Edmund Stoiber im Interview

„Das ist Fußball pur!“


MIT SCHMACKES und weiß-blauem Rautenschal: Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber ist bekennender Fußballfan. Sein Heimatverein BCF Wolfratshausen gastiert am Samstag in Bogen, der Heimat des Rautenwappens.

MIT SCHMACKES und weiß-blauem Rautenschal: Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber ist bekennender Fußballfan. Sein Heimatverein BCF Wolfratshausen gastiert am Samstag in Bogen, der Heimat des Rautenwappens.

Edmund Stoiber ist Edelfan des BCF Wolfratshausen, der am Samstag beim TSV Bogen zu Gast ist. Der Ex-Ministerpräsident über seine Liebe zum Amateurfußball und seine Qualitäten als linker Läufer.

Der BCF Wolfratshausen spielt seit nunmehr vier Jahren in der Bayernliga Süd und kann auf prominente Unterstützung zählen. Dr. Edmund Stoiber, Bayerns früherer Ministerpräsident, ist eingefleischter Fan der Farcheter. Aus seiner Leidenschaft für den BCF Wolfratshausen und den FC Bayern München hat der bekennende Fußballfan nie einen Hehl gemacht. Im Interview mit unserer Zeitung spricht er über seine beiden Lieblingsklubs, wie ihm seine Fußballkarriere zur großen Liebe verholfen hat, was den Bayernliga-Fußball so attraktiv macht und über das bevorstehende Spiel seiner Wolfratshausener beim TSV 1883 Bogen am Samstag um 16 Uhr im Städtischen Stadion.

Herr Stoiber, Sie sind seit vielen Jahren Mitglied des FC Bayern München. Was macht für Sie den Mythos dieses Clubs aus?
Edmund Stoiber: Die große Geschichte, die großen Spiele und natürlich die großen Spieler, die den Fußball über ihre jeweilige Generation hinaus geprägt haben.

Es wurde in letzter Zeit viel über Uli Hoeneß geschrieben. Wie wichtig ist er für den Verein und in welcher Funktion erwarten Sie Uli Hoeneß zurück?
Stoiber: Uli Hoeneß hat seine Strafe verbüßt. Jetzt wird er erst einmal für sich selbst klären, wie es für ihn weitergeht, mit oder ohne Funktion. Er ist der Macher und die Seele des FC Bayern.

Während die Bayern von Erfolg zu Erfolg eilen, ist der TSV 1860 München, bei dem Sie auch Mitglied sind, in der 2. Bundesliga stark abstiegsgefährdet und droht wieder einmal im Chaos zu versinken. Was muss bei den "Löwen" geschehen, dass sich der Verein endlich wieder stabilisiert?
Stoiber: Sie müssen eine unbestrittene Führung haben, die nicht ständig um sich selbst kreist. Es muss um den Verein gehen und um den sportlichen Erfolg. Wo das nicht der Maßstab ist, da wird es auch nichts.

Wie glaubwürdig ist die FIFA in Ihren Augen noch und welche Konsequenzen müssten dort gezogen werden, um wieder an Vertrauen zurückzugewinnen?
Stoiber: An der FIFA habe ich genauso meine Zweifel wie jeder Fußballfan, und das ist vorsichtig ausgedrückt. Vertrauen zurückgewinnen? Das kann nur mit einem personellen Neuanfang und mit einer Neuorganisation gelingen. Warten wir mal ab, wie die neue Führung an diese Aufgabe herangeht.

Ich habe Sie beim Vorrundenspiel des TSV Bogen in Wolfratshausen als fachkundigen Zuschauer erlebt, der vollkommen ungezwungen mit den Bogener Fans über die Bayernliga diskutiert hat. Was macht für Sie den Reiz aus, die Spiele eines Amateurvereins zu verfolgen?
Stoiber: Das ist ganz einfach: Fußball pur. Man ist ganz nah dran, man fiebert mit seinem Heimatverein. Das fußballerische Niveau ist durchaus beachtlich.

Sie haben selbst als aktiver Fußballer für Wolfratshausen gespielt. In welcher Liga haben Sie gespielt und welche Position haben Sie bekleidet?
Stoiber: Meine eigene Karriere als Fußballer war eher bescheiden. Wie sagt man so schön: Über den Kampf zum Spiel. Immerhin habe ich es bis in die heutige Kreisliga geschafft, als sogenannter linker Läufer, wie das damals hieß. Heute würde man wohl linkes defensives Mittelfeld sagen.

Beim Spiel des TSV Bogen in Wolfratshausen waren Sie zusammen mit Ihrer Frau Karin im Stadion. Wie steht sie zu Ihrer Begeisterung für den Fußball?
Stoiber: Meine Frau Karin ist selbst Fußballfan. Wenn ich wegen anderer Termine nicht ins Stadion kann, geht sie schon mal ohne mich. Das kommt wohl von ihrem fußballverrückten Vater. Übrigens: Wir haben uns beim Fußball zum ersten Mal gesehen, ich auf dem Platz für den BCF Wolfratshausen und sie als Zuschauerin am Spielfeldrand.

Obwohl in der Bayernliga Amateurfußball auf einem sehr hohen Niveau geboten wird, haben sowohl der BCF Wolfratshausen wie auch der TSV Bogen mit relativ geringen Zuschauerzahlen zu kämpfen. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für den eher mäßigen Zuschauerzuspruch, trotz der guten Leistungen, die hier gezeigt werden?
Stoiber: Das hat sicher mit den vielen anderen Freizeitangeboten zu tun, die wir heute haben. Dazu kommt die Nähe zur Allianz-Arena. Wer will, kann Tag und Nacht Fußball im Fernsehen anschauen. Das war früher ganz anders, da war der Sportplatz ein echter Mittelpunkt des Stadt- oder Gemeindelebens.

Was fällt Ihnen spontan zur Stadt Bogen ein?
Stoiber: Die Grafen von Bogen und ihre große Geschichte. Ihr weiß-blaues Rautenwappen ist ja im bayerischen Staatswappen verewigt und verankert.

Wie schätzen Sie das Niveau der Bayernliga Süd ein?
Stoiber: Sehr beachtlich! Hier wird technisch anspruchsvoller Fußball gespielt, auch auf einem bemerkenswerten körperlichen Niveau. Um hier mitzuhalten, muss man schon ein wirklich guter Fußballer sein.

Wo sehen Sie die Stärken des BCF Wolfratshausen?
Stoiber: (schmunzelt) Ich will vor dem Spiel nicht zu viel verraten… Mir gefällt das spielerische Niveau. Vor allem ist die Mannschaft mental gefestigt. Sie lässt sich auch durch Rückschläge nicht verunsichern und glaubt immer an sich.

Wolfratshausen hat aktuell vier Punkte mehr auf dem Konto als der TSV Bogen, trotzdem befinden sich beide Mannschaften mitten drin im Abstiegskampf. Wie sieht denn Ihr Tipp für das so wichtige Spiel am Samstag aus?
Stoiber: Das sind so Spiele, die dem BCF liegen. Außerdem bin ich ein unverbesserlicher Optimist. Also sorry, liebe Bogener, wir gewinnen bei euch 2:1.