Landesliga Mitte
Schritt für Schritt: SpVgg Lam geht ihren eigenen Weg
10. Juli 2019, 16:45 Uhr aktualisiert am 13. August 2021, 18:46 Uhr
Ohne große finanzielle Mittel hat die SpVgg Lam in den vergangenen Jahren eine Mannschaft mit Spielern aus der Region aufgebaut. Nun gelang nach drei Jahren die Rückkehr in die Landesliga Mitte.
"Mane!", "Mane!" schallt es über den Fußballplatz. Fünf Tage sind es noch bis zum Saisonauftakt, als die Spieler der SpVgg Lam am Dienstagabend auf dem Rasen des Osserstadions trainieren. Mittendrin statt nur dabei: Trainer Manfred Stern, von seinen Spielern nur Mane gerufen. Er spielt selbst mit und ist eine oft gesuchte Anspielstation seiner Spieler. Die Vorbereitung befindet sich in den letzten Zügen, am Sonntag starten die "Osserbuam" mit einem Heimspiel gegen Fortuna Regensburg in die neue Saison.
Kurios: Auch das bislang letzte Spiel der Lamer in der Landesliga fand gegen die Fortuna statt, im Mai 2016 gab es damals eine 2:3-Niederlage in Regensburg. Es folgten die Relegation und der Abstieg in die Bezirksliga. Seitdem hat sich am Fuße des Ossers vieles getan. Manfred Stern übernahm den Trainerjob beim Absteiger - mit dem klaren Ziel, eine neue Mannschaft aufzubauen. Viele Spieler hatten den Verein nach dem Abstieg verlassen oder aufgehört. Es gab zwei große Umbrüche, ehe der Kern der aktuellen Mannschaft beisammen war.
Dabei ging die Sportvereinigung ihren ganz eigenen, einen inzwischen auch im Amateurfußball schon eher ungewöhnlichen Weg. Statt sich für viel Geld eine neue Mannschaft zusammenzukaufen, setzte man auf die Jugend. Auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, der JFG Osser-Hoher-Bogen, und auf Talente aus der unmittelbaren Umgebung. Ein Weg, der alternativlos war, wie Vorstand Ludwig Koholka erklärt: "Wir haben nicht die finanziellen Mittel wie andere Vereine in der Region. Also mussten und müssen wir für eine andere Philosophie stehen." Man habe keinen großen Geldgeber im Hintergrund, könne keine großen monatlichen Zahlungen leisten, es gebe nur Kilometergeld und eine Punktprämie. "Damit wir trotzdem auf diesem Niveau mithalten können, mussten wir einen anderen Weg finden", erklärt Koholka.
Stern "ein Glücksfall" für Lam
Mit Manfred Stern holten die Verantwortlichen einen Trainer nach Lam, der "ein Glücksfall für den Verein" (Koholka) ist und sich voll und ganz mit diesem Weg identifizieren kann. "Nur mit jungen Spielern geht es natürlich nicht", sagt Stern. So gibt es auch noch einige im Schnitt jüngere Teams in der Landesliga. "Aber ich bin ein Trainer, der die Jungs für meine Art und Weise begeistern will und das dann auch auf dem Platz sehen möchte. Hierfür ist es definitiv einfacher, mit jungen statt mit älteren und satten Spielern zu arbeiten."
Der Umbruch gelang - und zwar selbst für die Verantwortlichen überraschend schnell. Ins erste Bezirksligajahr startete man ohne größere Ambitionen. Den Neuaufbau vorantreiben und nach Möglichkeit nichts mit dem Abstieg zu tun haben, so lautete die Zielvorgabe. Am Ende wurde es Platz zwei, an der direkten Landesliga-Rückkehr scheiterte man erst in der Relegation. In der Saison darauf sprang am Ende der dritte Platz heraus. Im Rückblick sind sie in Lam sogar froh, dass es nicht mehr geworden ist. "Das wäre für uns noch ein Jahr zu früh gekommen", glaubt Koholka. In die vergangene Saison ging man dann mit dem intern klar formulierten Ziel Aufstieg und schaffte diesen mit am Ende 63 Punkten auch relativ souverän. Der Schlüssel zum Erfolg: "Die wichtigsten Punkte waren unsere Überzeugung und unser Fokus. Der Wille, den Aufstieg zu schaffen, war enorm", sagt Stern.
Spiel- und offensivstark
In Lam hat sich in den vergangenen drei Jahren eine Mannschaft gefunden und entwickelt, die nun reif ist für die Rückkehr in die Landesliga. Unter Manfred Stern hat sich auch der Fußball stark gewandelt. "Vorher wurde in Lam mehr körperlich gespielt mit dem Ziel, unangenehm zu sein und zu zerstören", sagt der Coach. Doch er wollte eine spiel- und offensivstarke Mannschaft formen. Etwas, das gerade in der zweiten Saison ersichtlich wurde, als die Mannschaft in 30 Spielen über 90 Tore erzielte. "In den ersten beiden Jahren lag unser Fokus ganz klar auf dem Offensivspiel. Denn es ist schwieriger, eine offensive Art und Weise in eine Mannschaft zu bringen als eine defensive", sagt Stern. In der vergangenen Saison folgte dann der nächste Entwicklungsschritt. Sowohl die Anzahl der eigenen Treffer als auch die der Gegentore wurde nahezu halbiert. "Gerade ab dem Winter haben wir das Risiko etwas minimiert und nicht mehr ganz so offensiv gespielt", sagt er. Getreu der alten Fußballerweisheit: In der Offensive gewinnt man Spiele, in der Defensive Meisterschaften.
Nun kommt der Schritt in die Landesliga genau zum richtigen Zeitpunkt, findet Stern. "Ein weiteres Jahr Bezirksliga hätte einigen Spielern in ihrer Entwicklung nicht mehr gutgetan", so seine Überzeugung. In der neuen Spielklasse soll es der nahezu identische Kader richten wie in der vergangenen Spielzeit. Mit Michael Vogl, der nach zwei Jahren in Arnbruck nach Lam zurückgekehrt ist, verpflichtete man nur einen gestandenen Spieler. Dazu kommt Talent Moritz Seidel aus dem Nachwuchs des ASV Cham sowie mit Johannes Wutz und Johannes Breu zwei Talente aus der eigenen Jugend. Die SpVgg Lam hält an ihrem Kurs fest!
Und auch die Art des Fußballs will man eine Etage höher nicht verändern. "Unsere Ausrichtung bleibt offensiv, wir wollen weiterhin den Ball haben und den Gegner bespielen", kündigt Stern an - ohne allerdings naiv an die Aufgabe heranzugehen. Denn auch Stern weiß freilich, dass in der Landesliga andere Kaliber auf sein Team warten als in der Bezirksliga und man sich in puncto Zweikampfhärte und Spiel gegen den Ball entwickeln muss. "Vielleicht bekommen wir aufgrund unserer Spielweise auch mal auf die Socken", sagt Stern. "Aber ich bin überzeugt, dass wir dadurch auch das eine oder andere Mal überraschen können."
Klassenerhalt als ZIel
Als Aufsteiger setzt man sich in Lam erst einmal das Ziel Klassenerhalt. Viele Spieler werden sich erst an das neue Niveau gewöhnen müssen. Dazu müssen sie lernen, mit Niederlagen umzugehen, denn davon wird es mehr geben als in den vergangenen Bezirksliga-Jahren. "Das ist dann eine reine Kopfsache", sagt Stern. "Auch wenn man zwei, drei Spiele verlieren sollte, dennoch stabil zu bleiben - das müssen die Jungs lernen. Aber da gibt es von uns keinen Druck. Es gehört zur Entwicklung dazu, dass man lernt, mit Niederlagen umzugehen und trotzdem immer weiter an sich glaubt."
Manfred Stern hat sichtlich Freude an der Arbeit in Lam und an der Entwicklung seiner Mannschaft. Nicht ohne Grund startet er nun in seine vierte Spielzeit als Trainer der "Osserbuam" - trotz großem Aufwand. Vier Stunden ist der 41-Jährige, der in Mainkofen arbeitet und in der Nähe von Ruhmannsfelden lebt, für ein Training auf Achse. "Ich bin selbst ein Waidler und in Lam fühlt es sich an wie daheim", sagt Stern. "Der Verein ist zudem super geführt, intakt und stabil." Auch reizt es ihn, sich mit Teams zu messen, die mehr finanzielle Mittel haben. "Dass wir in einer Liga mit Mannschaften wie Bad Kötzting oder Weiden spielen, das macht einen zum einen schon ein bisschen stolz und hat auch seinen Reiz", sagt Stern. Ab Sonntag liegt es dann an Stern und seinem Team, ob sie die anderen Vereine oft genug ärgern können, um am Ende die eigenen Ziele zu erreichen.