Bundesliga-Kracher am Dienstag
FC Bayern: Jetzt gilt der Fokus nur noch dem BVB
24. Mai 2020, 16:29 Uhr aktualisiert am 24. Mai 2020, 16:29 Uhr
Fußball-Deutschland blickt nach Dortmund: Der Liga-Gipfel zwischen Herausforderer BVB und Titelverteidiger FC Bayern verspricht Brisanz - auch ohne die gewohnte Kulisse.
München/Dortmund - Wortführer Thomas Müller brachte die Lage mal wieder auf den Punkt. "Wir marschieren, Dortmund marschiert - da können wir uns freuen auf Dienstag", sagte der Vorlagen-König von Bayern München vor dem mit Spannung erwarteten Bundesliga-Gipfel beim BVB am Dienstag (18.30 Uhr/Sky und im AZ-Liveticker). Die formstarke Borussia plant vor ihrer "grauen Wand" den Meister-Sturz, Müllers mächtige Münchner hoffen ihrerseits auf eine Vorentscheidung im Titelkampf - und die ganze vom Fußball entwöhnte Welt sieht zu.
Da nahm in München nicht nur Franz Beckenbauer erleichtert zur Kenntnis, dass sich die Bayern trotz kurzer Schwächephase bei der Generalprobe gegen Eintracht Frankfurt "in sehr starker Verfassung" präsentierten. "Wir haben jetzt eine Position der Stärke", meinte Trainer Hansi Flick nach dem turbulenten 5:2 (2:0) angesichts der weiter vier Punkte Vorsprung des Tabellenführers auf den schärfsten Herausforderer. Ein derartiges Polster hat der Rekordmeister zu einem so späten Saison-Zeitpunkt noch nie verspielt.
Verfolger Dortmund verzichtete vor dem Klassiker wohlweislich auf Kampfansagen an die einzige 2020 noch ungeschlagene Bundesliga-Mannschaft. Dabei war das weitgehend souveräne 2:0 (1:0) beim VfL Wolfsburg doch schon der neunte Sieg in den jüngsten zehn Liga-Spielen für Schwarz-Gelb. Michael Zorc aber, der vor dem Spiel die Trennung von WM-Held Mario Götze im Sommer bestätigt hatte, sorgte sich vielmehr um Mats Hummels, der zur Pause wegen Achillessehnenbeschwerden ausgewechselt worden war. "Mats hat da schon länger Probleme. Wir hoffen, dass es bis Dienstag reicht", sagte der Sportdirektor über den Abwehrchef.
Goretzka verspricht: "Werden alle heiß sein"
Bei den Bayern stehen hinter Thiago und Jerome Boateng (beide muskuläre Probleme) kleinere Fragezeichen. Flick forderte dessen ungeachtet, seine Mannschaft müsse die hervorragende Ausgangslage auf dem Weg zur achten Meisterschaft in Folge in diesem "besonderen" Duell zweier "sehr guter Mannschaften" verteidigen. "Wir werden alle heiß sein", versprach Leon Goretzka im "ZDF", Müller sekundierte bei "Sky": "Wir werden zeigen, dass wir auch ohne Zuschauer extrem leidenschaftlich Fußball spielen können."
Dass in Dortmund nicht der gewohnte, mit über 80.000 fanatischen Anhängern besetzte Hexenkessel wartet, müsse kein Vorteil sein, behauptete Müller. "Es wäre uns absolut lieber, wenn das Stadion kochen würde", sagte er. Doch ob mit oder ohne Fans: Am Ende wollen die Gäste "mit einem Lächeln aus dem Stadion fahren", wie der Ur-Bayer betonte.
FC Bayern: Flick sieht noch Verbesserungspotenzial
Vorher gibt es allerdings Gesprächsbedarf. Flick "ärgerte" sich über den "kleinen Wackler" mit den Gegentoren durch Standard-Schreck Martin Hinteregger (52./55.). "Da müssen wir ganz klar drüber sprechen, das geht nicht", sagte Goretzka und fügte mit Blick auf Dortmund hinzu: "Das müssen wir dringend abstellen!"
Flick monierte zudem, ihm habe bisweilen die Balance gefehlt. "Bei der Qualität, die wir haben, wünsche ich mir, dass wir mehr Ballbesitz haben", sagte er, "da können und müssen wir uns ein bisschen steigern." Müller sah "im Spiel nach vorne einige Ungenauigkeiten".
Goretzkas (17.), Müller (41.), Top-Torjäger Robert Lewandowski (46.) mit seinem 27. Saisontor, Alphonso Davies (61.) und Hinteregger (74./Eigentor) trafen für die Bayern. "Kaiser" Beckenbauer sprach anerkennend von einem "hervorragenden Fußballspiel". Wegen Dortmund mache er sich "überhaupt keine Sorgen", betonte Goretzka in bester "Mia san mia"-Manier: "Wir werden zu hundert Prozent da sein."
Und der BVB? Spielte beim VfL effizient. Sechs Torschüsse reichten, weil Raphael Guerreiro (32.) und Achraf Hakimi (78.) trafen. Ob das gegen die Bayern genügt?