Welches System wird gespielt?
Der Coutinho-Effekt: Wer beim FC Bayern profitiert - und wer nicht
22. August 2019, 10:44 Uhr aktualisiert am 22. August 2019, 12:16 Uhr
Bayerns neuer Superstar Philippe Coutinho könnte die Rolle des Spielmachers einnehmen - und Trainer Niko Kovac so zu einer Systemumstellung veranlassen. Die AZ erklärt, wer davon profitiert - und wer nicht.
München - Erinnern Sie sich noch? Fast genau fünf Jahre ist es her, dass ein gewisser Xabi Alonso sein Debüt für den FC Bayern gab - und sofort die gesamte Bundesliga verzauberte. Beim Auswärtsspiel gegen Schalke 04 (1:1) am 30. August 2014 dirigierte Alonso auf Anhieb das Münchner Spiel, er beeindruckte mit seiner Lässigkeit Gegner wie Teamkollegen. Und das, obwohl er erst wenige Tage zuvor bei Bayern unterschrieben hatte.
Ob Philippe Coutinho kurz nach seinem Wechsel eine ähnlich überzeugende Premiere gelingt? Passenderweise tritt Bayern am Samstag wieder auf Schalke an, der Neuzugang aus Brasilien steht vor seinem ersten Einsatz. Natürlich hofft jeder bei den Münchnern, dass Coutinho die Mannschaft genauso prägen wird wie einst Alonso.
Weiter 4-3-3 oder wieder 4-2-3-1 - wie spielt Bayern mit Coutinho?
"Er kann der zentrale Punkt in unserem Spiel werden", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic bei Coutinhos Vorstellung. "Er wird unsere Mannschaft verstärken, und er kann unserem Spiel die spektakuläre Note geben." Im offensiven Mittelfeld, weiter vorn also als Alonso zu seiner aktiven Zeit.
Die Frage ist: Plant Bayern-Trainer Niko Kovac weiter mit seinem 4-3-3-System? Dann würde Coutinho auf einer der beiden Achterpositionen zum Einsatz kommen.
Gut vorstellbar ist aber auch eine Rückkehr zum 4-2-3-1, das Kovac und Bayern in der vergangenen Saison den Double-Triumph bescherte. "Meine Lieblingsposition ist die Zehn”, stellte Coutinho schon mal klar. Dort erlebte er beim FC Liverpool (2013-2018) seine mit Abstand beste Zeit.
Welches System ist besser? Das sagt ein Taktikexperte
"Ich kann mir gut vorstellen, dass Kovac nach der Coutinho-Verpflichtung wieder auf das 4-2-3-1-System umstellt", sagt Taktik-Experte Tobias Escher von spielverlagerung.de der AZ. "Im 4-3-3 hatte Bayern schon in der vergangenen Saison Probleme, weil im Sechserraum zu viel Platz für den Gegner war. Diese Probleme erkennt man in dieser Spielzeit nun schon wieder bei Bayern."
Eschers Lösungsansatz: Eine Doppelsechs mit den Spaniern Thiago und Javi Martínez. "Auf der Doppelsechs ist Martínez immer noch der überragende Spielertyp, er bringt die nötige Körperlichkeit mit und hält seine Position. Martínez ist die Schlüsselfigur."
Vor Thiago und Martínez könnte dann Coutinho als freischaffender Künstler agieren. Verlierer der Umstellung wären die Achter Leon Goretzka, Corentin Tolisso und Renato Sanches. Auch der andere Neuzugang Michaël Cuisance und Thomas Müller würden wohl nicht zur bayerischen Topelf gehören. Der Coutinho-Effekt.
Wie harmonieren Kovac und Coutinho?
Dass Coutinho als Zehner eingeplant ist, bestätigte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge am Mittwoch. "Deshalb hat er sie auch bekommen", sagte Rummenigge am Rande der DFL-Generalversammlung in Berlin zur Rückennummer des Neuzugangs.
Interessant ist ja, dass Bayern bereits einen Top-Spielmacher im Team hatte: James Rodríguez. Die Münchner hätten den Kolumbianer für 42 Millionen Euro fest von Real Madrid verpflichten können, doch sie zogen die Kaufoption nicht. Coach Kovac harmonierte nie mit James.
Ob der Trainer nun einen besseren Zugang zu Coutinho findet? Der 27-Jährige gilt ebenfalls als sensibler Typ, der das Vertrauen der sportlichen Führung spüren muss. Eine Herausforderung für Kovac. Bei Xabi Alonso musste man sich 2014 keine Sorgen machen. Er war sofort der Bayern-Boss.
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