Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat am Samstagvormittag in einem Pontifikalamt im Regensburger Dom Professor Dr. Rudolf Voderholzer zum Bischof geweiht. Konsekratoren des 78. Bischofs des Bistums Regensburg waren außer dem Metropoliten der Kirchenprovinz München und Freising Erzbischof Dr. Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der römischen Glaubenskongregation und Voderholzers direkter Vorgänger im Amt des Bischofs von Regensburg, Bischof Frantisek Radkovsky, Bischof von Regensburgs Partnerdiözese Pilsen, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, sowie zahlreiche Bischöfe aus Bayern und darüber hinaus, darunter der Trierer Bischof Stephan Ackermann sowie der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst.

Die eisigkalte Kathedrale war mit über 2000 Besuchern voll besetzt, weitere Hunderte von Menschen verfolgten das Pontifikalamt auf Leinwänden in drei weiteren Kirchen in Regensburg. Rund 4 000 Gläubige, darunter 400 Priester, waren insgesamt aus dem ganzen Bistum Regensburg, aber auch von Stätten des früheren Wirkens Voderholzers zu dem Gottesdienst gekommen.

In seiner Predigt stellte der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Marx, die Frage, wie es heute angesichts vielfältiger Erwartungen und medialer Zuspitzungen - Letztere oft ohne die notwendigen Differenzierungen bei wichtigen Themen - noch möglich sei, Bischof und Apostel zu sein. "Das kann er uns zumuten, weil er uns sendet", lautete seine Antwort. Von Christus her gelte es, den Menschen den Weg in die Fülle des Lebens zu zeigen.

Erzbischof Marx: "Gottes Segen Dir dazu, auf geht's!"

Erzbischof Gerhard Ludwig Müller habe "stark und großartig" in Regensburg gewirkt. Nun solle sein Nachfolger die Fußstapfen aufnehmen und seinen eigenen Weg gehen: "Gottes Segen Dir dazu, auf geht's!"

Nuntius Erzbischof Jean-Claude Dr. Périsset überbrachte die Ernennungsurkunde von Papst Benedikt, die der bisherige Diözesanadministrator Prälat Dr. Wilhelm Gegenfurtner auf Aufforderung von Erzbischof Gerhard Ludwig Müller dem Domkapitel zeigte und dann verlas. Am 2. Juli 2012 hatte Papst Benedikt XVI. den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller zum Präfekten der römischen Glaubenskongregation ernannt.

Getragen von einer Welle des Gebets und Sympathie

Nach der Heiligenlitanei legten die anwesenden Bischöfe und Kardinäle Voderholzer die Hände auf und sprachen das Weihegebet für ihren neuen Amtskollegen. Sichtlich ergriffen nahm der neue Oberhirte die Insignien, den Bischofsring, die Mitra und den Bischofsstab, entgegen. "Es ist ein außerordentlich bewegender Moment, zum ersten Mal mit der Mitra vor Ihnen zu stehen als neuer Bischof", richtete sich Voderholzer mit Tränen in den Augen an die Gläubigen. Später berichtete er vor Journalisten, er habe sich während der Weihe getragen gefühlt von einer Welle des Gebets und auch der Sympathie.

"Christus in vobis spes gloriae" lautet der Wahlspruch des neuen Regensburger Bischofs: "Christus ist unter euch. Er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit." Der lateinische Spruch ziert auch das bischöfliche Wappen von Rudolf Voderholzer. Jeweils zwei Felder zeigen das Wappen des Bistums Regensburg mit den rot-weißen Balken. Eine Brücke dient sowohl als Christussymbol als auch als Merkmal Regensburgs. Brücken bauen - dieses Bild tauchte in Voderholzers Worten an die Gläubigen mehrmals auf.

An den Pilsener Bischof Radkovsky gerichtet, erinnerte Voderholzer an die düsteren Zeiten des Eisernen Vorhangs in der deutsch-tschechischen Grenzregion. Der Glaube habe geholfen, "neue Brücken zu bauen zwischen unseren Völkern". Mütterlicherseits hat Voderholzer Wurzeln im tschechischen Kladrau, eine Freundschaft verbindet ihn seit mehreren Jahren mit Bischof Radkovsky.

Bischof Rudolf betont mehrmals Rolle der Laien

Auch innerhalb der Diözese betonte der neue Oberhirte die Bedeutung der Priester und Ordensleute als Brückenbauer. Er hob aber auch die Rolle der Laien in der Kirche hervor. "Sie alle haben durch Taufe und Firmung Anteil am Leib Christi und an seiner Sendung als Lehrer, Hirte und Priester", sagte Voderholzer. Er sei bereit, als neuer Bischof voranzugehen als erster Beter und Glaubensbote. "Aber ich brauche Euch, brauche Sie alle. Ohne Euch geht es nicht." Kraftvoll setzte er dann hinzu: "Wir alle sind Kirche!"

Auch die Gäste aus der Diözese Regensburg zeigen sich beim Festakt angetan vom neuen Bischof. Als gebürtiger Münchner, früherer Priester in Oberbayern und renommierter Hochschullehrer sei Voderholzer "für das Hirtenamt im Herzen Bayerns eine Idealbesetzung", sagt Bayerns Europaministerin Emilia Müller. Sie sichert Voderholzer die Unterstützung der Gläubigen zu. "Wen wir Oberpfälzer einmal in unser Herz geschlossen haben, den lassen wir so schnell nicht mehr hinaus."

Graf Philipp von und zu Lerchenfeld, Vorsitzender des Diözesankomitees, freut sich insbesondere auf die Zusammenarbeit mit Voderholzer bei der Vorbereitung des Deutschen Katholikentags 2014 in Regensburg. Er betont, Voderholzer werde im Bistum mit offenen Armen empfangen.

Mit "großer Achtung und hohem Respekt" gratuliert der evangelische Regionalbischof Dr. Hans-Martin Weiss seinem katholischen Amtskollegen. Herzliche Grüße kommen von der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste, die auf Voderholzers besondere Beziehung zu Tschechien hinweist. Die Mutter des neuen Regensburger Bischofs stammt aus dem böhmischen Wallfahrtsort Kladrau - wo Voderholzer alljährlich eine Messe feiert.

Ausdrücklich hatte der neue Bischof alle Gläubigen ins Kolpinghaus eingeladen, nicht nur die üblicherweise berücksichtigten "geladenen Gäste". Das von manchen befürchtete logistische Chaos im Kolpinghaus blieb aus. Die Gäste verteilten sich im großen Festsaal, für jeden gab es eine belegte Semmel, ein Stück Kuchen mitsamt essbarem Bischofs-Wappen oder eine - nach der Eiseskälte im Dom begehrte - heiße Suppe.

Der neue Oberhirte will niemanden ausschließen. "Ich werde versuchen, zwischen den Gruppen innerhalb der Diözese Brücken zu bauen, wenn das nötig ist", sagt Voderholzer. Er spüre im Bistum ein großes Wohlwollen und die Bereitschaft zusammenzuarbeiten. Möglichst noch in diesem Jahr wolle er alle Regionen der Diözese besuchen. -

Das alles klingt wie Musik in den Ohren der reformorientierten Regensburger Laien-Gruppen "Laienverantwortung" und "Wir sind Kirche", die nach Verwerfungen mit dem bisherigen Bischof Gerhard Ludwig Müller ein Nischen-Dasein führen. "Voderholzers Botschaft klingt vielversprechend", freut sich Fritz Wallner, stellvertretender Vorsitzender der "Laienverantwortung". Er hofft auf einen offenen Dialog.