Im Winter nichts Neues

FC Bayern: Warum Salihamidzic Flicks Transfer-Wünsche nur schwer erfüllen kann


Zwei Männer, ein Ziel: Verstärkungen im Winter. Für Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic (r.) sind die Wünsche seines Trainers Hansi Flick allerdings fast schon eine Mission impossible.

Zwei Männer, ein Ziel: Verstärkungen im Winter. Für Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic (r.) sind die Wünsche seines Trainers Hansi Flick allerdings fast schon eine Mission impossible.

Von Markus Giese

Hansi Flick fordert dringend Verstärkungen für die Außenbahn und rechte Abwehrseite. Der Sportdirektor des FC Bayern, Hasan Salihamidzic, wird ihm diesen Wunsch jedoch nur schwer erfüllen können. Die AZ erklärt, warum.

München - Alle Jahre wieder herrscht im Januar in den Chefetagen der Fußballklubs hektische Betriebsamkeit. In der zweiten Wechselperiode der Saison haben die Manager einen Monat lang Zeit, ihre Mannschaften punktuell zu verstärken - oder die Transferfehler des Sommers zu korrigieren. Letzteres scheint gerade beim FC Bayern angesagt.

Weil der Kader vor der Saison auf Wunsch von Ex-Trainer Nico Kovac bewusst klein gehalten wurde, schlägt nun die aktuelle Verletztenmisere besonders heftig durch. Kovacs Nachfolger Hansi Flick sieht angesichts der "mauen Personalsituation" - mittlerweile hat sogar der ehemalige Bayern-Rechtsverteidiger Rafinha (34) via "Sportbild" seine Rückkehr angeboten - die Saisonziele schwer in Gefahr: "Wir haben ja alle hohe Ziele, und wir müssen uns letztendlich auch eine Basis schaffen, um die hohen Ziele erreichen zu können. Wir müssen gucken, dafür ist eine Winterperiode vielleicht auch da, um die Dinge zu regulieren."

Dieser Notruf führte während des Trainingslagers in Doha sogar zum ersten kleinen Disput mit Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Denn "Brazzo" ("Ich bin einfach kein Freund von medialer Kaderplanung") setzt diese Forderung mächtig unter Druck - weil er weiß, dass er seinem Trainer diesen Wunsch trotz aller Bemühungen - in Katar war der 43-Jährige selten ohne Handy am Ohr zu sehen - nur schwer erfüllen kann. Die AZ erklärt, warum:

Rechtsverteidiger und Außenstürmer gibt es wenige am Markt

Flicks Wünsche liegen auf dem Tisch. Einen Rechtsverteidiger und einen Außenstürmer hätte der 54-Jährige gerne. Allerdings gibt der Markt aktuell wenig her - zumindest nur wenig, was den Ansprüchen der Bayern genügen würde.

Für rechts hinten wünscht sich Flick nichts weniger als einen neuen Lahm: "Die Position des Außenverteidigers hat sich sehr verändert. Wir brauchen da Spieler, die das Spiel bestimmen können. Ich denke da an Philipp Lahm, der auf dieser Position über ein Jahrzehnt Weltklasseleistungen gezeigt hat." So einen Spieler zu bekommen ist aber generell schwer - und aktuell wohl unmöglich!

Einen Rechtsverteidiger vom Format eines Philipp Lahm zu finden, wird schwierig.

Einen Rechtsverteidiger vom Format eines Philipp Lahm zu finden, wird schwierig.

Oder wie Salihamidzic das Dilemma formuliert: "Unsere Mannschaft zu verstärken, ist schwer. Und die Topspieler werden im Winter von den Klubs nicht freigegeben." Aktuell werden für die Außenverteidiger-Position Namen wie João Cancelo (25) von Manchester City oder Benjamin Henrichs (22) vom AS Monaco gehandelt. Der deutsche Nationalspieler war auch bei Spitzenreiter RB Leipzig im Gespräch, bleibt jetzt aber lieber in Frankreich. Barças Nélson Semedo (26) ist maximal im Sommer ein Thema. Fehlt Bayern im Moment also auch ein wenig die Strahlkraft?

Wilfried Zaha soll 70 bis 80 Millionen kosten

Für die Offensive ist die Lage kaum besser. Akuten Handlungsbedarf sieht Flick, weil seine Stammkräfte auf den Außenpositionen Kingsley Coman und Serge Gnabry zu verletzungsanfällig sind: "Wenn man betrachtet, dass Serge und King aufgrund ihrer körperlichen Situation immer wieder ausfallen, ist es ein kleines Risiko, vielleicht auch ein großes Risiko." Angeblich wurde dem Rekordmeister jetzt als kurzfristige Lösung Wilfried Zaha (27) vom Crystal Palace angeboten. Der Premier-League-Verein fordert laut "Sky" aber 70 bis 80 Millionen Euro Ablöse. Viel, wahrscheinlich zu viel Geld für einen 27-Jährigen von einem englischen Mittelfeld-Klub.

Wilfried Zaha von Crystal Palace

Wilfried Zaha von Crystal Palace

Noch ein Problem: Bayern muss sparen. Salihamidzic & Co. steht ein teurer Sommer bevor. Leroy Sané (Manchester City) und Kai Havertz (Bayer 04 Leverkusen) heißen die Zielobjekte, die beide wohl nicht unter 100 Millionen Euro zu haben sein werden. Auch eine Weiterbeschäftigung von Philippe Coutinho ist nicht ausgeschlossen, der Brasilianer müsste jedoch für die festgeschriebene Ablöse von 120 Millionen vom FC Barcelona verpflichtet werden.

Kurzum: Ob Flicks Wünsche erfüllt werden, ist angesichts dieser Ausgangslage mehr als fraglich. Vielleicht heißt es bei Bayern heuer eher: Im Winter nichts Neues!

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