Turnier kann er
Flick ist für FC Bayern ein Trumpf in der Champions League
10. Juli 2020, 11:04 Uhr aktualisiert am 10. Juli 2020, 11:04 Uhr
Die verbliebenen Champions League-Teilnehmer betreten mit dem "Final 8" Neuland. Dennoch haben die Bayern einen großen Vorteil: ihren K.o.-Experten Hansi Flick. "Ich kenne die Turnierform sehr gut."
München - Der Urlaub eines Co-Trainers unterscheidet sich von dem eines Cheftrainers fundamental und mental. Der erstere kann mal so richtig abschalten, wartet auf Instruktionen und macht eventuell mal einen vorsichtigen Vorschlag, der andere hat ständig das große Ganze im Kopf. Vor allem beim aktuellen Zwitter-Urlaub, zwischen dem nationalen Saisonende und der Fortsetzung der Champions League im August.
Das Double hat Hansi Flick, letzten November in puncto Verantwortung und Sorgen aufgestiegen (formell vom Co-Trainer zum Chefcoach), bereits eingesackt, nun geht es an d e n großen Ganzen, den mit den Ohren - den Henkelpott. 13 Tage Urlaub gewährte Flick seinen Spielern, seine Ferien dürften kürzer ausfallen, dessen war und ist sich der 55-Jährige bewusst. "Ich hoffe auf den ein oder anderen Tag, an dem ich mal richtig abschalten kann", sagte Flick, "ich weiß nicht, ob das als Cheftrainer so einfach sein wird." Am 20. Juli geht's wieder los. Mit Corona-Tests und Cyber-Training. Eine Kurz-Vorbereitung nach dem Kurzurlaub. Für die Operation Triple.
Champions-League-Auslosung am Freitag
Am Freitag um 12 Uhr findet in der Uefa-Zentrale in Nyon/Schweiz die Auslosung statt (hier im AZ-Liveticker verfolgen!), dabei wird auch schon der Turnierbaum für den Weg ins Endspiel gezogen, also die Einzelspiele des Viertel- und Halbfinals.
Dabei hat der FC Bayern neben dem 3:0-Erfolg im Hinspiel des Achtelfinals beim FC Chelsea ein weiteres, dickes Ass im Ärmel: Hansi Flick. Der gebürtige Heidelberger, nun erstmals mit Pokalen im Profibereich dekoriert, ist mehr als ein erfolgreicher Bundesliga-Trainer: der Mann kann Turnier. Und das diesjährige, aufgrund der Corona-Pandemie notgedrungen erstmals in dieser Form ausgetragene "Final 8" ähnelt der K.o.-Runde einer Welt- oder Europameisterschaft. Alle drei, vier Tage ein Spiel gegen hochkarätige Gegner. Keine zweite Chance wie im Hin- und Rückspielmodus des Europapokals sonst. Hopp oder top.
Hat Flick schon vier Mal erlebt. Im August 2006 holte ihn Bundestrainer Joachim Löw als Assistenten zur Nationalelf. Schon bei seinem ersten Turnier, der EM 2008 in Österreich und der Schweiz, musste Flick in die erste Reihe vorrücken, da sein Chef Löw für das Viertelfinale gegen Portugal von der Uefa gesperrt worden war.
Flick mit äußerst postiver K.o.-Spiele-Bilanz
Flick bestand seine Feuertaufe, gewann in Basel mit 3:2. "Ich bin ein Teamplayer. Ich bin niemand, der immer in der ersten Reihe stehen muss", sagte der damals 43-Jährige. Mittlerweile hat er den Platz im Cockpit liebgewonnen. 2008 wurde der DFB mit Co-Trainer und Impulsgeber Flick Vize-Europameister, 2010 WM-Dritter, 2012 scheiterte man im Halbfinale, um dann 2014 in Brasilien zu triumphieren. Macht 13 K.o.-Spiele, dabei gab es zehn Erfolge und drei Niederlagen.
Angesprochen auf die neue und wohl einmalige Form eines einzigen K.o.-Spiels ab dem Viertelfinale (ausgetragen in Lissabon) meinte Flick: "Klar ist es dann nur ein Spiel, das ist anders als mit Hin- und Rückspiel. Aber ich kenne die Turnierform sehr gut. Daher glaube ich, dass wir damit zurechtkommen können. Die Tagesform wird dann entscheidend sein."
Ein weiterer Vorteil für Flick und die Bayern: Die Trainer der übriggebliebenen elf Konkurrenten haben allesamt keinerlei Nationalelf-Erfahrung, weder Thomas Tuchel (Paris St. Germain), noch Julian Nagelsmann (RB Leipzig) oder die ganz Großen wie Pep Guardiola (Manchester City) bzw. Zinedine Zidane (Real Madrid). Sieht man mal von Barcelonas umstrittenem Chefcoach Quique Setién ab, der 2006 für nur drei Monate die Nationalmannschaft von Äquatorialguinea (aktuell die Nummer 145 der Fifa-Weltrangliste) betreute.
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