Topspiel am Samstag
FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt: Was Flick alles besser macht als Kovac
23. Mai 2020, 8:00 Uhr aktualisiert am 23. Mai 2020, 8:00 Uhr
Der FC Bayern trifft auf Eintracht Frankfurt. In der Hinrunde war nach dem 1:5 gegen die Hessen das Aus von Niko Kovac besiegelt. Unter Hansi Flick ist die Wende gelungen. Wie? Eine Analyse der AZ.
München - Am 2. November des vergangenen Jahres um genau 17.20 Uhr war Niko Kovacs Zeit beim FC Bayern abgelaufen - auch wenn das zunächst noch keiner aussprechen wollte.
Die Spieler nicht, die nach diesem desaströsen 1:5 bei Eintracht Frankfurt mit sich zu tun hatten und durch die Katakomben der Frankfurter Arena schlichen - kommentarlos, fassungslos, blamiert. Die Klubverantwortlichen um Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge nicht, die auf der Tribüne zuvor sichtlich gelitten hatten und nur noch weg wollten von diesem Ort. Und auch Coach Kovac nicht, der sich weiter kämpferisch gab, der davon sprach, die Niederlage "abschütteln" zu wollen.
Tiefpunkt nach Hinspielpleite in Frankfurt
Aber der Schmutz dieser Pleite klebte zu fest an den Münchner Kleidern. Am Abend des 3. November gab Bayern schließlich die Trennung von Kovac bekannt, "einvernehmlich" sei diese erfolgt. Sie war unvermeidbar.
An diesem 10. Spieltag in Frankfurt hatte die Bayern-Saison ihren Tiefpunkt erreicht, vier Punkte betrug der Rückstand auf Tabellenführer Mönchengladbach. Knapp sechs Monate später treffen die Münchner am Samstag (18.30 Uhr/Sky und im AZ-Liveticker) nun erneut auf die Eintracht.
Aus vier Punkten Minus sind vier Zähler Vorsprung in der Liga geworden - dank eines Höhenflugs unter Kovac-Nachfolger Hansi Flick, der am Freitag über das Hinspiel sagte: "Es war für uns alle eine herbe Niederlage. Die Frankfurter haben uns da mit ihrer Dynamik überrollt." Das dürfte angesichts der Bayern-Form nicht nochmal passieren. Die AZ nennt Gründe für die positive Entwicklung.
Stimmung im Team
Für seinen Umgang mit Spielern, Betreuern und Mitarbeitern des Klubs wird Flick von allen Seiten gelobt, sogar mit Triple-Trainer Jupp Heynckes verglichen. "Hansi ist ähnlich wie Jupp", sagte jüngst erst Vorstandsboss Rummenigge im AZ-Interview: "Er hat ein unglaublich enges Verhältnis zu den Spielern, er ist empathisch, die Spieler glauben an ihn."
Und Joshua Kimmich meinte: "Er vermittelt jedem bei uns Wertschätzung und Wichtigkeit." Gepaart mit taktischem Know-how, sind dies die wichtigsten Eigenschaften, die Flick im Team so beliebt machen. Bei Ex-Coach Kovac hatte auch deshalb eine Entfremdung stattgefunden, weil er wichtige Stars wie Thomas Müller außen vor ließ. Speziell Müller brilliert unter dem neuen Trainer, er war in 16 Flick-Partien an 18 Toren direkt beteiligt.
Taktik
Flick lässt Bayern offensiver agieren, mit höherem Pressing. Die Dominanz ist zurückgekehrt. Kovac hatte viel Wert auf eine stabile Defensive gelegt, nach vorne fehlten oft Automatismen. Das beklagten auch einige Spieler. Die Bilanz unter Flick ist beeindruckend. In 22 Partien holte sein Team 19 Siege, spielte einmal remis und verlor lediglich zweimal.
Auch in einzelnen Statistiken, die der "Kicker" auflistete, liegt Flick klar vor Kovac. Die Bayern schießen mehr Tore in der Liga (3,1 pro Spiel unter Flick/2,5 unter Kovac), kassieren weniger Gegentreffer (0,6/1,6), absolvieren mehr Sprints (261/227) und holen eben auch mehr Punkte (2,5/1,8).
Hierarchie
Flick hat das hinbekommen, was Kovac kaum gelang. Die wichtigsten Führungsspieler stehen hinter dem Coach, weil er ihnen zentrale Positionen im Team gegeben hat, Vertrauen schenkt. Vor Kapitän Manuel Neuer im Tor bilden David Alaba und der wiedererstarkte Jérôme Boateng (Flick: "Ich arbeite gerne mit ihm und er macht seine Sache aktuell sehr gut") das Abwehrzentrum.
Joshua Kimmich und Thiago spielen im zentralen Mittelfeld, davor Assistkönig Müller und im Angriff Robert Lewandowski. Eine stabile Achse, die keinen Gegner mehr fürchten muss. Flick hat die Wende geschafft. Mit einem Sieg gegen die Eintracht kann das 1:5, die Erinnerung an eine schlimme Bayern-Phase, endgültig abgehakt werden.
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