Motorsport-Legende
Walter Röhrl: Ein Genie auf Rädern
15. Dezember 2018, 13:14 Uhr aktualisiert am 15. Dezember 2018, 13:14 Uhr
Motorsport-Legende Walter Röhrl wurde unter anderem zum "Rallyefahrer des Milleniums" gewählt. Auszeichnungen sind schön, doch viel wichtiger war Röhrl eine andere Sache: es sich selbst immer wieder beweisen, dass er der Beste ist.
Dass er einmal da stehen würde, wo er heute steht: Kaum vorhersehbar. Denn in jungen Jahren verschwendete Röhrl nicht einen Gedanken an eine Motorsportkarriere. Seinen sportlichen Fokus legte er im Winter auf das Skifahren, im Sommer begeisterte er sich für den Rudersport. "Schuld" war dann ein Wintersportkollege. Der war von Röhrls Autofahrkünsten so überzeugt, dass er ihm ein Auto besorgte und ihn 1968 zu einem Lauf bei den Deutschen Meisterschaften anmeldete. Doch aufgrund eines technischen Defekts musste Walter Röhrl sein allerstes Rennen nach 450 Kilometern beenden. Das wiederholte sich auch in den folgenden Jahren, bis die Bemühungen seines Freundes Herbert Marecek erste Früchte trugen - und Röhrl 1971 seinen ersten Werksvertrag bei Ford Deutschland erhielt.
Um als Skilehrer und Rennfahrer parallel arbeiten zu können, kündigte er seine Sekretärsstelle beim Bistum in Regensburg. Der große Durchbruch kam dann bei der Olympiarallye 1972. Mit insgesamt 3.500 Kilometern über mehrere Etappen ging es von Kiel nach München. Röhrl war mit der Startnummer 23 am Start, wurde aber mehrmals mit einem angeblichen Fehler bei der Zeitmessung aus der Wertung gestrichen, weil keiner glauben konnte, dass ein Unbekannter aus dem Bayerischen Wald die Weltelite derart düpiert. Walter Röhrl nahm es mit Humor und wunderte sich in gewohnt bayerischem Dialekt: "Warum fahrn de alle so langsam? Jetzt möcht i wissen, ob ich a Träumer bin, jetzt möcht ich allen zeigen, dass i der Beste der Welt bin."
Kunststück im Fiat 131
Das war der Beginn einer beispiellosen Karriere. In seiner Laufbahn gab es nichts, was er nicht gewonnen hat. Egal wie schwer die Strecken, wie schlecht die Witterung oder wie schlecht die Reifen waren: Röhrl war immer schnell. Und blieb gleichzeitig doch immer verantwortungsvoll. Bei aller Schnelligkeit sei eines für ihn immer wichtig: "... dass ich nie das Gefühl habe, dass meine Gesundheit gefährdet ist." Sein Ziel von Beginn an: einmal die Königs-Rallye von Monte Carlo gewinnen. Dieses Kunststück gelang ihm zum ersten Mal 1980, damals noch im Fiat 131. Wenn man Walter Röhrl nach seinem Karriere-Highlight fragt, muss er bei der Vielzahl der Erfolge erstmal nachdenken: "Ich wollte unbedingt die Rallye von Monte Carlo einmal gewinnen. Insgesamt ist mir das viermal gelungen. Jeder einzelne Sieg da ist etwas ganz Besonderes."
1988 beendete Walter Röhrl seine einmalige Karriere im professionellen Rennsport wegen auseinandergehender Vorstellungen mit dem damaligen Rennteam. Über verschiedene Stationen landete er schließlich bei Porsche. Dort war er nicht nur Repräsentant, sondern auch an der Entwicklung neuer Sportwagen beteiligt. Eines seiner größten Projekte war der 2003 vorgestellte Porsche Carrera GT, der heute nicht mehr produziert wird. Bei diesem limitierten Supersportwagen arbeitete er sowohl an der Optik, als auch an technischen Details mit. Heute hat Röhrl bei Porsche noch repräsentative Aufgaben, nicht mehr, weil er "jetzt sein Leben endlich genießen will".
Klare Meinung zu Dieselfahrverboten
Mit seiner Frau lebt er jetzt glücklich im ruhigen Niederbayern. Dass er einen Gang runtergeschaltet hat, bedeutet aber nicht, dass er den ganzen Tag auf der faulen Haut liegt. "Ich muss jeden Tag Sport machen, sonst fühle ich mich irgendwie unwohl." Egal ob er auf dem Golfplatz ein paar Bahnen spielt, auf dem Rennrad seine Kilometer runterspult oder sich auf dem neu erworbenen Rudergerät auspowert: Walter Röhrl und Sport gehört einfach zusammen.
Wegen seiner beispiellosen Karriere herumstolzieren, das ist gar nicht sein Fall. Im Gegenteil. Es ist ihm eher "peinlich, was um meine Karriere für ein Wirbel gemacht wird." Auch dass Niki Lauda ihn als ein "Genie auf Rädern" bezeichnet hat, ist ihm unangenehm. Am liebsten ist er bei Dunkelheit gefahren, da war er mit sich und dem Auto alleine. Denn er wollte es ja hauptsächlich sich selbst beweisen, dass er der Schnellste ist. Er habe oftmals auch einfach Glück gehabt. In jedem Fall ist er in fast allen Supersportwagen der Welt ein paar Runden gefahren, und zwar auf allen berühmten Rennstrecken. Auf die Frage nach dem schnellsten Auto, das er je gesteuert hat, hat er nicht wirklich eine Antwort parat. Privat fährt er einen Porsche Turbo (500PS) und einen Porsche 94'RS (circa 100 PS).
Auch zur aktuellen Diskussion um die Dieselfahrverbote, den CO2-Ausstoß und wie dies im Rennsport zu rechtfertigen ist, positioniert sich Röhrl klar: "Die Dieselfahrverbote sind absoluter Irrsinn. Die Zukunft liegt ganz klar in den Dieselfahrzeugen. Es ist einfach die sparsamste und umweltfreundlichste Lösung, wenn man auch die Herstellung des Kraftstoffes betrachtet. Der Rennsport hat in dieser Beziehung eine große Bedeutung, denn viele der Filter, die den Ausstoß der Schadstoffe reduzieren, sind im Rennsport entwickelt worden."