Kommt es zur Unterschrift?
TSV 1860 braucht ein millionschweres Autogramm von Hasan Ismaik
27. Juni 2019, 6:05 Uhr aktualisiert am 27. Juni 2019, 6:05 Uhr
Bis zum 30. Juni muss der Löwen-Investor wieder erklären, seine Forderungen zu stunden. Nach AZ-Informationen belaufen die sich bereits auf 18 Millionen.
München - Immer und immer wieder, kurz vor den jeweiligen Deadlines, perlten sie schon diversen Verantwortlichen des TSV 1860 von der Stirn: die Schweißtropfen der Angst und der Ungewissheit.
Der Ungewissheit darüber, ob Investor Hasan Ismaik die entsprechenden Verträge unterschreiben würde. Auch jetzt, parallel zur Mitgliederversammlung des TSV 1860 am 30. Juni im Zenith, ist die Unterschrift des jordanischen Geldgebers einmal mehr millionenschwer.
Gorenzel: "Ohne Unterschrift von Herrn Ismaik geht es nicht"
Und der Schweiß tropft von den Köpfen der Herren Michael Scharold und Günther Gorenzel, Geschäftsführer-Duo der Giesinger. "Wir brauchen auf vereinspolitischer Ebene eine Einigung. Ohne Unterschrift von Herrn Ismaik geht es nicht", stellte Gorenzel auf einer Pressekonferenz klar.
Und das, obwohl Hauptsponsor "die Bayerische" und die Sechzger zu Wochenbeginn die geplante Sponsoringerhöhung und den Verkauf der Namensrechte am Nachwuchsleistungszentrum (per 50+1-Regel ohne Ismaiks Zustimmung) fix gemacht haben?
Laut Gorenzel komme von den rund 800.000 Euro Mehreinnahmen nur die halbe Million des Verkaufs der Markenrechte überhaupt im Sportbudget an.
"Faires Drittligagehalt" für Erdmann
Davon müsste noch jener Teil abgezogen werden, der zum Verbleib "von ein bis zwei Spielern" aufgewendet werden müsse, die andernfalls zum Verkauf gestanden hätten. Der größere Teil des Restgeldes ging nun für die Verpflichtung von Wunsch-Innenverteidiger Dennis Erdmann (28) drauf. Weit weniger als die 500.000 Euro wohlgemerkt: "Nicht, dass man glaubt, Dennis verdient hier eine Lawine." Der Neu-Löwe, der sich zugunsten der Sechzger und gegen höherdotierte Angebote entschieden habe, erhalte ein "normales, faires Drittligagehalt".
Weitere Deals seien - "Stand jetzt" - nicht drin. Wegen einzuplanender Strafen, etwa durch das Abbrennen von Pyrotechnik. Gorenzel grantig über eine fehlende Summe im hohen fünfstelligen Bereich aufgrund der Zündelaktionen der Fans: "Mit diesen Christbaumkerzen haben wir einen weiteren Spieler verbrannt. Einen Aaron Berzel haben wir praktisch verschossen."
Doch damit zum ungleich größeren Teil des Problems. Nämlich das der Sportlichen Leitung - "Stand jetzt" - nicht einmal die anvisierte Leihe eines Stürmers möglich ist: "Im Saisonverlauf drohen Strafen in Höhe einer mittleren sechsstelligen Summe aufgrund der negativen Eigenkapitalquote, wenn es auf Gesellschafterebene keine Lösungen gibt. Diese Summe tut uns im gesamten Haushalt brutal weh", sagte Gorenzel zum Deadline-Day: "Bis zum 30. Juni ist die Fortführungsprognose zu stellen." Bis 2020 sei 1860 zwar "auf absolut seriösen Füßen und ausfinanziert".
Aber: Ismaiks Unterschrift, nach AZ-Informationen aktuell rund 18 (!) Millionen zu stunden, müsse alljährlich erneuert werden.
Ohne Unterschrift haben die Löwen ein Problem
Kommt diese, kann wohl auch die Stürmer-Leihe noch klappen. Bleibt sie aus, haben die Löwen ein Problem. Stellt der Hauptgesellschafter seine Darlehen gar fällig, muss Scharold als Finanz-Boss der KGaA zum Insolvenzrichter. Insolvenzgrund Nummer eins (Überschuldung) wäre bei 1860 ohne Ismaiks Stundungen längst gegeben, auch das Damoklesschwert der Zahlungsunfähigkeit, Insolvenzgrund Nummer zwei, schwebt gefährlich über den Sechzgern. Bisher hat Ismaik seine Darlehen für gewöhnlich gestundet, nicht ohne in zwei Fällen durch ausbleibende Unterschriften Strafen verursacht zu haben. Mit einer Insolvenz würde der Finanzier selbstredend auch seinem eigenen Investment schaden.
Die nächste Zerreißprobe folgt jedenfalls bestimmt - und zwar relativ kurzfristig: Auch bis zum 31.12. muss Ismaik sein Servus unter einen Vertrag setzen - einmal mehr zur Umwandlung alter Darlehen in Genuss-Scheine. Schweißperlen sind im Vorfeld garantiert.
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