehr wichtig", sagt er. Der VfB ist mit dem klaren Ziel "Aufstieg" in die Saison gestartet. Zur Halbzeit ist man auf einem guten Weg, das zu erreichen. "Natürlich hat man hier auch einen gewissen Druck", sagt Altenstrasser mit Blick auf das Saisonziel. "Aber damit muss man eben umgehen und wir versuchen, ihn so gut wie möglich von der Mannschaft fernzuhalten."

Der VfB Straubing spielt aktuell seine dritte Spielzeit in der Bezirksliga. Nach zwei Jahren in der Kreisliga gelang 2015 der Aufstieg. Nun soll es eine Klasse höher gehen - so der Plan. "Wirklich planen", sagt VfB-Vorstand Manfred Schötz, "kann man so einen Aufstieg natürlich nie. Aber bislang sieht es gut aus. Und sollten wir es nicht schaffen, dann probieren wir es einfach nächstes Jahr wieder." Mittelfristig will man auch an der Tür zur Bayernliga anklopfen.

Perspektive bieten

Seit 15 Jahren arbeitet beim VfB die gleiche Vorstandschaft zusammen. Damals begann man in der A-Klasse und wollte den Verein nach oben führen. Die Frauenmannschaft war zu diesem Zeitpunkt das Aushängeschild des Clubs. Kurzfristig gelang auch der Sprung in die Kreisklasse. "Aber dann hat die Entwicklung etwas stagniert", blickt Schötz zurück. Bis 2012, als der Club sein 50-jähriges Jubiläum feierte. "Wir wollen unserem Nachwuchs die Perspektive bieten, in Straubing höherklassig Fußball zu spielen", sagt Schötz. Im Umkreis gab es Steinach, Hankofen und Bogen. In Straubing war der am höchsten spielende Club in der Kreisklasse zu finden. Also setzten sich die VfB-Verantwortlichen zusammen, entwickelten ein "Drei-Säulen-Konzept", wie es Schötz nennt: Frauen, Herren, Nachwuchs.

Der VfB und das Geld

Der VfB geht einen Weg, der von Außenstehenden oft kritisch gesehen wird. Eine handvoll Spieler des Kaders sind Straubinger, viele Leistungsträger wurden aber auch von anderen Clubs zum VfB gelotst. Eine Etatsumme, das stellt Manfred Schötz sofort klar, als es um die finanziellen Mittel des VfB geht, werde man von ihm nicht zu hören bekommen. Nur so viel: die abenteuerlichen Summen, die von Außenstehenden oft ins Spiel gebracht werden, entbehren jeglicher Grundlage. Vor allem ärgert Schötz auch die Scheinheiligkeit anderer Clubs. "Andere Vereine zahlen ihren Spielern auch was, aber offiziell zahlen sie alle nichts", sagt er. Beim VfB laufe alles offen ab. "Bei uns ist jeder angemeldet und wir zahlen auch die Sozialabgaben."

Dass finanzielle Mittel da sind, daraus macht niemand ein Geheimnis. Man sei breit aufgestellt auf Sponsorenebene und nicht von einem einzelnen Geldgeber abhängig, sagt Schötz. Und er stellt klar: "Wir machen keine Harakiri-Sachen. Wir wollen weiter bodenständig sein und keine finanziellen Wagnisse eingehen."

"Für guten Fußball muss man ein bisschen investieren"

Man hätte es auch anders machen können, sagt Schötz. Man hätte mit der ersten Mannschaft in der A-Klasse bleiben können, auch dann wäre man beim VfB glücklich geworden. "Aber man will in Straubing auch wieder einmal schönen Fußball sehen. Und wenn man guten Fußball bieten will, dann muss man auch ein bisschen investieren", so Schötz. Die A-Klassen-Mannschaft hat der VfB im Übrigen weiterhin. Bestückt ist die Mannschaft mit vielen Spielern, die aus dem VfB hervorgegangen sind - und keiner bekommt laut Schötz Geld dafür.

Mittelfristig sollen beim VfB auch wieder mehr Spieler aus Straubing oder dem Landkreis spielen. Schötz ist überzeugt, dass es ab der Landesliga einfacher ist, Spieler aus der Region für sich zu gewinnen. Ein Beispiel aus dem aktuellen Kader ist Lorent Dobruna. Der 19-jährige wechselte vor der Saison aus Bogen zum VfB und gehört zu den Stammspielern. Schötz schwärmt geradezu vom Mittelfeldspieler: "Er hat bei uns die Chance gekriegt und sie genutzt. Er ist jedes Training da, hängt sich voll rein - ein Vorbild für jeden jungen Burschen."

Lorent Dobruna

Lorent Dobruna

Ein besonderes Anliegen ist Schötz auch die Nachwuchsarbeit des Vereins. Mittelfristig will er die A-, B- und C-Jugendteams in die Bezirksoberliga bringen. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, wie Schötz selbst sagt. Aber man habe gute Mannschaften im Nachwuchs. "Und wenn man sich keine Ziele setzt, dann bleibt man stehen", fügt Tobias Nagl hinzu, der für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins zuständig ist und das Bindeglied zwischen Vorstand und Nachwuchsbereich darstellt. Um den Nachwuchs zu stärken, ging man im Sommer auch eine Kooperation mit dem einzigen Proficlub der Region, dem SSV Jahn Regensburg, ein. Der Austausch mit dem Jahn sei rege und erfolge zum Teil mehrmals die Woche, berichtet Nagl.

Jung-Trainer Altenstrasser

Bei der ersten Mannschaft hat nun seit sechs Spielen Lucas Altenstrasser das sportliche Sagen. Nach dem Rücktritt von Andreas Lahner, unter dem Altenstrasser schon als Co-Trainer tätig war, übernahm der erst 24-Jährige zusammen mit Andreas Kröber die Position des Trainers. Für ihn sei das "extrem spannend", sagt Altenstrasser, der aktuell ein Fernstudium im Bereich Sales Management macht. Es sei sogar "ein kleiner Traum", betont er. "Eine Herausforderung, aber eine schöne Herausforderung." Seine Bilanz kann sich sehen lassen: fünf der sechs Spiele unter seiner Leitung wurden gewonnen.

Altenstrasser kam in einer für ihn schwierigen Situation zum VfB. Im Sommer 2016 hatte er nur eineinhalb Wochen Zeit, um einen neuen Verein zu finden, nachdem sein Engagement bei Schalding in der Regionalliga nach kurzer Zeit schon wieder geendet hatte. Über Teammanager Bert Hierl kam der Kontakt zum VfB zustande. Als ihm Hierl ein Ziel nannte, musste er nach eigenen Angaben erst einmal lachen. Welches Ziel ihm genannt wurde, das will er nicht sagen. Altenstrasser gefallen die Ambitionen des Clubs. Aber auch der Zusammenhalt im Club. Als er einmal nachts um halb zwei mit dem Zug in Nürnberg hängen geblieben ist, fragte ihn Hierl beispielsweise sofort, ob er ihn abholen solle. "Solche Funktionäre findet man im Fußball ganz selten", sagt er.

Lucas Altenstrasser

Lucas Altenstrasser

Altenstrasser pendelt für das Training und die Spiele zwischen Passau und Straubing. Er gilt er als akribischer Arbeiter. "Ich plane jede Trainingseinheit eine Woche im Voraus", sagt er. Für die restliche Saison ist er optimistisch gestimmt. Am Sonntag konnte der VfB trotz doppelter Unterzahl auch das Derby beim SC Kirchroth für sich entscheiden. "Der Zusammenhalt ist aktuell sehr gut. Man merkt, dass jeder unbedingt gewinnen will und 90 Minuten dafür kämpft", so der junge Coach. Was für den Rest der Saison wichtig sein wird, um das Ziel Aufstieg zu realisieren? "Wir müssen weiter hart arbeiten", sagt Altenstrasser. "Denn ehrliche Arbeit wird am Ende immer belohnt."