Klare Botschaften
Günther Gorenzel: Seine Regierungserklärung beim TSV 1860
6. Februar 2019, 6:30 Uhr aktualisiert am 6. Februar 2019, 6:30 Uhr
"Wir haben nichts zu verschenken", verkündet der neue Geschäftsführer Sport Günther Gorenzel - weder Punkte an die Gegner noch finanzielle Mittel. Leih-Geschäfte, ein kleinerer Kader: So soll es in Zukunft beim TSV 1860 funktionieren.
München - Nicht auf dem Rasen in Form von Einladungen an den Gegner, auch nicht aus der Geldschatulle von Hasan Ismaik. Eines soll es so schnell nicht mehr geben auf Giesings Höhe: Geschenke. "Wir haben nichts zu verschenken. Das haben wir schon oft genug getan", sagte Sechzigs neuer Geschäftsführer Sport am Dienstag beim Vormittagstraining in seiner langsam, aber sicher zu Ende gehenden Rolle als Daniel Bierofkas Aushilfscoach.
Eine Aussage zur sportlichen Lage beim TSV 1860, die Günther Gorenzel später noch einmal bekräftigte - in seiner Antrittsrede als zweiter Boss der ausgegliederten Profifußballabteilung neben Michael Scharold: "Ich habe es der Mannschaft am Sonntag schon ganz klar gesagt und sage es jetzt nochmal: Wir haben nichts mehr zu verschenken", erklärte der 47-Jährige angesichts des 1:2 gegen Spitzenreiter VfL Osnabrück.
In erster Linie war es eine Botschaft bezüglich der sportlichen Ambitionen der Sechziger. Denn: Nach dem Weggang von Angreifer Adriano Grimaldi nach Uerdingen und dem Saison-Aus von Spielmacher Quirin Moll (Kreuzbandriss) richtet sich der Blick sportlich geschwächter Sechzger nach unten.
Günther Gorenzel: "Wir können die Tabelle lesen"
Wenngleich die beiden Spiele laut Gorenzel aufgrund der Platzverhältnisse in Lotte und des Spielverlaufes gegen Osnabrück schwer zu beurteilen gewesen seien, spricht er Klartext: "Wir dürfen nicht immer nur sagen: Wir spielen brav mit, aber haben dort, wo es wirklich wehtut, zu wenig Präsenz. Das wird nicht reichen."
Der Österreicher warnt, bei nur noch vier Zählern Vorsprung auf Fortuna Köln (als 17. auf dem ersten Abstiegsrang): "Wir können die Tabelle lesen."
Botschaft Nummer zwei resultiert aus vereinspolitischen Zwängen. Nachdem Sechzigs Vereinsobere um Präsident Robert Reisinger bekanntlich auf einen Kurs ohne Darlehen und Genuss-Scheine von Ismaik setzen, die jährliche Bilanz der KGaA aber nach wie vor ein Millionen-Defizit aufweist, heißt es in Giesings dieser Tage: Kosten senken!
Bislang alleiniger Geschäftsführer: Michael Scharold. Foto: Rauchensteiner/AK
Günther Gorenzel: "Effektivere und effizientere Entscheidungen"
"Es ist klar und ja nicht das erste Mal, dass wir dies öffentlich kommunizieren: Es läuft auf einen Konsolidierungskurs hinaus", erklärt Gorenzel über seine künftigen Herausforderungen, die da wären: bestmöglichen Ertrag aus überschaubaren Mitteln schürfen. Auf die Frage, ob die "Zahl X", wie Gorenzel das Budget der kommenden Saison selbst nannte, mittlerweile geklärt sei, antwortete er wie folgt: "Eine Zahl in der Rangliste der Dritten Liga kann ich noch nicht sagen."
Besagtes Budget sei es aber, was er - in Absprache mit Scharold - nach der endlich vollzogenen Beförderung festzurren müsse: "Ganz entscheidend ist, dass ich mehr Einblick in die Zahlen habe, um dadurch Zusammenhänge noch besser beurteilen zu können. Im sportlichen Bereich kann ich dann - in Abhängigkeit von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen - effektivere und effizientere Entscheidungen treffen."
Konkret bedeutet das für klamme Sechzger, so Gorenzel: "Wenn wir den Kader verkleinern, können wir in die Spitze mehr Qualität bekommen." Man werde somit im Rahmen dreier Säulen (Spieler mit hoher Identifikation, Leihgeschäfte und der Entwicklung junger Talente) statt kostenintensiver Einkäufe "auf Ausleihgeschäfte zurückgreifen müssen, weil das wirtschaftlich-sportlich ganz einfach leichter umsetzbar ist".
Die Leih-Löwen Simon Lorenz (VfL Bochum) und Prince Osei Owusu (Arminia Bielefeld) lassen grüßen. Kein leichter Weg, der da auf Gorenzel wartet - aber was ist schon einfach bei den Löwen?
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