DEL-Halbfinale
Das EHC-Endspiel: Entscheidung on Ice
16. April 2019, 9:16 Uhr aktualisiert am 16. April 2019, 9:16 Uhr
Vierter Finaleinzug in Serie oder Saison-Aus? Für Meister EHC Red Bull München geht es in Spiel sieben des Halbfinales gegen die Augsburger Panther "um alles", wie Stürmer Andreas Eder sagt.
München - Don Jackson versammelte seine Spieler um sich in der Kabine. Dann öffnete der Coach des EHC Red Bull München sein Herz, aus dem er sonst gerne eher eine Mördergrube macht, und hielt eine der emotionalsten Reden seines Trainerlebens.
Eine Rede, die ihm, aber auch einigen harten Eishackler-Hunden, die Tränen in die Augen trieben. "Wer das erlebt hat, wollte den Sieg noch ein Stückchen mehr - wollte auch für Don persönlich gewinnen", sagte EHC-Verteidiger Yannic Seidenberg. Die tränendamm-brechende Ansprache hielt Jackson, der mit acht Titeln erfolgreichste Coach der DEL-Historie, vor Spiel sieben der Finalserie seines EHC im April 2018 in der Vorsaison gegen die Eisbären Berlin.
Entscheidungsspiel am Dienstag
Jetzt steht für den EHC wieder ein siebtes und alles entscheidendes Spiel an - diesmal schon im Halbfinale. Die Augsburg Panther, der Hauptrunden-Dritte, trotzten dem EHC durch ein 2:0 in Spiel sechs die Entscheidungsschlacht on Ice am Dienstag (19.30 Uhr, Sport1 und Magenta Sport) ab.
"Man hat gesehen, dass hier zwei, sehr, sehr gute Mannschaften aufeinandertreffen, alle wollen weiterkommen. Wir sind nach dem 1:2-Rückstand in der Serie zurückgekommen, jetzt hat Augsburg den Ausgleich geschafft, am Dienstag geht es um alles", sagte Münchens Stürmer Andreas Eder, "wir müssen selber von der Strafbank wegbleiben und andererseits unsere Überzahlsituationen ausnutzen. Und am Ende mindestens ein Tor mehr schießen als Augsburg."
Doch mit dem Toreschießen haben die Münchner so ihre Probleme - sowohl in den Powerplays, aber auch in den Fünf-gegen- Fünf-Situationen. Nur 12,5 Prozent aller Überzahlgelegenheiten schließt der Serienmeister mit einem Treffer ab (Augsburg schafft 14,5 Prozent). Das ist der schlechteste Wert aller Teams, die zumindest das Viertelfinale erreicht haben.
Olivier Roy - die menschliche Mauer
Wenn beide Teams vollzählig auf dem Eis sind, nehmen die Red Bulls den Panther-Käfig unter Dauerbeschuss, doch Goalie Olivier Roy kann im nächsten Fasching als menschliche Mauer gehen. 257 Schüsse gingen auf sein Tor, nur neun Mal durfte sich ein Puck das Prädikat unhaltbar verdienen.
Zum Vergleich: Augsburg nahm den Kasten von EHC-Goalie Danny aus den Birken 190 Mal aufs Korn, zehn Mal geriet das Tornetz in ekstatische Verzückung. "Ihr Torhüter ist sehr, sehr gut drauf", sagte Nationalverteidiger Daryl Boyle, "aber wir sind bereit für Spiel sieben, ich bin aufgeregt. Mit unseren Fans werden wir das schaffen."
Geschichte wollte der EHC in dieser Saison auf jeden Fall schreiben. Geplant war, sich den vierten Titel in Serie zu holen, das hatte zuvor noch kein Team geschafft. Doch der Weg dorthin ist weit, ist hart - die Augsburger bewegen sich auf einer Euphoriewelle, die alle Müdigkeit aus dem Beinen treibt.
Die beiden Teams haben in dieser Halbfinal-Serie mit zwei Partien, die erst in der dritten Verlängerung entschieden wurden, bereits 444 Minuten und 46 Sekunden auf dem Eis gestanden. Damit hat sich der EHC, der zuvor schon mit zehn aufeinanderfolgend gewonnenen Playoff-Runden einen Rekord aufgestellt hatte, einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert.
EHC München will den Titelrekord
Diese Playoff-Serie wird auf jeden Fall die längste überhaupt. Die bisherige Bestmarke stammt aus dem Jahr 2008, da bekämpften sich Frankfurt und Iserlohn im Viertelfinale 480 Minuten und 32 Sekunden. Der EHC muss noch mindestens 60 Minuten gegen Augsburg spielen, dieses Halbfinale wird also auf jeden Fall 504:42 Minuten dauern - wenn es nicht auch noch Verlängerung gibt. Aber der einzige Rekord, der den EHC interessiert, ist der vierte Titel in Folge. Doch erst einmal gilt es, den immer größer werdenden Stolperstein Augsburg aus dem Weg räumen.
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