Der Neue bei 60

Köllner stellt sich vor: So tickt der neue Löwen-Dompteur


Gut gelaunt: Michael Köllner bei seiner Vorstellung als neuer Trainer des TSV 1860 München.

Gut gelaunt: Michael Köllner bei seiner Vorstellung als neuer Trainer des TSV 1860 München.

Von Matthias Eicher

Bei der offiziellen Vorstellung gibt sich der neue 1860-Trainer Köllner optimistisch - und schürt Hoffnungen auf eine bessere Zukunft. "Wenn wir die nächsten fünf Spiele gewinnen, sind wir Dritter".

München - Gestatten: Michael Köllner. Satte 57 Minuten dauert der erste Auftritt des neuen Löwen-Dompteurs auf Giesings Höhen - Bühne frei für einen wahren Fußball-Propheten.

"Ich war überrascht, dass Daniel Bierofka als Trainer zurückgetreten ist und habe im ersten Moment auch nicht damit gerechnet, dass Sechzig an mich herantritt", sagte Sechzigs neuer Chefcoach Michael Köllner bei seiner offiziellen Vorstellung, keine Woche nach dem Aus von Vorgänger Bierofka: "Viele hätten wohl auch nicht damit gerechnet, dass ich hier in der Dritten Liga aufschlage. Aber das Entscheidende für mich ist: Du musst Dinge aus dem Herzen heraus tun."

Daher ist der 49-jährige Oberpfälzer nun ein Löwe. Er sagt: "Ich mache nur Sachen im Leben, auf die ich richtig Bock habe. 1860 ist ein Geschenk für mich." Die AZ fasst seine wichtigsten Aussagen zusammen.

Köllners Gründe für Sechzig

Drei Gründe für Sechzig: Köllner, einst fünf Jahre Wahl-Münchner und aktuell mit Wohnsitzen in Nürnberg und Regensburg, habe für seine Zusage drei Dinge gebraucht. "Erstens: Macht es mir Freude? Zweitens: Kann ich erfolgreich sein? Drittens: Fühlt sich meine Familie wohl?" Nach der Kontaktaufnahme von Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel bei Köllner am vergangenen Mittwochabend ("Zitat Gorenzel: Er war schon im Schlafanzug") stellte sich schnell heraus: Die drei Gründe sind gegeben.

Einst beim 1. FC Nürnberg entlassen: Michael Köllner.

Einst beim 1. FC Nürnberg entlassen: Michael Köllner.

Keine Vergleiche mit Bierofka: Sechzigs Identifikationsfigur hinterlässt große Fußstapfen. Mit Köllner kommt aber ein Trainer, der den "Club" im Sommer 2018 zum Überraschungs-Aufstieg in die Bundesliga führte. Vergleich verboten, so Köllner: "Das wird mir nicht gerecht, das wird aber auch Daniel nicht gerecht. Mag sein, dass es schwierig ist, Bierofka nachzufolgen." Entscheidend sei aber, "was du vorfindest" - und das sei bei 1860 ein intaktes Team: "Die Mannschaft hat am Samstag in Halle ein gutes Statement abgegeben."

Köllners Motto: "Wie der Herr, so's Gescherr"

Interimstrainer Oliver Beer, den Köllner für das 1:0 lobte, soll neben "Vertrauensmann" Günter Brandl Assistent bleiben. Auch Bierofkas Geist soll bleiben: "Die größte Stärke dieser Mannschaft ist ihr Charakter, ihre Mentalität, ihre Leidenschaft. Das sind Stärken, die auch ich als Trainer gerne habe." Wie er den Spielern seine Werte vorleben wolle, erklärte Köllner mit einem Spruch aus seiner Heimat in der Oberpfalz: "Wie der Herr, so's Gescherr."

Ziele und Träume: Sechzigs Saisonziel bisher? Eine sorgenfreie Saison. Daran wolle Köllner - sinnigerweise - festhalten. Dennoch nährte er etwas im Überschwang seiner emotionalen Antritts-Ansprache, die Träume vieler Löwen: "Wenn wir die nächsten fünf Spiele gewinnen, sind wir Dritter. Dann können wir sagen: In der Rückrunde rocken wir das Ding."

Der gelernte Zahnarzthelfer erkannte aber: "Die Tabellenkonstellation ist fragil." Köllners vier Faktoren: Sechzig gehört in die Bundesliga? Für den einstigen Klosterschüler ein Irrglaube. "Nürnberg war auch mal Stammgast in der Bundesliga. Hier ist die Situation dieselbe: Man kann nicht aus der Tradition heraus glauben, man habe einen Anspruch auf die Bundesliga - aber man kann alles dafür tun, diesen Anspruch zu entwickeln."

Vier Faktoren für die Rückkehr auf die große Bühne

Vier Faktoren, wie Sechzig auf die große Bühne zurückkehren könne: "Respekt, Arbeit, Demut und Liebe zum Fußball." Giesinger Grabenkämpfe: Präsident Robert Reisinger und Co. versus Investor Hasan Ismaik - Sechzigs Spaltung ist Köllner nicht fremd. Dennoch wolle er sich sein eigenes Bild machen, alle Beteiligten kennenlernen. Seine Botschaft: "Ich bin der Trainer aller Sechzger."

Die Profis seien "das Aushängeschild", man brauche aber auch "den Nachwuchs", nicht zuletzt aus Geldnot. Köllners Appell: "Eines hat Priorität, wie der Name 'Fußballverein' mit sich bringt: Der Sport muss das hauptsächliche Thema sein." Fazit: Köllner machte einen erfrischenden, guten Eindruck - dürfte aber schnell realisieren, dass der Fußball trotz seiner pathetischen Worte auf Giesings Höhen oft nur Nebensache ist.

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