Acht-Wochen-Versuch
Kein Rindfleisch in den Regensburger Mensen - und keiner merkt's
10. Januar 2025, 17:57 Uhr
Welche Auswirkungen hat unser Essverhalten auf die Umwelt? Und wie schwer fällt uns Verzicht auf bestimmte Lebensmittel? Wie die Universität Regensburg per Pressenotiz mitteilte, wurden in einem gemeinsamen Projekt der Universität Regensburg und des Studierendenwerks Niederbayern/Oberpfalz (STWNO) in den vom Studentenwerk betriebenen Mensen acht Wochen lang keine Gerichte mit Rindfleischanteil serviert - ohne Ankündigung und ohne die Mensagäste darauf aufmerksam zu machen.
In Regensburg (Uni und OTH), an der Universität Passau, dem TUM Campus Straubing und der Hochschule Landshut gab es vom 28. Oktober bis 20. Dezember 2024 weder Rinderbraten noch Gulasch, gemischtes Hackfleisch oder Currywurst. Angekündigte Aktionen des Studentenwerks, wie eine vegane Woche, hatten bei Studierenden laut Uni auch negative Reaktionen hervorgerufen. Zum Beispiel, weil sie als eine Einschränkung der Entscheidungsfreiheit wahrgenommen wurden.
Professor Andreas Roider, Beauftragter für Nachhaltigkeit an der Uni Regensburg, fragte sich: "Inwieweit würde es überhaupt jemand merken, wenn es eine Weile - unangekündigt - keine Rindfleisch-Produkte in der Mensa geben würde, zum Beispiel auch keine Currywurst?" Und tatsächlich: Rückmeldungen blieben völlig aus. Ziel der Aktion wird es sein, nach der Projektlaufzeit Diskussionen bei den Studierenden und Mitgliedern der Hochschulen zum eigenen Essverhalten anzustoßen, um bewusstere Entscheidungen bei der Ernährung im Hinblick auf mehr Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit zu treffen. Das Projekt wurde von Andreas Roider initiiert, vom Studentenwerk umgesetzt und wissenschaftlich von Professor Gunther Hirschfelder, Professur für Vergleichende Kulturwissenschaft, an der Universität Regensburg, begleitet.
Die Ernährung verursacht laut Uni einen bedeutenden Anteil des weltweiten Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes. Insbesondere der Fleischkonsum nehme dabei durch Faktoren wie Futterproduktion, Methanemissionen oder Transport eine überdurchschnittlich große Rolle ein. Die Idee zum Verzicht auf Rindfleisch ergab sich aus seiner besonders negativen Umweltbilanz. "Studien zeigen, dass bestimmte Nahrungsmittel aus ganz unterschiedlichen Gründen einen überproportional negativen Effekt auf die Umwelt haben, insbesondere Rindfleisch", so Roider. Obwohl über einen Zeitraum von acht Wochen auf Rindfleischprodukte in den Mensen vollständig verzichtet wurde, blieben Rückmeldungen und Reaktionen der Gäste beim Studierendenwerk aus. "In der Tat haben uns keine negativen Rückmeldungen oder Nachfragen zu fehlenden Rindfleischgerichten in der Mensa erreicht", sagt Markus Bauer, Produktentwickler des STudentenwerks. Und das, obwohl über den Zeitraum an den fünf Standorten 300.000 Essen ausgegeben wurden.
Kulturwissenschaftler Professor Gunther Hirschfelder begleitete die rindfleischfreien Wochen: "Das Projekt ist ein Experiment. Wir wollten schauen: Wie sind die Befindlichkeiten der Mensagäste? Was fällt ihnen auf?" Dabei ginge es nicht darum, den Menschen etwas zu verbieten, sondern das eigene Verhalten im Hinblick auf die Umwelt zu reflektieren und Stellschrauben für eine nachhaltigere Zukunft zu finden. Ab Januar wird Rindfleisch wieder in den Mensen des Studentenwerks angeboten.