Auf einmal läuft's!
FC Bayern: Die verdeckte Abrechnung mit Niko Kovac
24. November 2019, 18:40 Uhr aktualisiert am 24. November 2019, 18:40 Uhr
Der FC Bayern überzeugt beim 4:0 in Düsseldorf, die Spieler loben Hansi Flick in höchsten Tönen und üben so indirekte Kritik an Vorgänger Niko Kovac. Ist der Interimscoach eine Dauerlösung - oder kommt Mauricio Pocchettino im Winter?
Düsseldorf/München - Der Mann eilte zum Stadion-Ausgang, wollte nichts sagen, blieb aber dann doch kurz stehen. Der freudige Anlass machte es ihm leicht.
"Das erste Spiel auswärts mit 4:0 zu gewinnen, gelingt auch nicht jedem - was wünscht man sich mehr?", fragte der neue Bayern-Präsident Herbert Hainer rhetorisch. Der Nachfolger von Uli Hoeneß (nicht vor Ort) war höchstzufrieden: "Wir haben klasse gespielt. Es war schön, diese Lauffreude zu sehen und wie sie gekämpft und gepresst haben." Er muss es wissen, schließlich war er einst Stürmer des FC Ottering, nun führt er den FC Bayern.
FC Bayern erteilt Düsseldorf eine Lehrstunde
Im Spiel führt Hansi Flick die Münchner - auch für ihn war es die erste Auswärtspartie. Mit dem 4:0 vor den Augen von Fortuna-Fan und Toten-Hosen-Sänger Campino erteilten die Bayern der Düsseldorfer Fortuna eine Lehrstunde, demonstrierten ihre neue, alte Stärke.
Drei Spiele, drei Siege, 10:0 Tore - Flicks Werk. Einen besseren Start als Cheftrainer konnte nur Carlo Ancelotti 2016 verbuchen, mit 13:0 Toren. Überall glückliche Gesichter bei den Verantwortlichen und den Profis. Mit seiner positiven, angenehmen Art hat es der Ex-Assistent von Bundestrainer Joachim Löw in nur drei Wochen geschafft, die Mannschaft für sich und seinen Weg zu begeistern. "Der Trainer gibt alternativlos vor, was wir auf dem Platz zu tun haben", erklärte Thomas Müller, einer der Gewinner des Trainerwechsels.
Klare Ansagen, klares Spielsystem - eindeutige Wirkung. Das hatte man unter Niko Kovac vermisst. "Wir haben viel mehr Kontrolle als vorher. Das tut uns gut", sagte Kapitän Manuel Neuer. Und Joshua Kimmich meinte: "Wir laufen ein Stück weit mutiger an und kommen dadurch zu frühen Ballgewinnen." Daher seien die Wege zum Tor kürzer. Und weil die Abstände zwischen den einzelnen Spielern auf dem Platz nun geringer sind, läuft die Verständigung im Spiel besser. Das ist der Flick-Trick: Man arbeitet defensiv besser, die Null steht (in den letzten acht Spielen unter Kovac nicht!) und kommt so in der Offensive zu mehr Chancen. Indirekt hört man dabei die Vorwürfe an Kovac raus, nach und nach kommt eine verdeckte, rein sportliche Abrechnung an die Oberfläche.
FC Bayern: Salihamidzic lässt sich bei Trainerfrage Zeit
Nach der Herbst-Depression wurde Bayern einmal komplett geliftet. Und nun soll Make-up-Artist Flick lediglich, wie von den Bossen bestätigt, bis Weihnachten wirken dürfen? Durch die überzeugenden Siege mit alter Dominanz bringt er sich selbst und den Verein in eine komfortable Situation. Seine Bewerbung als Cheftrainer auf Dauer ("Ich kann mir vieles vorstellen, aber es ist noch ein ganz weiter Weg bis dorthin") läuft quasi nebenbei, die Bosse haben mehr Zeit, sich um die großen Namen der Zunft zu kümmern.
"Hansi macht das sehr gut. Wir werden uns bei der Trainersuche nicht unter Druck setzen lassen", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic, es ist nicht die Zeit, sich über andere Trainer zu äußern. Das erledigen andere. Etwa Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann bei Sky, der über den bei Tottenham Hotspur jüngst entlassenen Mauricio Pochettino sagte: "Wenn er will und die Bayern wollen, wird er spätestens kommenden Sommer in München aufschlagen." Womöglich aber, sonst ist der international begehrte Pochettino weg, muss man schon in der Winterpause zuschlagen - den 47-Jährigen vertraglich dingfest machen.
FC Bayern: Serge Gnabry spricht sich für Flick-Verbleib aus
Hier liegt die Krux begraben: Schneller Zugriff bei Pochettino, einem Favoriten von Salihamidzic, oder auf Thomas Tuchel zocken, den Kandidat von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge? Tuchels Zukunft bei Paris Saint-Germain dürfte vom Abschneiden in der Champions League abhängen. Erik ten Hag (Ajax Amsterdam) wäre einfacher zu bekommen am Saisonende. Pep Guardiola, von 2013 bis 2016 beim FC Bayern, aktuell im vierten Jahr - und bis 2021 - bei Manchester City, meinte am Wochenende: "Die Verantwortlichen wissen: Ich bin jemand, der das respektiert, was er unterschreibt. Wenn der Klub mich dann aber trotzdem weiterhin will, dann möchte ich auch hierbleiben." Wird also eher nichts mit einer Rückkehr.
Ob er mit Flick gerne weitermachen würde, wurde Serge Gnabry gefragt. Seine Antwort: "Korrekt."
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