Hundetrainerin im Interview
Warum Hunde Menschen töten
15. April 2018, 8:58 Uhr aktualisiert am 6. April 2023, 15:20 Uhr
Am Montag hat ein Staffordshire-Mix einen sieben Monate alten Säugling in den Kopf gebissen. Das Baby ist an den Folgen gestorben. Eine Woche davor hatte ein Staffordshire-Terrier-Mischling in Hannover seine Besitzerin und deren Sohn totgebissen. Tanja Fuchs ist Hundetrainerin und aktiv im Internationalen Rasse- Jagd- und Gebrauchshunde Verband der Ortsgruppe Straubing sowie zweite Vorsitzende der Landesgruppe Niederbayern. Ihr Verein bietet dabei auch Trainingsvorbereitungen für den Wesenstest für Listenhunde an. Im Gespräch mit idowa erklärt sie, warum ein Hund Menschen angreift und wie man ein solches Verhalten verhindern kann.
idowa: Staffordshire Terrier zählen zu den Listenhunden, umgangssprachlich auch als "Kampfhunde" bezeichnet. Würden Sie diese Rasse als gefährlich einstufen?
Tanja Fuchs: Es gibt grundsätzlich keine gefährlichen Rassen. Es gibt aber Rassen, die aufgrund ihrer rassetypischen Anlagen besondere Bedürfnisse haben. Ist der Halter nicht in der Lage, diese Anlagen zu kontrollieren und den Hund zu erziehen, kann es gefährlich werden.
Wie können Sie sich das Verhalten des Staffordshire-Mixes, der das Baby in den Kopf gebissen hat, erklären?
Man sollte Kinder und Hunde, egal welche Rasse, nie alleine lassen, was auch in dem Fall mit dem sieben Monate alten Säugling missachtet wurde. Es reicht schon, wenn sich der Hund in irgendeiner Weise von dem Kind bedrängt fühlt. Er wird deutliche Signale aussenden, um zu zeigen, wenn er das Verhalten seines Gegenübers nicht mehr duldet. Ein Baby ist natürlich nicht in der Lage, diese Signale zu erkennen. Die Verantwortung liegt beim Halter.
Wie kann man als Hundebesitzer ein solches Verhalten verhindern?
Grundsätzlich sollte man sich vor Anschaffung eines Hundes erstmal gut über die Rasse informieren und sich fragen, ob man den Anforderung gewachsen ist. Nicht jede Rasse passt zu jedem Menschen. Nicht jede Rasseeigenschaft passt zu jedem Lebensstil.
Sind bestimmte Hunderassen für Familien mit Kindern nicht geeignet?
Nein, grundsätzlich geht diese Kombination immer, solange man beide Seiten richtig "erzieht" - den Hund im Umgang mit dem Kind und das Kind im Umgang mit dem Hund.
Was sollte mit einem Hund nach einer solchen Tat Ihrer Meinung nach passieren?
Das kann man so pauschal nicht beantworten. Ob man den Hund einschläfert oder ihm eine zweite Chance gibt, muss konkret auf die Situation abgestimmt werden.
Wie können solche Unfälle verhindert werden?
Die Verantwortung liegt beim Hundehalter. Eine einheitliche Sachkunde- und Halterprüfung (bei bestimmten Rassen mit einem Zusatzteil) wäre hier die einfachste Lösung, damit die Möglichkeit, dass Hunde zur Gefahr werden können und Beißunfälle verursachen, minimiert wird. Ganz verhindern wird man es nie können. Hund ist nicht gleich Hund. Das muss Haltern bewusst gemacht werden.