Rainer Koch im AZ-Interview
DFB-Vize stellt klar: Montagsspiele in der 3. Liga bleiben!
6. Dezember 2018, 19:53 Uhr aktualisiert am 6. Dezember 2018, 19:53 Uhr
Im zweiten Teil des großen AZ-Interviews spricht BFV-Boss Rainer Koch über die Konfrontation zwischen den Drittligisten und dem DFB - und richtet kritische Worte sowie einen Wunsch an den TSV 1860.
München - "Die Kurve ist kein rechtsfreier Raum." Der Präsident des Bayerischen Fußball Verbandes (BFV) und Vize des Deutschen Fußball-Bundes, Rainer Koch, zeigte im ersten Teil des großen AZ-Interviews über die "Brandherde" beim TSV 1860 und dessen Fanszene klare Kante.
Im zweiten Teil äußert sich der Richter zum sich verschärfenden Konflikt zwischen den Klubs der 3. Liga und dem DFB. Außerdem erklärt der 57-Jährige, was er an den Positionen der Löwen auszusetzen hat. (Lesen Sie auch: 1. Teil des AZ-Interviews mit DFB-Vize Koch über den TSV 1860)
AZ: Herr Koch, Sie sehen sich mit Kritik der Löwen-Ultras konfrontiert. Eine konkrete Kritik zielt auf die Montagsspiele, die in Bundesliga und 2. Liga wieder abgeschafft werden. Und in der Dritten Liga?
RAINER KOCH: Es ist ganz einfach: Die Vereine wollten die Montagsspiele, und zwar geschlossen, alle Klubvertreter haben zugestimmt! Daraufhin sind die TV-Einnahmen für die 3. Liga deutlich erhöht worden. Es gibt von uns jetzt keine andere Position. Sechzig bezieht sich darauf, sie seien gerade erst aufgestiegen. Aber so geht das nicht. Die Vereine müssen sich schon dazu bekennen. Übrigens: Hunderttausende Fans schauen sich die Montagsspiele an. Fußball-Fans sind nicht nur diejenigen, die hinter dem Tor in der Kurve stehen. Die TV-Einnahmen gehen an die Vereine, aber wir werden mit Korruption in Verbindung gebracht. Es wird eine Stimmung entfacht, als wären wir die unmöglichsten Menschen. Auch hier sind wir wieder an dem Punkt, der zeigt, dass sich mit dem Thema keiner wirklich in der Tiefe auseinandersetzt.
Koch: DFB hat Glaubwürdigkeit nicht verloren
Die Drittligisten warfen dem DFB sogar vor, die "Glaubwürdigkeit verloren" zu haben. Sie ärgern sich über die Regionalliga-Reform, im Zuge derer es künftig vier Absteiger aus der 3. Liga geben wird.
Ich kann nur raten, sich die Fakten anzuschauen. Es kann keine Rede davon sein, dass der DFB seine Glaubwürdigkeit verloren hat. Zwei Vertreter der 3. Liga saßen in der zuständigen Arbeitsgruppe, haben aber nicht einen Antrag gestellt. Sie haben auch nicht dagegen gestimmt. Konstruktiv wäre, sich einzubringen. Übrigens ist mir bis heute die Position der bayerischen Drittligisten nicht bekannt, auch da kam nichts. Sie haben auch nicht dagegen gestimmt. Noch mal: Konstruktiv wäre, sich einzubringen. Ich habe nie vorgeschlagen, dass die 3. Liga zweigleisig werden muss. Es heißt immer, der Koch wolle seine Regionalliga Bayern behalten. Das stimmt überhaupt nicht. Die bayerischen Positionen gibt es nicht erst seit gestern.
An vielen Orten in Fußball-Deutschland wird man mit dem Vorurteil konfrontiert, Sie wären schuld an dem Schlamassel, weil Sie unbedingt eine Regionalliga Bayern wollten.
Durch ständige Wiederholung wird es nicht wahrer. Das stimmt einfach nicht. In der Regionalliga Nord, der Regionalliga Nordost und der Regionalliga Bayern gibt es in etwa gleich viele Menschen und Vereine. Es lagen im Reformprozess schon 15 Modelle auf dem Tisch, kein einziges hat mehr als drei von zwölf Stimmen bekommen. Dabei ist bekannt, dass wir Bayern alle 15 Modelle akzeptiert hätten und mitgegangen wären.
Als die Löwen noch Regionalligist waren, haben die Giesinger kritisiert, dass es keine vier Aufsteiger in die Dritte Liga gibt. Jetzt, als Drittligist, wollen die Sechzger plötzlich nur noch drei Absteiger.
Ich kann nichts mit Klubs anfangen, die ihre Position immer danach ausrichten, wo sie gerade in der Tabelle stehen. Ich bin als BFV-Präsident nicht nur für 1860, Unterhaching und Würzburg, sondern auch für Memmingen, Schalding-Heining, Illertissen und die weiteren 15 Regionalligisten da. Du wirst schnell von vielen Seiten geprügelt. Aber ganz sicher werden drei Drittligisten nicht diktieren, was die 18 Regionalligisten zu akzeptieren haben.
Koch: Ismaik hatte wohl falsche Vorstellungen
Die Löwen haben derweil mal wieder mit ihrem Mehrheitseigner zu kämpfen. Sie hatten Hasan Ismaik schon bei sich in diesen Räumlichkeiten sitzen.
Ja, ich habe ihm damals die 50+1-Regel erläutert. Er hat immer wieder gesagt, er habe verstanden. Er hatte aber sicherlich die Vorstellung, dass in Deutschland die Statuten so wären, wie er es von seinen Freunden aus England kennt. Im deutschen Fußball gibt es erfreulicherweise keinen "Owner", keinen Klub-Eigentümer. Deshalb muss sich jeder Investor daran gewöhnen, dass er nicht alles selbst und im Alleingang entscheiden kann.
Die Sechzger haben zwar kürzlich kolportiert 1,5 Millionen Euro von Ismaik bekommen, sind aber aus finanzieller Sicht weiterhin abhängig vom Investor. Drohen im Rahmen der Prüfung der Solvenz durch den DFB während der Saison Konsequenzen?
Das kann ich nur allgemein beantworten: Im Lizenzierungsverfahren sind mit der Zulassung manchmal Auflagen verbunden. Natürlich werden diese während der Saison überprüft. Wir hatten auch schon Punktabzüge, wenn Auflagen nicht eingehalten wurden. Durch die Lizenzierung soll verhindert werden, dass ein Klub während der Saison aus dem Spielbetrieb raus muss. Deswegen sind wir etwa einverstanden damit, dass Stundungen für ein Jahr erklärt werden. Das war ja bei Sechzig bisher immer der Fall. Der Gläubiger kann in diesen zwölf Monaten nicht kommen und ein Darlehen einfordern. Deswegen steht der Verein aber kein bisschen besser da.
Die "Bild" berichtete zuletzt, dass die Löwen vom DFB mit einem Verbot von Wintertransfers belegt wurden.
Das betrifft nicht mein Aufgabenfeld, die Kommunikationshoheit liegt hier auch grundsätzlich beim Verein. Da müssten Sie die Sechzger fragen.
Koch: Junge Menschen mit viel Herzblut für 1860
Die Löwen stehen in jeglicher Hinsicht vor einer ungewissen Zukunft. Abschließend: Welchen Wunsch können Sie als Verbandspräsident an den Klub formulieren?
Sechzig hat - gerade durch die Geschichte der letzten zwei, drei Jahre - bewiesen, wie wichtig es ist, dass es diesen Verein gibt und wie viele Menschen sehr viel Herzblut mit diesem Verein verbinden, im Übrigen auch viele junge Menschen. Ich hoffe, die Löwen können sich so aufstellen und sich mit allen Beteiligten so arrangieren, dass der Verein eine gute Zukunft haben kann. Das bedeutet: kein Kampf mit der Stadt, kein Kampf mit den Verbänden, kein Kampf zwischen Investor und dem Verein. Sondern alle Kraft für gemeinsame Ziele.
Lesen Sie hier: Termine und Gegner - Das ist der Winterfahrplan der Löwen