Tschechiens Stürmer
Blutender "Bomber" Schick auf den Spuren von Baros
19. Juni 2021, 13:40 Uhr aktualisiert am 19. Juni 2021, 13:40 Uhr
Bayer-Stürmer Patrik Schick trifft selbst mit blutender Nase und Tschechien liegt dem EM-Shootingstar zu Füßen. Das Achtelfinale ist nah.
Die Nase blutete, doch sein Torriecher ließ Patrik Schick nicht im Stich. Nach seinem denkwürdigen dritten EM-Treffer, ein mit Tampons in den Nasenlöchern sicher verwandelter Foulelfmeter, wird der Stürmer von Bayer Leverkusen in Tschechien endgültig als Fußball-Held verehrt.
Traf er bei seinem Doppelpack zum Auftaktsieg gegen Schottland (2:0) kunstvoll fast von der Mittellinie, legte der 25-Jährige beim 1:1 (1:0) gegen Kroatien einen Treffer "geboren aus Schmerz und Blut" nach, wie die Zeitung Dnes titelte. Auch Expres jubelte: "Auf so einen Bomber hat das Nationalteam lange gewartet."
Laut iSport.cz wandelt Schick also "auf den Spuren von Milan Baros". Der damalige Liverpool-Profi führte die Tschechen bei der EM 2004 in Portugal mit seinen fünf Treffern ins Halbfinale und wurde Torschützenkönig des Turniers.
"Irgendwie habe ich es geschafft"
Schick bleibt - wie beim Torjubel in Bodybuilder-Pose - eine coole Socke. "Ich hatte Tampons in der Nase, ich konnte schlecht atmen, aber irgendwie habe ich es geschafft", erklärte der Angreifer die Szene des Spiels in der 37. Minute.
Zuvor hatte Kroatiens Abwehrchef Dejan Lovren den Stürmer in einem Kopfballduell rückwärts mit dem Ellbogen im Gesicht erwischt. Nach Videobeweis zeigte der spanische Schiedsrichter Carlos Del Cerro Grande auf den Elfmeterpunkt - und Tschechiens bester Schütze schnappte sich nach kurzer Behandlung und Diskussion mit dem Unparteiischen selbst den Ball, um eiskalt per Schuss in die linke unteren Ecke zu verwandeln.
Bei Bayer konnte Schick die hohen Erwartungen nicht erfüllen
14 Tore in 28 Länderspielen hat Schick nun erzielt. In Leverkusen keimt die Hoffnung, dass der für 26,5 Millionen Euro von der AS Rom geholte Angreifer seine überragende Form konserviert. Denn in seiner Debütsaison bei der Werkself konnte er die hohen Erwartungen mit neun Toren in 29 Bundesliga-Spielen noch nicht erfüllen.
Bei der EM aber läuft es, mit vier Punkten und als Tabellenführer der Gruppe D liegen die als Underdog gehandelten Tschechen voll auf Achtelfinal-Kurs. Im abschließenden Spiel gegen die kriselnden Engländer am Dienstag (21.00 Uhr) reicht ein Punkt, um erneut in Wembley als Gruppensieger auf den Zweiten der Deutschland-Gruppe F zu treffen. Selbst bei einer Niederlage wäre Platz zwei und damit das K.o.-Duell mit dem Zweiten der Gruppe E drin.
Der Vizeweltmeister aus Kroatien indes steht mit nur einem Punkt mit dem Rücken zur Wand. Am Dienstag muss gegen die tapferen Schotten in Glasgow ein Sieg her. Kapitän Luka Modric stellte seinem Team ein rundum schlechtes Zeugnis aus, auch wenn Ivan Perisic mit dem Ausgleich (47.) das Schlimmste verhinderte.
"Wir müssen mehr wollen. Das fehlte uns in den letzten Spielen. Das müssen wir abstellen", sagte der auch erst in der zweiten Hälfte überzeugende Mittelfeld-Star von Real Madrid, "wir können es uns nicht leisten, so zu spielen."