1860-Kader prall gefüllt
Gedränge in Giesing: Köllner muss harte Kader-Entscheidungen treffen
30. Januar 2020, 6:27 Uhr aktualisiert am 30. Januar 2020, 6:27 Uhr
Bis auf den jungen Noel Niemann sind aktuell alle Löwen fit und einsatzbereit. Sechzig drohen nun ein verschärfter Konkurrenzkampf und schwierige Entscheidungen. Köllner: "Das ist schon hart."
München - Es wimmelt nur so vor Löwen dieser Tage an der Grünwalder Straße. Am Mittwoch, als Trainer Michael Köllner vor der Nachmittagseinheit eine Mini-Pressekonferenz gab, strömten sämtliche Spieler der Sechzger auf den Trainingsplatz - so viele wie schon lange nicht mehr.
Vergangene Woche ist Leih-Löwe Tim Rieder (Knieverletzung) ins Teamtraining zurückgekehrt. In dieser Woche heißen die Rückkehrer Semi Belkahia (Kreuzbandriss) und Benjamin Kindsvater (Adduktorenprobleme/Weisheitszahn). Jetzt wird es mal so richtig voll auf dem Rasen, was für die Giesinger nach den Comebacks von Stefan Lex, Nico Karger und Quirin Moll die nächste gute Nachricht ist.
Alle Löwen an Bord: Fluch und Segen zugleich
Schon die Fans hatten sich am vergangenen Sonntag beim furiosen 4:1-Heimsieg gegen Eintracht Braunschweig zusammengerauft: Ein XXL-Plakat in der Westkurve ("Gemeinsam für Sechzig") und sogar Flugblätter der Ultras "Münchner Löwen" auf der Westkurve warben für Einigkeit - jetzt kommen die Löwen endlich auch auf dem Rasen zusammen.
1860-Dompteur Köllner weiß aber auch: Sein (Über-)Angebot an Spielermaterial ist Fluch und Segen zugleich. "Wir haben aktuell 29 Mann im Kader. Du sagst also allein schon elf Spielern: Du kannst nicht mitfahren. Das ist schon hart", sagte Köllner über seinen "zu großen Kader" und die allwöchentliche Herausforderung, eine ganze Elf nicht für den 18-köpfigen Spielerkader nominieren zu können.
Kein Wunder, dass man sich bei ausbleibenden Abgängen auch gegen Winter-Neuzugänge entschied, um ein noch größeres Gedränge zu vermeiden. Zuletzt war etwa für die Talente Leon Klassen oder Fabian Greilinger nur ein Tribünenplätzchen frei.
Das rät 1860-Trainer Köllner seinen Reservisten
Weil auf Giesings Höhen ein verschärfter Konkurrenzkampf tobt, musste zuletzt sogar Spielführer Felix Weber auf die Bank. Köllner dazu: "Klar ist es schwer, einen Spieler, der eine Leaderfunktion hat, nicht spielen zu lassen. Aber am Ende zählt die Leistung. Wir müssen auch auf den Gegner schauen. Ich hatte einfach das Gefühl, gegen Braunschweig und einen Stürmer wie Marvin Pourié Aaron Berzel und Dennis Erdmann spielen zu lassen." Köllners Ansage an alle Reservisten: "Jeder muss mit der Situation klarkommen, wie sie ist. Da gibt es kein großes Lamentieren."
Neben Weber dürfen sich auch etwa Torhüter Hendrik Bonmann und pielmacher Timo Gebhart angesprochen fühlen, etwaige Aggressionen in starke Trainingsleistungen umzumünzen, denn: Löwenjammer verboten! Köllner betätigte dabei einen bekannten Trainer-Reflex und verwies darauf, dass er im Saisonverlauf jeden Spieler gebrauchen könne.
Muskuläre Probleme: Ohne Niemann nach Zwickau
Bitter für 1860: Ein Junglöwe, der zuletzt erfolgreich durch die gegnerischen Abwehrreihen zu schlüpfen pflegte, fehlte: Noel Niemann. "Er hat muskuläre Probleme", erklärte Köllner, "in der letzten Aktion gegen Braunschweig hat er eine Blessur davongetragen." Und zwar eine, die den Stürmer für das Duell beim FSV Zwickau (Sonntag, 14 Uhr) lahmlegt.
"Jetzt muss ein anderer in die Bresche springen. Das macht am Ende den Erfolg einer Mannschaft aus", forderte Köllner und verwies auf den hochaufgeschossenen Torjäger Prince Owusu, der zuletzt die richtige Antwort gegeben habe: "Er hat am Montag im Spielersatztraining schon gezeigt, dass er sich mit seiner Rolle nicht zufriedengibt." Wie es um die Zufriedenheit des Löwen-Rudels bestellt ist, werden die kommenden Wochen zeigen. Klar ist: Der Erfolg gibt Kadertüftler Köllner bisher Recht.