Ausfall beim FC Bayern
Der Süle-Schock: Diese Optionen haben Kovac und Löw
21. Oktober 2019, 9:00 Uhr aktualisiert am 21. Oktober 2019, 12:03 Uhr
Bayerns Abwehrchef Niklas Süle zieht sich gegen Augsburg einen Kreuzbandriss im linken Knie zu und fällt monatelang aus. Was bedeutet das für die Münchner - und die Nationalmannschaft?
München - Guten Morgen, liebe Sorgen. Die Diagnose, nur noch die niederschmetternde Bestätigung der traurigen Vermutungen vom Vorabend, kam Sonntag um 10.10 Uhr. Der FC Bayern bestätigte nach der Untersuchung durch Vereinsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, dass sich Niklas Süle einen Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie zugezogen hat. Bereits am Sonntag wurde der Abwehrchef in Innsbruck operiert.
Es ist ein Schock, in erster Linie für Süle und seine Ziele. Dennoch gab er sich optimistisch und schrieb bei Instagram: "Wer es einmal schafft, schafft es jedes Mal wieder!!!" Zweitens natürlich für den FC Bayern und Trainer Niko Kovac, die ihren konstantesten und wichtigsten Abwehrspieler für die nächsten Monate - je nach Heilungsverlauf und Reha sogar für die komplette Saison - verlieren. Und drittens für Bundestrainer Joachim Löw und die Nationalelf, die um Süles Teilnahme an der EM 2020 im Juni/Juli nächsten Jahres bangen. Bereits am Montag sagte Bayern-Präsident Hoeneß, dass Süle aus seiner Sicht die EM "total vergessen" könne.
Die Zeit ist der größte Gegner für den DFB
Es wird ein Wettlauf gegen die Zeit. Sechs, sieben Monate Wettkampfpause sind mindestens einzuplanen. Wie schnell Süle danach wieder in Topform kommt, ist die andere Frage.
Der 24-Jährige hatte sich beim 2:2 in Augsburg ohne Foul und Fremdverschulden nach zehn Minuten verletzt, musste von Betreuern gestützt das Feld verlassen, humpelte wenig später an Krücken aus der Kabine. Er wurde noch während der Partie nach München gefahren. Schon in seiner Hoffenheimer Zeit hatte Süle einen Kreuzbandriss im nun wieder betroffenen Knie erlitten, damals benötigte er 203 Tage bis zum Comeback.
"Das ist eine ganz bittere Nachricht, in erster Linie natürlich für Niklas selbst, dem wir alle von der Nationalmannschaft gute Besserung wünschen", sagte Löw. Süles Ausfall sei "schmerzlich" und "beeinträchtigt die Entwicklung unserer im Umbruch befindlichen jungen Mannschaft". Löw weiter: "Niklas ist ein Gesicht der jungen Spieler-Generation, er war ein Fixpunkt in unseren Planungen und hatte sowohl im Klub als auch bei uns seine regelmäßigen Einsätze."
Süle stand immer in der Startelf
Wie Süle stand nur sein Bayern-Kollege Joshua Kimmich in allen acht Länderspielen 2019 jeweils 90 Minuten auf dem Platz. Auch bei Bayern bestritten die beiden sämtliche Pflichtspiele seit Saisonbeginn in der Startelf - so viel zur Bedeutung der Leistungsträger in beiden Teams. Nur der Ausfall von Tormaschine Robert Lewandowski oder Vielseitigkeits-Kicker Kimmich wäre für Bayern noch fataler gewesen.
Wie fängt Kovac den Ausfall auf? Für die Innenverteidigung hat er mit den Neuzugängen Benjamin Pavard (23) und Lucas Hernández (23) sowie Jérôme Boateng (31) drei Kandidaten. Durch Süles Langzeitausfall dürfte ein von Boateng favorisierter Wechsel in der Winterpause ausgeschlossen sein. Auch Javi Martínez (31) und David Alaba (27) haben bereits Erfahrungen als Innenverteidiger. Mit Talent Lars Lukas Mai (19) aus der Drittliga-Mannschaft hat man den Vertrag bis 2022 verlängert.
Kommt nach Süle-Verletzung Mats Hummels zurück?
Für Löw sieht's düsterer aus. Nach dem freiwilligen Verzicht auf die 2014er-Weltmeister Mats Hummels und Boateng bleiben Matthias Ginter (Gladbach), Antonio Rüdiger (Chelsea), Jonathan Tah (Leverkusen) und Robin Koch (Freiburg), den Löw erst kürzlich zum Nationalspieler beförderte, und Herthas Niklas Stark (ohne DFB-Einsatz). Des einen Leid, des anderen Freud'. Denn da wäre ja noch Hummels, der 30-jährige Abwehrchef von Borussia Dortmund, zuletzt in guter Form. "Wenn ich irgendwann noch einmal das Trikot für Deutschland anziehen darf, würde ich mich nicht dagegen wehren", sagte der Ex-Bayer jüngst im "Kicker". Gut möglich, dass Löw sich im Frühjahr bei Hummels meldet.
"Ich bin sicher, dass Niklas sich wieder herankämpfen wird", machte ihm Löw Mut, "wir werden überhaupt keinen Druck aufbauen und ihn weiter bestmöglich unterstützen." Damit er selbst nicht den Gang nach Canossa wählen, sprich in seinem Handy den Kontakt von Hummels antippen muss
Lesen Sie hier: Personalpolitik des FC Bayern wirft Fragen auf