Löwen-Dompteure im Fokus
TSV 1860: Die Hinrundenzeugnisse für die Sechzger-Trainer
23. Januar 2020, 19:05 Uhr aktualisiert am 24. Januar 2020, 9:35 Uhr
Mit 29 Zählern aus den ersten 20 Partien überwinterte der TSV 1860 auf einem Platz im Tabellenmittelfeld. Vor dem Start in die Rückrunde am Sonntag blicken wir auf die Leistungen der Akteure in der Hinrunde zurück - in Teil eins bekommen die Löwen-Trainer ihre Zeugnisse.
München - Bekanntlich waren es gleich drei Trainer, die für vier Siege und drei Remis zum Jahresausklang verantwortlich zeichneten und allesamt eine Löwen-Pleite abwenden konnten: Daniel Bierofka, Oliver Beer und Michael Köllner. Nach dem traurigen Abgang von Vereinsikone Bierofka schien es alles andere als selbstverständlich, dass sich Spieler wie Verantwortliche ein komfortablen Polster von neun Punkten auf die Abstiegsränge erarbeiten konnten - und bei vier Zählern Rückstand auf Rang drei sogar ein bisschen träumen dürfen.
Teil eins der AZ-Serie - die Zwischenzeugnisse für Bierofka, Beer und Köllner.
Daniel Bierofka, Note 3: Unmittelbar nach dem 4:2-Sieg gegen Fortuna Köln sagte Sechzigs Identifikationsfigur Nummer eins Worte mit Sprengstoff: Bierofka witterte eine "aus dem inneren Kreis heraus" gesteuerte Kampagne gegen ihn und tobte: "Lang schau ich mir das nicht mehr an."
Die andauernden Machtkämpfe zwischen Präsident Robert Reisinger und Co. und Hasan Ismaik, Sechzigs schwierige Perspektive, seine Gegner und Kritiker, Druck von allen Seiten und nicht zuletzt der ein oder andere Seitenhieb Reisingers - all das setzte dem einstigen Spieler derart zu, dass der Vollblut-Löwe schlussendlich trotz oder gerade wegen seiner Verbissenheit frustriert und abgekämpft aufgeben musste.
Nach dem Bierofka-Abgang: Löwen beweisen Charakter
Nach seinem Meisterstück, die Sechzger aus den Niederungen der Regionalliga zu befreien, schaffte der 40-Jährige vergangene Saison den Nichtabstieg und coachte den TSV in der Hinrunde bis in den Herbst hinein mit 17 Punkten auf Rang 15. Punkteschnitt: 1,21 - und auf Kurs Klassenerhalt. Wie Nachfolger Köllner erkannte, hatte ihm "Biero", der auch auf vereinspolitischer Ebene für elementar wichtige Kader-Verstärkungen kämpfte, eine "intakte Mannschaft" hinterlassen. Die jüngste Köllner-Erfolgsgeschichte zeigt auch: Jene Negativ-Einflüsse, die ihm das Leben schwer machten, konnte er am Ende nicht mehr von der Mannschaft fernhalten.
Oliver Beer, Note 2: Bierofkas Assistent musste inmitten der Depression um dessen Demission im schweren Auswärtsspiel bei Aufstiegskandidat Hallescher FC in die Bresche springen. Wenngleich Angreifer Sascha Mölders, Torschütze Stefan Lex und Co. mit einer jetzt-erst-recht-Mentalität aufliefen und den 1:0-Siegtreffer per T-Shirt Bierofka widmeten, hatte der Regensburger Beer als Interimstrainer die Verantwortung wie das glückliche Händchen, Lex als zweiten Stürmer auflaufen zu lassen. Jetzt ist der 40-Jährige wieder ins zweite Glied gerückt und neben Günter Brandl als engster Vertrauter der Spieler weiterhin Co-Trainer.
Michael Köllners Umstellungen fruchteten
Michael Köllner, Note 2 plus: Der Nürnberger Aufstiegscoach kam, sah - und baut die Mini-Serie von zwei Siegen in Folge weiter aus: Den emotionalen Derbys gegen den FC Bayern II (1:1) und die SpVgg Unterhaching (3:2) folgten die beiden Unentschieden gegen Großaspach und beim FC Ingolstadt (1:1 und 2:2) sowie der 1:0-Auswärtssieg bei Preußen Münster.
Der 49-Jährige stellte zunächst, auch aus personellen Gründen, auf ein 4-4-2-System mit Mittelfeld-Raute um. Köllner zeigte sich mutig wie flexibel, die meisten seiner Maßnahmen wie die Hereinnahme von Prince Owusu als zweite Spitze und Junglöwe Noel Niemann (jeweils zwei Torbeteiligungen) fruchteten. Köllners wohl größte Qualität: die positive, sympathische, mitreißende Art des gläubigen Menschenfängers, mit der er Mannschaft, Funktionäre, Fans und Umfeld in Windeseile hinter sich scharen konnte.
Zwei Siege, drei Remis - eine starke Auftaktbilanz auch spielerisch meist dominierender Köllner-Löwen die nur angesichts der Ausgleichstreffer von Großaspach und Ingolstadt trotz jeweiliger 1860-Überzahl etwas getrübt wurde. Eine Bilanz, die zarte Aufstiegsträume zulässt.