Stehen weitere Abgänge fest?
Sechzig nimmt Aufstiegshelden die Rückennummern weg
27. Juli 2020, 6:23 Uhr aktualisiert am 27. Juli 2020, 18:46 Uhr
"Gut zu wissen": So kommentieren Herbert Paul und Nico Karger den Fakt, dass ihre Rückennummern bereits neu vergeben wurden. Zuvor leistete sich Sechzig auch bei Timo Gebhart eine Trikotpanne.
München - Der moderne Fußballprofi ist nur allzu oft mit seinem Smartphone verheiratet. Fotos davon, wie er seinen Körper in Form bringt, in welchem Urlaubsort er am Pool liegt, was Spielerfrau und -kinder so treiben oder welches Essen auf dem Teller liegt - all das landet in Unmengen in kleinen Geschichten in den Sozialen Medien, zumeist bei Instagram. Dort war es auch, wo die beiden (Ex-)Löwen Nico Karger und Herbert Paul eine gänzlich andere Botschaft abgesetzt haben.
"Gut zu wissen", schrieben die beiden Fußballprofis, kürzlich noch in Diensten des TSV 1860, unisono über einen Bericht des Portals "dieblaue24.com" zur Trikotnummern-Vergabe ihres Vereins. "Alles klar", ergänzte Verteidiger Paul seine Botschaft noch inklusive einem Smiley, der Tränen lacht.
TSV 1860 nimmt Karger und Paul Rückkenummern weg
Der Hintergrund dürfte eher zu traurigen Tränen denn Gelächter führen: Die Giesinger haben die Rückennummern Kargers und Pauls (18 und 28) neu vergeben, an die Junglöwen Lorenz Knöferl und Marco Mannhardt. Nicht nur dem Fußball-Experten dürfte dämmern, dass Profis ihre Rückennummern nicht einfach alljährlich wechseln - und Nachwuchstalente bei der Wahl kaum ein Vorrecht genießen. Die Aktion lässt vielmehr darauf schließen, dass Karger und Paul, offensichtlich ohne davon in Kenntnis gesetzt worden zu sein, keine Zukunft bei Sechzig mehr haben.
Schon zuvor war dem TSV eine Trikot-Panne unterlaufen: Der bisher einzige externe Neuzugang Erik Tallig (20) bekam zunächst die Rückennummer zehn. Der Löwen-Fan weiß: Die gehörte zuletzt Urlöwe Timo Gebhart, der ebenfalls noch auf einen neuen Vertrag auf Giesings Höhen hofft. Nachdem in kurzer Zeit der Aufschrei in der Fan-Landschaft groß war - oder 1860 womöglich nur einen Fehler korrigierte - bekam Tallig nun doch die Acht zugeteilt.
Und Routinier Gebhart? Der weiß, wie die Herren Karger und Paul, von nichts. "Ich will zu diesem Thema nichts sagen, weil sonst sag ich was Falsches", schrieb Gebhart der AZ auf die Frage, wie es um seine Zukunft steht. Seine Antwort ist auch eine Antwort.
Aufstiegshelden des TSV 1860 ohne Nummern
Neben Paul, der erst im Sommer 2018 zu 1860 gekommen war, scheint Sechzig mit Karger und Gebhart auch seine Aufstiegshelden auszusortieren. Flügelflitzer Benjamin Kindsvater gehört ebenfalls in diese Riege. "Wir schauen uns um, Benni hat mehrere Anfragen aus Österreich vorliegen", sagt dessen Berater Serafino Luzzi, um prompt hinterherzuschieben: "Natürlich würde er auch gerne bleiben."
Sechzigs Strategie ist vermutlich eine andere, sie gleicht einer klassischen Hinhaltetaktik. Trainer und Talententwickler Michael Köllner sowie Sport-Geschäftsführer und Spar-Beauftragter Günther Gorenzel wollen um wenige Säulen wie Torjäger Sascha Mölders eine blutjunge und billigere Truppe aufbauen. Knöferl, Mannhardt und weitere Talente wie Niklas Lang, Johann Djayo, Ahanna Akbowo oder Milos Cicic lassen grüßen.
Verdiente Löwenspieler vor dem Abschied?
Karger, Gebhart und Kindsvater vereinen zu ihrem Leidwesen die Probleme, teurer zu sein als die Jungspunde mit ihren Ausbildungsverträgen und trotz ihres erwiesenen Könnens jeweils lange Verletzungsmiseren hinter sich zu haben. Ein anderer Aufstiegsheld und Löwe mit Identifikationsfaktor scheint eventuell bleiben zu dürfen: der geschasste Kapitän Felix Weber. "Sportlich war es ein Scheiß-Jahr für mich", gab der Innenverteidiger gegenüber dem "Murnauer Tagblatt" unumwunden zu und fügte an: "Es würde mir schon sehr schwerfallen wegzugehen."
Während die Spielführerbinde zu Mölders wanderte, wäre Webers Nummer vier bisher noch frei. Ob sie künftig weiter Weber, der nächste Junglöwe oder gar ein namhafter Neuzugang trägt, hängt ganz davon ab, ob Sechzig den Spieleretat doch noch erhöht bekommt. Und vielleicht auch ein bisschen vom Umgang miteinander nicht in der digitalen, sondern in der echten Löwen-Welt.
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