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Früchtl-Kampfansage an Nübel: "Will mich beim FC Bayern durchsetzen"
21. April 2020, 8:28 Uhr aktualisiert am 20. Juli 2020, 15:48 Uhr
Alexander Nübel bekommt deutlichen Gegenwind zu spüren - auch von Manuel Neuer und Sven Ulreich. "Mir ist das egal, ob ein Alexander Nübel kommt. Ich will mich beim FC Bayern durchsetzen", sagt Christian Früchtl in der AZ.
München - Was ein Transfer zum FC Bayern bedeutet, das bekommt Alexander Nübel gerade deutlich zu spüren. Schon vor der offiziellen Bekanntgabe diskutierten Experten öffentlich über Sinn und Unsinn seines nun im Sommer bevorstehenden Wechsels von Schalke nach München. Sogar Bundestorwarttrainer Andreas Köpke stellte diesen infrage.
Beinahe täglich melden sich nun seine zukünftigen Mannschafts-Kollegen zu Wort und begrüßen den 23-Jährigen auf ihre Art. "Er ist ein guter Torwart. Perspektivisch verstehe ich den Transfer", sagte Kapitän Manuel Neuer, als dessen Kronprinz Nübel verpflichtet wurde, zuletzt der "Bams". Und ließ im nächsten Satz folgen: "Wobei wir mit Sven Ulreich ja schon eine bärenstarke Nummer 2 haben. Der würde in vielen anderen Vereinen Stammtorwart sein."
Ulreich-Berater mit Kampfansage an Nübel
Ulreichs Berater Jürgen Schwab schickte am Montag via "Kicker" eine offene Kampfansage hinterher: "Der FC Bayern ist eine Leistungsgesellschaft, in der sportlich entschieden wird. Schauen wir mal, wer am Ende hinter Manuel Neuer auf der Bank sitzt."
Auch Bayerns aktuelle Nummer drei, Christian Früchtl, will Nübel das Feld nicht kampflos überlassen. Wie dessen Berater Christian Rößner der AZ bestätigt, ist man sich mit dem FC Bayern zwar "grundsätzlich einig", dass der 20-Jährige zur kommenden Saison zunächst ausgeliehen werden soll. "Aufgrund seiner Fähigkeiten hat es Christian nicht nötig zu flüchten. Ganz im Gegenteil", betont Rößner: "Wir machen aber sicherlich nicht den Fehler, den ein Nübel oder sein Berater machen, jetzt nach München zu gehen und sich dort auf die Bank zu setzen."
Vielmehr sei es für einen jungen Torhüter sinnvoll, "wegzugehen, höherklassig zu spielen, sich dort zu zeigen, um dann zu Bayern München zurückzugehen und zu sagen: 'Ich habe die Spielpraxis, die andere nicht haben.'" Die nächste Spitze Richtung Nübel. Herzlich willkommen beim FC Bayern!
Nübel-Verpflichtung: Früchtl wusste Bescheid
Über die mögliche Verpflichtung Nübels sei Früchtl "von Anfang an vom FC Bayern informiert" gewesen, sagt Rößner. Und schon bevor der Fünf-Jahresvertrag mit dem ehemaligen Schalke-Kapitän final abgeschlossen wurde, habe Früchtl gesagt: "Mir ist das vollkommen egal, ob ein Alexander Nübel kommt. Oder wer auch immer. Ich will mich beim FC Bayern München durchsetzen."
Dass dieses Vorhaben ein äußerst ambitioniertes ist und das "nicht auf direktem Wege geht", ist Früchtl freilich klar. "Wir haben hier mit Manuel Neuer schließlich den weltbesten Torhüter", sagt Rößner, "aber mit dem Umweg einer Ausleihe und einer Rückkehr in ein paar Jahren ist das schon geplant. Das will der Christian auch so durchziehen." Früchtls Vertrag läuft aktuell noch bis Juni 2022, nicht ausgeschlossen, dass er im Rahmen des anvisierten Ausleihgeschäfts verlängert wird.
An Interessenten für Früchtl mangelt es nicht. Ihm liegen Anfragen aus der Ersten und Zweiten Bundesliga sowie aus der Premier League vor. Dabei handelt es sich laut Rößner um "sehr angesehene und sehr gute Vereine mit langer Tradition in der Premier League". Aber auch der FC Augsburg sei "natürlich immer ein interessanter Verein für einen jungen Spieler, der sich weiterentwickeln möchte", sagte er auf Nachfrage. Die Entscheidung werde in enger Abstimmung mit dem FC Bayern fallen.
Früchtl will bald Stammspieler sein
Das nächste Telefonat mit Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic steht in den kommenden beiden Wochen an. "Maßgeblich ist vor allem die Perspektive", sagt Rößner: "Christian wird nirgendwo als Nummer zwei hingehen, sondern ausschließlich als Nummer eins."
Nübel und dessen Berater Stefan Backs wollten sich auf AZ-Anfrage am Montag nicht äußern. Die Leistungen des Ex-U21-Nationalkeepers litten aber bereits in der Rückrunde spürbar unter dem Wechsel-Wirbel, er wurde zur Nummer zwei degradiert. Zu den Einsatzgarantien, die Nübel in München nach AZ-Informationen zugesichert wurden, sagte Neuer: "Ich glaube nicht, dass sich ein Spitzentrainer, der einen Verein wie die Bayern trainiert, vorschreiben lässt, wen er spielen zu lassen hat."
Der Gegenwind, mit dem Nübel in München empfangen wird, hat schon jetzt Orkanstärke erreicht. Der letzte, der derartige Widerstände (damals der Fans: "Koan Neuer") bei seinem Wechsel zu Bayern überwinden musste, war 2011 übrigens auch ein Torhüter und Ex-Kapitän des FC Schalke: Manuel Neuer.
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