Aufregung im Schwarzwaldstadion
Abraham mit Bodycheck gegen Freiburg-Trainer Streich: Rudelbildung!
11. November 2019, 8:48 Uhr aktualisiert am 11. November 2019, 10:39 Uhr
Der SC Freiburg verbesserte sich durch einen 1:0-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt auf einen Champions-League-Platz. Unschöne Szenen in der Nachspielzeit überschatteten die Begegnung.
Freiburg - Zwei Rote Karten in der Nachspielzeit, einmal Gelb-Rot und ein durch einen Check zu Boden gestreckter Trainer Christian Streich: Nach einer turbulenten Begegnung hat die Überraschungsmannschaft des SC Freiburg ihr bestes Anfangsdrittel in der Fußball-Bundesliga mit dem Sprung auf einen Champions-League-Platz gekrönt. Die unschönen Szenen in der Nachspielzeit trübten aber zunächst die Freude über den glücklichen 1:0 (0:0)-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt.
Rudelbildung in der Nachspielzeit
Gäste-Kapitän David Abraham checkte Kult-Coach Streich kurz vor dem Ende zu Boden und sah von Schiedsrichter Felix Brych Rot (90.+6). Im folgenden Handgemenge griff der bereits ausgewechselte Vincenzo Grifo (90.+10) Abraham an den Kiefer und sah ebenfalls Rot.
"Da sind ihm die Sicherungen durchgebrannt. Abraham ist ein extrem emotionaler Spieler. Fußball ist ein Kampfsport, das war allerdings an der falschen Stelle", sagte Streich bei "Sky", gab sich danach aber wieder versöhnlich: "Wir müssen jetzt runterfahren."
Fredi Bobic kritisierte den Übeltäter. "Das überschattet vieles zum Schluss. Das darf er nicht machen. Er ist emotional, das darf ihm nicht passieren", sagte der Frankfurter Sportvorstand. Aber auch die Gelb-Rote Karte gegen den ehemaligen Freiburger Gelson Fernandes (45.+1) ärgerte Bobic: "Das war entscheidend für das Spiel." In Überzahl erzielte Torjäger Nils Petersen den Siegtreffer (77.). Doch das interessierte zunächst nicht. "Am Ende war so viel los, das braucht der Fußball nicht", sagte SC-Abwehrspieler Dominique Heintz.
Abraham entschuldigt sich bei Streich
Abraham hat nach seinem Rempler gegen Streich Reue gezeigt. "Ich möchte mich in aller Form entschuldigen. Ich bin sehr froh, dass wir nach dem Spiel gesprochen haben und alles gut zwischen uns ist", wird Abraham in einem Tweet der Hessen zitiert. "Ich wollte in der letzten Minute der Nachspielzeit den Ball so schnell wie möglich wieder ins Spiel bringen und hätte ausweichen müssen", sagte Abraham. Streich nahm die Entschuldigung an. "Ich bin kein besonders nachtragender Mensch. Er hat sich entschuldigt und die Sache ist erledigt", sagte der Coach.
Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird einen Strafantrag an das Sportgericht stellen. Unklar ist noch, wie lange Abraham und Grifo gesperrt werden. Der höchste DFB-Vertreter war am Sonntagabend bereits in Freiburg gewesen: DFB-Präsident Fritz Keller hatte seinen Ex-Club besucht und sich im Anschluss an die hitzige Schlussphase auch in den Katakomben des Stadions aufgehalten. Da hatten sich die Gemüter aber dann schon wieder beruhigt.
Freiburg spielt weiter oben mit
Die Gastgeber waren vor 24.000 Zuschauern in den ersten Minuten die aktivere Mannschaft. Dabei bewies das Team von Streich, dass es nicht nur kämpfen und rennen, sondern auch kombinieren kann. Grifo (7.) und Lucas Höler (8.) gaben stramme, aber letztlich zu unpräzise Schüsse ab.
Frankfurts große Chance zur frühen Führung war hingegen dem Zufall geschuldet. Nach einer Unsicherheit von SC-Schlussmann Mark Flekken landete der Ball beim 2014er-Weltmeister Erik Durm, der mit seinem Abschluss aus knapp 20 Metern an der Latte scheiterte (12.).
Frankfurt ohne Gefahr im Angriff
Nach dem recht unterhaltsamen Beginn beruhigte sich das Geschehen. Die Gäste waren um Ballsicherheit bemüht, und sobald ihnen das auch gelang, liefen die Freiburger meistens hinterher. Die teilweise sogar minutenlangen Ballbesitzphasen der Eintracht führten jedoch ebensowenig für Gefahr wie die sporadischen Konter des Sport-Clubs.
Dass Frankfurt in einer schwachen ersten Halbzeit doch noch durch Martin Hinteregger (35.) und Goncalo Paciencia (38.) zu Torgelegenheiten kam, versetzte Streich regelrecht in Rage. Nach der Doppelchance schimpfte der Coach wie ein Rohrspatz - seine Schützlinge ließen die übliche Leidenschaft weitestgehend vermissen.
Fernandes' Platzverweis veränderte die Kräfteverhältnisse auf dem Platz zwar deutlich, das betraf aber nur den Ballbesitz. Auch wenn fünf Minuten nach Wiederanpfiff Roland Sallai Frankfurts Keeper Frederik Rönnow zu einem Glanzreflex zwang, fehlte den Freiburgern die Durchschlagskraft.
Mit zunehmender Dauer lösten sich die Gäste aus der Umklammerung, doch dann schlug Petersen mit seinem sechsten Saisontreffer eiskalt zu. Flekken verhinderte gegen Hinteregger den Ausgleich (84.).