Bayerns Geisterjäger
Das sind jetzt Hansi Flicks wichtigste Spieler
16. Mai 2020, 11:41 Uhr aktualisiert am 16. Mai 2020, 11:41 Uhr
Können die Bayern mit ihrer Spielfreude die bösen Geister in der Corona-Krise zeitweilig vertreiben? "Keiner weiß, wo die Reise hingeht", sagt Trainer Hansi Flick.
München - Vor jedem Saisonstart, vor jeder Hin- und Rückrunde einer Fußball-Meisterschaft ist es die Floskel aller Trainer und Spieler am Ende der Vorbereitung: Wir wissen nicht, wo wir stehen. Unsicherheit und Druck spiegeln sich in dieser Aussage wider, eine Prise Alibi inklusive, falls es schiefgehen sollte und man nach den ersten Niederlagen weiß, wo man steht: ganz oben oder mit dem Rücken zur Wand.
Hansi Flick, Bayerns Cheftrainer, sagte am Freitag in der Cyber-Pressekonferenz einen richtungsweisenden Satz angesichts der Corona-Krise, die auch die Bundesliga für 66 Tage lahmgelegt hat: "Keiner weiß, wohin die Reise gehen wird." Der 26. Spieltag von Samstag bis Montag ist ein Testlauf, ob das DFL-Konzept mit den strengen Hygiene-Maßnahmen umgesetzt werden und ob die Bundesliga im Notstrom-Betrieb überleben kann.
Bundesliga: Geisterspiele sind alternativlos
Ohne Zuschauer, ganz steril. Gespenstisch. Eine Reise ins Ungewisse. "Wir alle wissen nicht, wie das als Fußballspiel rüberkommt", findet Flick, der das Damoklesschwert namens Saisonabbruch nicht in den Mund nimmt, als er sagt: "Wenn die Ansteckungsrate wieder steigt, weiß man natürlich nicht, wie reagiert wird."
Die Geisterspiele, für Bayern beginnend mit dem Auswärtsmatch am Sonntag in der "Alten Försterei" bei Union Berlin (18 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker), sind angesichts der Corona-Pandemie alternativlos. Dem Kultfilm "Ghostbusters" entsprechend wollen Bayerns Geisterjäger, die Säbener-"Ghostbusters", Isolation und Trübsal, die bösen Geister, die in den letzten Wochen über die Gesellschaft hereingebrochen sind, verjagen und vertreiben. Mit dem, was sie am besten können: Fußball spielen, Spektakel zeigen. Seien die Umstände, wie sie sind.
Flick über Neustart: "Alles fängt bei null an"
"Wir müssen jetzt auf dem Platz zeigen, dass wir gut vorbereitet sind und Freude haben, dass es wieder losgeht", meinte Flick, der um den Rasen als weltweiten grünen Präsentierteller weiß: "Mehr als 200 Länder schauen zu. Wir wollen eine Top-Performance abliefern."
Der Titelverteidiger im Geister(-spiel)-Modus, Level unbekannt. Flick: "Klar ist es anders: Die Fans und die Emotionen sind das A und O im Fußball. Jeder spielt lieber vor und mit Zuschauern. Die Voraussetzungen sind für alle gleich. Es kommt darauf an, wer damit am besten klarkommt. Es sind neun Spieltage, eine Power-Saison, ein kleines Turnier. Alles fängt bei null an."
Auf die Verletzten Philippe Coutinho, Corentin Tolisso und Niklas Süle muss Flick verzichten, Ersatzspieler Javi Martínez (nur im Lauftraining) wackelt. Vier Spieler sind für Flick in den nächsten Wochen elementar wichtig, stehen als "Ghostbusters" in vorderster Front:
Thomas Müller (30)
Der Oberbayer steht nicht nur für die gute Laune im Team, sondern war bis zur Unterbrechung der Liga Mitte März in bestechender Form und Top-Vorbereiter der Liga. Sein Spielwitz und seine Leichtigkeit sind mehr denn je gefragt.
Joshua Kimmich (25)
Keiner kommt mehr über die Motivation, keiner ist ehrgeiziger. Der Sechser, neben Spielmacher Thiago die zentrale Figur im Mittelfeld, steht für Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bereits als künftiger Bayern-Kapitän fest.
David Alaba (27)
Als Abwehrchef die (Flick-)Entdeckung der Saison, soll er hinten den Laden zusammenhalten und für spielerische Impulse aus dem defensiven Zentrum sorgen. Offen ist lediglich sein Bekenntnis zu Bayern per angebotener Vertragsverlängerung bis 2023.
Robert Lewandowski (31)
Der Toptorjäger der Liga (bisher 25 Tore) drohte der Konkurrenz bereits: "Ich fühle mich fitter als jemals zuvor!" Dank auskurierter Schienbeinverletzung kann "Lewy" in den neun Partien topfit seine bisherige Saison-Bestmarke (30 Tore) übertrumpfen.
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