Landkreis Regensburg
"Walking ist kein Spaziergang"
6. Juni 2018, 12:00 Uhr aktualisiert am 6. Juni 2018, 12:00 Uhr
Hunderte Walker starten beim Herzogstadtlauf am kommenden Sonntag um 10.45 Uhr - als Letztes. Doch im Volksmund heißt es: "Die Letzten werden die Ersten sein." Und das zeigt sich auch im steigenden Interesse an der Sportart. Immer mehr Walker gehen schnellen Schrittes über die Ziellinie. Dr. Regine Langer-Huber im Interview über Muskelaufbau, Teleskopstöcke und 600 Kalorien extra.
Walker dürfen sich des Öfteren einiges gefallen lassen.
Dr. Regine Langer-Huber: 2013 hieß es beim Herzogstadtlauf noch "Ach, die Walker sind auch von der Couch aufgestanden", heute traut sich das fast keiner mehr.
Es hat sich einiges verändert?
Langer-Huber: Gott sei Dank. Die Gruppe ist gewachsen und nicht nur ältere Walker sind vertreten. Junge Mütter mit ihren Babys auf dem Rücken, Männer und auch viele Mitglieder der Herzgruppe, des Vitalsportvereins und des Reha-Zentrums gehen mit.
Wie erklären Sie sich diesen Ansturm?
Walken tut gut. Es baut Stress ab und ist gelenkschonend. Das Herz-Kreislaufsystem wird gestärkt, Blutfettwerte sinken und bei Diabetikern verbessert sich die Insulinresistenz.
Sind Fünf-Kilometer-Strecken nicht zu wenig, um auf Dauer die Gesundheit zu verbessern?
Keineswegs. Man weiß, was man getan hat. Die Leistung wird von vielen oft unterschätzt. Walking ist kein Spaziergang.
Was verändert sich im Körper?
Auf lange Zeit wird der Bluthochdruck gesenkt und man braucht weniger Medikamente. Muskeln werden aufgebaut und man hält den Oberkörper beweglich.
Welche Muskeln?
Wenn man es richtig macht, so ziemlich alle. Beispielsweise baut sich Schultermuskulatur mit der Zeit auf und Arme und Beine werden gestärkt.
Aber das Ganze ist nicht so ergiebig wie Laufen?
Muss es auch nicht. Jede Art der Bewegung ist gesund. Walker müssen nicht maximale Leistung erbringen. Es kommt auf die Freude an und, dass man sich überhaupt bewegt.
Walker verlieren aber auch an Gewicht?
Bis zu 600 Kalorien verbraucht man ungefähr bei einer Stunde Powerwalking. Bei normalem Walking im Bereich von fünf Stundenkilometer rund 320 Kalorien. Denn der Stoffwechsel wird angetrieben. Wenn man dabeibleibt, verbrennt man dreimal wöchentlich viele Kalorien extra.
Manche trauen sich nicht anzufangen.
"Bewegen Sie sich und machen Sie das, was Ihnen Spaß macht", das ist mein Appell. Wenn jemand gerne golft, soll er es tun. Allein wenn jemand die Treppe statt des Fahrstuhls nimmt, ist es eine Verbesserung. Nicht jeder ist ein Sportler, doch man kann sich bewegen.
Walking ist also ein guter Anfang?
Mit jeder Walkingrunde schafft man einiges mehr und mit jedem Mal fällt es leichter. Man braucht nicht viel dazu.
Was gehört zur Ausrüstung?
Turnschuhe und Stöcke. Es gibt auch Teleskopstöcke für die Tasche. Natürlich ist Spaß auch wichtig, denn je mehr mir etwas gefällt, desto öfter mach' ich es.
Und die richtige Technik?
Um nichts falsch zu machen, sollte man einen Kurs besuchen. Die Armbewegung ist entscheidend. Man kann einiges falsch machen.
Gehen Sie an den Start?
Seit es den Walking-Cup beim Herzogstadtlauf gibt, bin ich dabei. Dieses Jahr leider nicht. Ich habe aus schlechtem Gewissen mehr trainiert (lacht). Das ist doch auch was.
Der Herzogstadtlauf motiviert.
Man rafft sich auf und in der Gruppe wird immer aufeinander geschaut - keiner bleibt zurück. Daher ist diese Veranstaltung eine tolle Initiative der Stadt. Für viele Teilnehmer ist dabei sein wichtiger als die absolute Zeit.
Es ist das Gefühl der Zusammengehörigkeit?
Zusammen schafft man mehr.
Und das gibt Mut.
Ja. Beim Walken wird man nicht überfordert, sondern stetig leistungsfähiger. Sieht man Ergebnisse, bleibt man dabei. Und nie aufzugeben, das ist das Wichtigste.