Besonderes "Jubiläum"

Regensburger lebt seit zehn Jahren mit einem Spenderherz


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Geoffrey Bonosevich lebt seit zehn Jahren mit einem Spenderherz.

Von Redaktion idowa

Wie fühlt sich ein Leben mit Spenderorgan an? „Besonders, schön und zum Glück auch normal.“, wenn man Geoffrey Bonosevich fragt. Der Regensburger mit texanischen Wurzeln hat vor zehn Jahren am UKR ein Spenderherz erhalten. In dieser Pressemitteilung erzählt das Universitätsklinikum seine Geschichte. 

„Wir haben ein Herz für Sie.“ Sechs Worte, die ein Leben verändern. Ein Leben ermöglichen. Ein Leben bedeuten. Geoffrey Bonosevich erinnert sich noch genau an den Tag, an dem er selbst diese Worte hörte. Es war der 1. August 2012. Der heute 64-Jährige war gerade stationär am UKR und saß zeitunglesend im Aufenthaltsraum seiner Station, als ein Arzt ihm die Nachricht überbrachte. Bonosevich konnte es nicht fassen, sein fast zehnjähriges Leiden hatte damit endlich ein Ende.

Das lange Warten auf den rettenden Satz

Der Regensburger war sein Leben lang sportlich aktiv, hat nie geraucht, ist früher Halbmarathon gelaufen. 2003 bemerkt er, dass ihn das Training mehr anstrengt als sonst und ihn schnell erschöpft. Ein medizinischer Check ergibt zunächst keine klare Ursache. 2011 geht dann alles ganz schnell. Er bekommt eine Thrombose und erblindet am rechten Auge. Als Auslöser wird schließlich eine Kardiomyopathie identifiziert – eine Erkrankung des Herzmuskels, die zu einer immer weiter fortschreitenden Herzinsuffizienz führt. Bonosevich erhält einen Herzschrittmacher, danach in Folge zwei implantierbare Defibrillatoren und schließlich ein Kunstherz. Dieses hat er über 500 Tage, bis sich das Pumpenkabel, das den im Körper liegenden Teil des Kunstherzens mit der tragbaren Steuereinheit verbindet, entzündet. Der Regensburger wird im März 2012 auf die Warteliste für eine Herztransplantation gesetzt. Am 31. Juli 2012 hört er dann den rettenden Satz, schon in der Nacht zum 1. August folgt die Transplantation.

Seitdem ist viel passiert. Schon ein Jahr nach der Transplantation beginnt Bonosevich wieder in Vollzeit zu arbeiten. Kurz vor seiner Rente wechselt der Ingenieur innerhalb seines Unternehmens sogar noch einmal vom Vertrieb in die Abteilung Human Ressources. Doch dies ist noch nicht Herausforderung genug. Mitte 2021 macht sich Bonosevich als Berater für E-Mobilität selbstständig. „Stillstand ist nichts für mich. Das Leben muss spannend bleiben“, sagt er. Und das lebt er auch.

Neben den beruflichen Herausforderungen ist Geoffrey Bonosevich auch privat immer aktiv. Schon mit Spenderherz tritt er diverse Male beim Viertelmarathon an, trainiert eine Baseball-Mannschaft. Bis vor kurzem war er sogar selbst noch auf dem Feld aktiv. Er wandert gerne und macht ausführliche Radtouren mit Freunden und Familie. Daneben engagiert sich der Familienvater auch für die Organspende. Als 2. Vorsitzender des Vereins Transplantationsbetroffene Bayern setzt er sich öffentlich für Betroffene ein: „Nur, weil sich damals jemand Gedanken gemacht hat, was mit seinen Organen nach seinem Tod passiert, lebe ich heute noch. Jeder sollte sich kurz Zeit für diese lebenswichtige Entscheidung nehmen", findet er.

Mehre Warteplätze als Spenderorgane

Was der 64-Jährige anspricht, ist leider nicht selbstverständlich. Auf knapp 9.000 Patienten, die bundesweit auf ein neues Herz, eine neue Niere, Leber, Lunge oder Bauchspeicheldrüse warten, kamen 2021 in Deutschland nur 2.905 postmortal gespendete Organe, so die Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation. Wartelistenpatienten warten im Schnitt mehrere Jahre, abhängig von Organ und Gesundheitszustand. „Für viele unserer Patienten ist das aber zu lange. Sie versterben entweder während der Wartezeit oder müssen von der Liste abgemeldet werden, weil sich ihr Gesundheitszustand massiv verschlechtert“, führt Professor Dr. Lars Maier, Sprecher des Universitären Herzzentrums am UKR und einer der betreuenden Ärzte von Geoffrey Bonosevich, aus. Dass sein gut funktionierendes Spenderorgan keine Selbstverständlichkeit ist, weiß auch Bonosevich. Seine täglich 30 bis 40 Tabletten nimmt er gewissenhaft ein - „und ich verpasse auch nie einen Kontrolltermin.“

Für kranke Herzen gibt es neben der Transplantation diverse Ersatzverfahren wie Herzschrittmacher, Kunstherz oder Defibrillator. „Aber auch diese Verfahren können nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden und sind oft mit massiven Einbußen der Lebensqualität verbunden“, erläutert Professor Dr. Christof Schmid, ebenfalls Sprecher im Universitären Herzzentrum Regensburg und der Chirurg, der Geoffrey Bonosevich vor zehn Jahren sein neues Herz eingesetzt hat. „Eine Herztransplantation ist für alle Betroffene in der Regel die beste Option, da sie für lange Zeit wieder ein annähernd normales Leben ermöglicht.“

Das weiß niemand besser als jene, die selbst mit einem Spenderherz leben. Deswegen feiert Geoffrey Bonosevich sein zehnjähriges Jubiläum auch mit zwei Paaren, die ebenfalls eine zweite Chance bekommen haben. Ganz bescheiden beim Brunch.