FC Bayern gegen Benfica Lissabon
Endspiel am Dienstag: Jetzt muss Niko Kovac liefern!
26. November 2018, 10:23 Uhr aktualisiert am 26. November 2018, 10:23 Uhr
Nach dem 3:3 gegen Düsseldorf rückt Uli Hoeneß vom Trainer ab. Am Dienstag gegen Benfica Lissabon darf Niko Kovac noch einmal ran. Und dann? "Es gibt Gesprächsbedarf. Das, was passiert ist, ist nicht akzeptabel."
München - Von 2:0 und 3:1 auf 3:3 - gegen Fortuna Düsseldorf, gegen den Aufsteiger. Eine sportliche Bankrotterklärung. Die Fakten zum Bayern-Desaster sagen alles: 21 Punkte nach 12 Spieltagen ist die schwächste Bilanz seit acht Jahren. Aus vier Punkten Vorsprung auf Borussia Dortmund sind binnen acht Spielen satte neun Punkte Rückstand geworden. Ein Erdrutsch des Abo-Meisters.
Heimbilanz des FC Bayern: Historisch schlecht
Erstmals seit 24 Jahren blieb der FC Bayern vier Bundesliga-Heimspiele hintereinander ohne Sieg, man verspielte bereits neun Punkte nach einer Führung: Drei beim 2:3 in Dortmund trotz zweimaliger Führung, sechs bei drei peinlich vergeigten Auftritten in der Allianz Arena. Nur 1:1 gegen Augsburg und Freiburg, nun der Schock der letzten Minuten gegen Düsseldorf.
"Ich war völlig down, als das Tor gefallen ist", sagte Präsident Uli Hoeneß am Samstag über den Ausgleichstreffer des dreifachen Düsseldorfer Torschützen Dodi Lukebakio in der Nachspielzeit. "Ich habe gedacht, die Welt geht unter. Von diesem Schock muss ich mich jetzt erstmal erholen. Das wird ein schwieriger Abend für meine Frau." Und schwierige Tage für Trainer Niko Kovac.
Niko Kovac: Sind seine Tage längst gezählt?
Denn der 47-Jährige ist seit dem 3:3 nur noch ein Trainer auf Abruf, auf Zeit. Nachdem Hoeneß Kovac, seinen Wunschtrainer, vor Wochen noch wortgewaltig geschützt hatte ("Ich werde ihn verteidigen bis aufs Blut"), entzog er ihm nun die bedingungslose Unterstützung. Kovac erhielt eine Jobgarantie für ein Spiel, für das Champions-League-Heimspiel am Dienstag gegen Lissabon, in dem ein Punkt oder sogar eine knappe Niederlage für das Achtelfinal-Ticket reicht. Was aber auch heißt: Der Vertrag des Trainers wurde in aller Öffentlichkeit kurzerhand von Ende Juni 2021 auf Ende November 2018 verkürzt. Letzte Ausfahrt Gala gegen Lissabon. Schafft Kovac doch noch die Wende oder sind seine Tage längst gezählt?
Eine Trainerentlassung übers Wochenende war für den Präsidenten "im Moment kein Thema", dabei wiederholte er "im Moment". Man habe sich "vorgenommen, in aller Ruhe darüber zu schlafen", in der Champions League "wird unser Trainer sicherlich Niko Kovac sein". Und am Samstag in der Liga bei Werder Bremen? Nicht abzusehen. Die Suche von möglichen Nachfolgern braucht Zeit und Überredungskunst.
Hoeneß fällte nach dem Besuch in der Kabine ein vernichtendes Urteil über die Mannschaft, das auf den Trainer - auf wen sonst? - zurückfällt. "Wir spielen sehr schlechten Fußball, uninspiriert und ohne Selbstvertrauen." Er sprach von "dilettantischen Fehlern" bei den Gegentoren, von "Slapstick", von einer "total verunsicherten Mannschaft". Hoeneß' Resümee: "Ein schwerer Tag für uns, eine schwierige Ausgangsposition für den Rest der Saison. Es gibt sicherlich internen Gesprächsbedarf. Wir müssen uns zusammensetzen, wie es weitergehen soll. Das, was passiert ist, ist nicht akzeptabel." Kaum ein Trainer kann solche Worte ohne Jobverlust überstehen.
Einige Spieler sprechen sich gegen den Trainer aus
Niko Kovac selbst klagte am Samstagnachmittag erstmals seine Spieler an, sprach von "individuellen Fehlern, die kein Trainer der Welt verhindern kann". In der Not teilt nun auch der überforderte Coach aus, längst angekommen im Selbstschutz-Modus. Übliche letzte Zuckungen? "Wir stecken scheinbar in einer Phase, in der dann auch alles bestraft wird", lamentierte Doppeltorschütze Thomas Müller, "wir stehen selbst jetzt wieder da und wissen nicht, was los ist. Wir haben ein engagiertes Spiel gemacht, vielleicht fehlt da die hundertprozentige Schärfe in der ganzen Mannschaft. Vielleicht sind wir dann zu leichtsinnig." (Lesen Sie auch: AZ-Umfrage - Ist Niko Kovac noch zu halten?)
Die Schärfe? Die Motivation? Die Konzentration? Alles Kernaufgabengebiete eines Trainers. Laut "BamS" sollen sich direkt nach dem Spiel in der Kabine "viele Spieler gegen ihren Trainer ausgesprochen haben". Daran ist im September 2017 Carlo Ancelotti gescheitert. Hoeneß dazu: "Man wird die Meinung der Spieler anhören." Klingt nicht gut für Kovac.