München klar vorn
FC Barcelona - FC Bayern: Die Schlüsselduelle im Check
13. August 2020, 19:25 Uhr aktualisiert am 14. August 2020, 9:43 Uhr
Der FC Bayern München trifft im Viertelfinale der Champions League auf dem FC Barcelona. Lionel Messi und Robert Lewandowski sind nur die beiden größten Stars unter vielen. Die AZ checkt die Schlüsselduelle des Kracherspiels.
München - Es ist das Duell der Giganten, die Viertelfinal-Paarung der Fans auf der ganzen Welt am meisten entgegenfiebern. Geht man nach der Historie der letzten Jahre, kann der FC Bayern mit einem Sieg über den FC Barcelona (Freitag, 21 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) einen Riesenschritt Richtung Henkelpott machen. Immer wenn diese beiden Schwergewichte in der K.O.-Phase der Champions League aufeinander getroffen sind, holte der Sieger später den Titel.
Vor der Partie sprechen viele vom Kräftemessen der beiden Superstars Robert Lewandowski und Lionel Messi. Auch wenn beide Ausnahmefußballer für ihre Mannschaft den Unterschied ausmachen können, auf dem Platz werden sie sich wohl eher selten direkt duellieren. Die Aufgabe, den sechsmaligen Weltfußballer zu stoppen, wird eher David Alaba und Alphonso Davies zufallen. Lewandowski bekommt es dafür mit dem erfahrenen Gerard Piqué zu tun.
David Alaba und Alphonso Davies vs. Lionel Messi
Messi in den Griff zu bekommen, wird für die Bayern natürlich eine Teamaufgabe. Dennoch dürften Alaba und Davies es am häufigsten mit Barcas Überfußballer zu tun bekommen. Beim 3:1-Sieg im Achtelfinalrückspiel gegen den SSC Neapel agierte Messi als rechter Flügelstürmer. Selbst in einem defensiveren 4-4-2 würde "La Pulga" wohl die rechte Sturmspitze geben. Sollte er in die Mitte ziehen, wartet dort Bayerns neuer Abwehrchef Alaba.
Schaut man nur auf pure Geschwindigkeit, hat Davies sogar Vorteile gegen den Argentinier, der Kanadier ist einer der schnellsten Spieler Europas. Messi verfügt zwar immer noch über einen beeindruckenden Antritt, ist aber mit inzwischen 33 schon etwas in die Jahre gekommen. David Alaba hat sich in dieser Saison als einer der besten Innenverteidiger Europas etabliert und besticht vor allem durch hohes Spielverständnis und starkes Stellungsspiel. Bei der Zweikampfquote hat der Österreicher allerdings noch Luft nach oben. Laut dem Daten-Portal "Opta" gewinnt Alaba 56 Prozent seiner Zweikämpfe.
Auch wenn Alaba und Davies jeweils eine bärenstarke Saison spielen - Messi ist weiterhin der gefährlichste Offensivspieler der Welt. 57 Torbeteiligungen in 43 Pflichtspielen sprechen für sich. Messi ist vielleicht Barcelonas einzige Hoffnung, um einen FC Bayern in Topform zu schlagen. Vorteil Barcelona
Robert Lewandowski vs. Gerard Piqué
Was für Messi gilt, gilt auch für Bayerns Top-Goalgetter: Ein einziger Spieler kann den Polen gar nicht alleine stoppen. Dennoch wird sich der erfahrene Abwehrboss wahrscheinlich häufig dem Polen in den Weg stellen. Reichlich Erfahrung bringt der dreimalige Champions-League-Sieger und Welt- und Europameister mit. Zudem weist er mit rund 67 Prozent eine starke Zweikampfquote auf. Nach einem wackeligen Saisonstart hat das Barca-Eigengewächs seine Leistung wieder stabilisiert.
Allerdings ist Piqué inzwischen auch schon 33. Der Schnellste war er ohnehin nie. Lewandowski spielt die Saison seines Lebens, er steht bei unglaublichen 53 Toren. 13 davon hat er in der Champions League erzielt - in nur sieben Spielen! Vorteil Bayern
Leon Goretzka, Thiago und Thomas Müller vs. Sergio Busquets, Frenkie de Jong und Arturo Vidal
Es ist noch nicht klar, mit welcher Formation im Mittelfeld Barca agieren wird. Es ist aber davon auszugehen, dass die drei oben Genannten zumindest im Laufe des Spiels zum Einsatz kommen. Vidal kennen gerade Thiago und Müller noch aus gemeinsamen Bayern-Zeiten. Beim Krieger ist der Name Programm: Er hat vielleicht nicht die technischen Fähigkeiten seiner Nebenmänner, wird den Bayern aber mit seiner physischen Spielweise das Leben schwer machen. Sergio Busquets galt jahrelang als bester Sechser der Welt, Frenkie de Jong wird zugetraut, auf lange Sicht sein Nachfolger zu werden.
Allerdings hat Busquets' Brillanz gerade auch in der Defensivarbeit nachgelassen. Er gewinnt 59 Prozent seiner Zweikämpfe, Thiago 61 Prozent. Wenn das Spiel schneller wird, bekommt der 32 Jahre alte Busquets Probleme. De Jong ließ seine technischen Fähigkeiten in seiner Debütsaison in Barcelona immer wieder aufblitzen, doch ihm fehlt es an Konstanz.
Auf Bayern-Seite erlebt Thomas Müller dagegen einen weiteren Frühling und hat gerade einen neuen Vorlagenrekord in der Bundesliga aufgestellt. Thiago und Goretzka haben zwar noch nicht so oft auf der Doppelsechs zusammen gespielt, individuell präsentierten sich beide in dieser Saison aber in Topform. Vorteil Bayern
Joshua Kimmich gegen Antoine Griezmann und Jordi Alba
Joshua Kimmich muss wahrscheinlich auch gegen die Katalanen als Rechtsverteidiger aushelfen. Dass er auch aus dieser Position dem Bayern-Spiel seinen Stempel aufdrücken kann, hat er oft genug bewiesen. Defensiv wird er es mit Barcas 120-Millionen-Stürmer Griezmann zu tun bekommen, bei seinen offensiven Vorstößen wird er Welt- und Europameister Jordi Alba fordern.
Allerdings konnte Griezmann seine Ablsösesumme bisher nicht rechtfertigen. Der Franzose, der zu seiner Zeit bei Atlético Madrid als einer der besten Offensivspieler Europas galt, kommt in 47 Einsätzen nur auf 19 Torbeteiligungen und droht zum nächsten Transfer-Flop der Katalanen zu werden.
Alaba ist gerade offensiv im Zusammenspiel mit Lionel Messi brandgefährlich, hier muss Kimmich aufpassen. Defensiv offenbarte Alba in dieser Saison aber teils eklatante Schwächen, diese kann der Bayern-Star nutzen. Würden die drei jeweils in ihrer Bestform aufeinandertreffen, würde der Punkt nach Spanien gehen. Aber Konjunktive zählen am Freitag nicht. Vorteil: Bayern
Hansi Flick vs. Quique Setién
Gegen jeden anderen Trainerkollegen unter den letzten Acht hätte Hansi Flick zumindest in puncto Erfahrung das Nachsehen, schließlich hat der Bayern-Trainer nur fünf Champions-League-Spiele als Cheftrainer betreut. Doch Quique Setién stand sogar noch seltener in der Königsklasse an der Seitenlinie, nämlich zweimal gegen den SSC Neapel.
Setién ist zwar schon lange im Geschäft, vor Barca hat er allerdings hauptsächlich Mittelklasse-Mannschaften trainiert - und die Nationalmannschaft von Äquatorialguinea. Flick ist als Cheftrainer im Vereinsfußball zwar auch noch relativ unerfahren, im Gegensatz zu seinem Gegenüber hat er es aber geschafft, eine klare Spielidee zu etablieren und sitzt in München fest im Sattel.
Setién mag ebenfalls eine klare Spielidee im Kopf haben, bisher haben seine Spieler sie aber nicht umgesetzt. Barcas Spiel wirkt häufig planlos und setzt zu sehr auf geniale Messi-Momente. Von Spaniens Presse wird Setién bereits angezählt. In 24 Spielen holte der Spanier im Schnitt 2,17 Punkte pro Spiel, Flick liegt bei einem Schnitt von 2,76. Klare Angelegenheit. Vorteil Bayern
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