Prozess in der Schweiz
Freispruch für Blatter und Platini
8. Juli 2022, 10:18 Uhr aktualisiert am 8. Juli 2022, 13:18 Uhr
Die früheren Fußballfunktionäre Joseph Blatter und Michel Platini sind im Prozess um eine dubiose Millionenzahlung vom Schweizer Bundesstrafgericht freigesprochen worden. Dieses Urteil im Verfahren gegen die ehemaligen Präsidenten von FIFA und UEFA verkündete das Gericht am Freitag in Bellinzona.
Der Prozess um eine dubiose Millionenzahlung gegen die beiden früher mächtigen Fußballfunktionäre Joseph Blatter und Michel Platini ist mit Freisprüchen zu Ende gegangen. Das Bundesstrafgericht in Bellinzona im Schweizer Kanton Tessin sah es in seinem Urteil am Freitag nicht als erwiesen an, dass Blatter Platini unrechtmäßig zu einer Zahlung in Höhe von zwei Millionen Schweizer Franken (heute rund 2,02 Millionen Euro) aus den Kassen des Fußball-Weltverbandes FIFA verholfen hatte.
Blatter: "Ich bin unschuldig"
"Ich bin nicht unschuldig in meinem Leben, aber in diesem Fall bin ich unschuldig", hatte Blatter bei seiner Ankunft im Gericht gesagt. Der 86 Jahre alte Schweizer war bis 2016 Präsident der FIFA, der Franzose Platini (67) Präsident der Europäischen Fußball-Union UEFA. Nach ihrer Darstellung handelte es sich bei der Millionenüberweisung im Jahr 2011 um eine Nachzahlung für Beratertätigkeiten, die Platini von 1998 bis 2002 für die FIFA geleistet hatte. Die FIFA habe um die Jahrtausendwende nicht genügend Geld gehabt, um Platini voll zu bezahlen. Es habe sich um ein "Gentleman's Agreement" gehandelt, wie Blatter sagte.
Dagegen wurde damals in Medien spekuliert, dass Blatter sich mit dieser Zahlung von Platini Unterstützung bei der Wiederwahl zu einer neuen Amtszeit 2011 gegen einen Herausforderer sichern wollte. Im Gegenzug soll er laut Spekulationen Platini versprochen haben, ihn für 2015 als seinen Nachfolger aufzubauen.
Die FIFA als Nebenklägerin
Die Schweizer Bundesanwaltschaft sah jedenfalls keine rechtliche Grundlage für die Millionenzahlung. Sie erhob Anklage gegen Blatter und Platini und forderte für beide eine Freiheitsstrafe von jeweils einem Jahr und acht Monaten. Die Ethikkommission der FIFA hatte die beiden Funktionäre für mehrere Jahre gesperrt. Eine Sperre bedeutet, dass sie keine Fußballaktivitäten wahrnehmen können.
Die Anwälte hatten auf Freisprüche plädiert. Die FIFA war in dem Verfahren als Nebenklägerin aufgetreten und hatte die Rückzahlung des Betrags und der darauf gezahlten Sozialleistungen verlangt.
Blatter und Platini: Anwälte vermuten Komplott
Platini und sein Anwalt versuchten in dem Prozess, von den Umständen der eigentlichen Zahlung abzulenken. Ihnen ging es vielmehr darum, ein angebliches Komplott zu belegen. Es gebe kein Motiv für die angebliche Straftat des Betrugs, wohl aber für das Strafverfahren.
Die Zahlung habe in der FIFA jahrelang niemand beanstandet, argumentierten sie - bis 2015, just in dem Jahr, als Platini sich um die Nachfolge Blatters bewerben wollte. Platini und sein Anwalt legten nahe, dass Platinis Chancen auf den Spitzenposten mit der Untersuchung zunichte gemacht werden sollten.
Platini: "Wir werden uns wiedersehen"
Statt Platini trat der damalige UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino die Nachfolge von Blatter an. Er ist bis heute im Amt. Warum die Millionenzahlung 2015 ins Visier der Ermittler geriet, war aber nicht Gegenstand des Prozesses.
Platini kündigte bereits an, den Fall aufarbeiten zu wollen. "In diesem schrecklichen Fall gibt es Schuldige, die in diesem Prozess nicht aufgetreten sind. Ich garantiere ihnen: Wir werden uns wiedersehen", sagte der ehemalige Chef der Europäischen Fußball-Union in einem Statement, das am Freitag von seinem Anwalt verbreitet wurde. Er "werde nicht lockerlassen und auf der Suche nach der Wahrheit bis zum Ende gehen", wurde der 67-Jährige zitiert.