DFB-Kader

Neue Namen für neues Ziel: Nagelsmann wählt aus


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Julian Nagelsmann startet mit der Nationalmannschaft Richtung WM 2026.

Von dpa

Die Tränen sind getrocknet. Wenn Julian Nagelsmann 55 Tage nach dem bitteren EM-Aus gegen Spanien seinen ersten Kader auf dem Weg Richtung WM 2026 in Amerika präsentiert, ist der Bundestrainer nicht nur in seinen Kernkompetenzen als großer Taktiker und Motivator gefragt.

Jetzt muss er bei den ersten Prüfungen gegen Ungarn am 7. September in Düsseldorf und in Amsterdam gegen die Niederlande am 10. September erstmals auch perspektivisch als Baumeister ran. Große Namen werden am Donnerstag (10.00 Uhr) in der Personalliste der Fußball-Nationalmannschaft fehlen. Die Zeit der Weltmeister von 2014 ist vorbei.

Der Bundestrainer hatte selbst eine Zäsur für die Zeit nach der EM angekündigt, wenn auch eine kleine. Von einem "jungen Kader" könne keine Rede sein, sagte Nagelsmann während des Turniers. Bei einem Schnitt knapp unter 30 Jahren, keine Übertreibung. Der Abschied von Kroos stand fest, die Entscheidungen von Neuer und Müller wurden von Nagelsmann wohl sogar erwartet. Einzig Gündogans Rücktritt war eher nicht einkalkuliert. Sprich: Nagelsmann ist insgesamt vorbereitet und will das Team Richtung Amerika 2026 auch verjüngen.

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Joshua Kimmich ist der Favorit auf das Kapitänsamt bei der Nationalmannschaft.

Einen radikalen Umbau braucht es aber nicht. "Wir haben einen großen Grundstock an Spielern, die 26, 27, 28 sind und auf jeden Fall noch die WM spielen können", sagte der Bundestrainer. Die Lust, den schnell postulierten Traum vom goldenen WM-Pokal real werden zu lassen, ist jedenfalls vorhanden. "Ich freue mich auch, wieder anzugreifen", sagte der 37-Jährige.

Ein Anführer wollte der Bayern-Profi schon immer sein. Das ist sein Anspruch und sein Selbstverständnis. Die Misserfolge von 2018 bis 2022 waren aber auch mit seinem Namen verbunden. Jetzt ist die Chance groß, dass Kimmich als Nachfolger von Gündogan mit der schwarz-rot-goldenen Binde am Arm den Eindruck nachhaltig revidieren kann.

Mit 91 Länderspielen hat er die meisten der aktuellen Nationalspieler vor Antonio Rüdiger (74) und Leroy Sané (65) - beide vom Charakter her keine klassischen Kapitäne. Im kommenden Sommer kann Kimmich schon in den 100er-Club aufrücken.

Noch ist es nicht offiziell, Nagelsmann wird ihm die Verantwortung aber wohl übertragen. Ob damit - wie beim FC Bayern - eine Rückkehr vom rechten Verteidiger ins defensive Mittelfeld verbunden ist, bleibt abzuwarten.

Der Schlussstrich des Bayern-Schlussmanns unter seine legendäre Karriere im DFB-Trikot nach WM-Sieg, 124 Spielen insgesamt und mehreren Torwart-Rekorden ist eine Zäsur. Aber zumindest für die WM 2026 und EM 2028 ist sportlich keine riesige Lücke zu befürchten. Marc-André ter Stegen (32) wartet seit Jahren auf diesen Moment. Bei der EM hielt er wohl wissend, dass die Perspektive da ist, als Neuer-Backup nochmal still. 40 Länderspiele hat er bestritten, beim FC Barcelona ist er Kapitän und Führungsspieler. Da muss sich Nagelsmann keine Sorgen machen.

Hinter ter Stegen stehen in Oliver Baumann (34), Bernd Leno (32) und Kevin Trapp (34) drei weitere schon ältere Kandidaten bereit. Zum ersten Herausforderer sollte aber Alexander Nübel (27) vom VfB Stuttgart werden, der kurz vor der EM noch aus dem Kader gestrichen wurde, nun aber auf der Position der Mann der Zukunft sein dürfte.

Angelo Stiller (23) hätte im starken Stuttgart-Block auch schon zur EM fahren können. Nun wird der Mittelfeldspieler als erster Debüt-Anwärter genannt. Gemeinsam mit Aleksandar Pavlovic (20), der die EM-Teilnahme nur wegen einer erneuten Mandelentzündung verpasste, und somit auch quasi ein Neuling ist, wächst da ein zentrales Duo heran, das in Zukunft für die gesetzten Jamal Musiala (21) und Florian Wirtz (21) zentral absichern kann.

Zwei weitere Kandidaten sind der nach Brighton gewechselte Mainzer Brajan Gruda (20) und der Gladbacher Rocco Reitz (22), die schon im EM-Trainingslager als Ergänzungsspieler mitmachen durften.

Serge Gnabry (29) wäre ein prominenter Rückkehrer. Nach seinen vielen Verletzungen in der Vorsaison, die ihn die EM-Teilnahme kosteten, besticht der Münchner zum frühen Saisonzeitpunkt. Ob das schon wieder für eine Nominierung reicht, wird sich zeigen. Weiterer möglicher Rückkehrer wäre Innenverteidiger Malick Thiaw (23) von AC Mailand, der noch unter Hansi Flick als Bundestrainer im Sommer 2023 debütierte, dann aber den Anschluss verlor.

Deutschland und die Nations League, das war noch keine Fußball-Liebe. Auch nicht auf den zweiten Blick. Der Abstieg 2018 wurde nur durch einen neuen Modus nachträglich vermieden, 2020 gab es die 0:6-Klatsche in Spanien und 2022 deutete sich das folgende WM-Desaster in Katar schon gegen Ungarn (0:1) und England (3:3) an. Um den Titel spielte die DFB-Elf nie mit.

Diesmal soll mehr drin sein. Ungarn (7.9./19.11.), die Niederlande (10.9./14.10.) und Bosnien-Herzegowina (11.10./16.11.) sind unbequeme, aber bezwingbare Kontrahenten. Und wieder einmal wurde der Wettbewerb reformiert. Als Gruppensieger oder Gruppenzweiter stehen im März Playoffs um die Final-Teilnahme im Juni an. Als Gruppendritter muss man im März in Playdowns gegen einen Zweiten aus der B-Liga. Nur als Letzter stünde der Abstieg noch dieses Jahr fest.

Natürlich geht es in der Nations League nicht um den WM-Erfolg. Aber zumindest der Weg nach Amerika wird vorbestimmt. Fest steht nämlich, dass Deutschland in der Qualifikation, die noch dieses Jahr ausgelost wird, in einer Vierergruppe spielt, wenn man in der Nations League auf Platz eins oder zwei landet. Dann beginnt die Ausscheidungsrunde auch erst im September 2025 mit nur sechs Spielen. Als Gruppenletzter käme man in eine Fünfergruppe und würde schon im März starten.


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