Löwen und Platzverweise

TSV 1860 in Über- oder Unterzahl: Rot und die Folgen


23. Spieltag gegen Uerdingen: Nach der Roten Karte gegen Herbert Paul (r.) sind die Löwen eine halbe Stunde in Unterzahl - und halten das 1:1.

23. Spieltag gegen Uerdingen: Nach der Roten Karte gegen Herbert Paul (r.) sind die Löwen eine halbe Stunde in Unterzahl - und halten das 1:1.

Von Michael Schleicher / Online

In neun von 23 Drittliga-Partien der Löwen fliegt ein Profi vom Platz - das ist Liga-Topwert. Doch während der TSV 1860 in Unterzahl nicht einbricht, kann die Bierofka-Truppe aus Überzahl kaum Kapital schlagen.

München - Löwen und Platzverweise: Das ist in Sechzigs erster Drittliga-Saison so eine Sache. In Spielen mit Beteiligung des TSV 1860 gab es in 23 Spielen satte neun Stück - absoluter Rekord. Umso kurioser wird es beim Blick auf Sünder und Spielausgänge.

1860-Verteidiger Herbert Paul feierte nach dem 1:1 des TSV am 23. Spieltag beim KFC Uerdingen nicht nur sein persönliches Viertel-Jahrhundert. Dem Geburtstagskind von Montag (25) wurde am Wochenende die zweifelhafte Ehre zuteil, Sechzigs auffälligster "Rotsünder" zu werden, wie Kollege Efkan Bekiroglu nebst seinen Glückwünschen scherzte.

Herbert Paul mit zweitem Platzverweis der Saison

Drei Mal wurde ein Löwe bisher des Feldes verwiesen, zwei Mal hieß er Paul. Die Mannschaft von Trainer Daniel Bierofka sammelte alle drei Platzverweise in den letzten fünf Partien, Sechzigs Gegner brachten im alten Jahr satte sechs Mal ihre Spiele dezimiert zu Ende. Die Bierofka-Löwen schafften dabei das Kunststück, zwei Mal trotz eigener Unterzahl den Ausgleich zu schaffen und in einem der drei Fälle sogar noch zu punkten.

"Wissen Sie, gegen zehn Mann haben sich schon ganz andere Mannschaften schwer getan", sagte der neue KFC-Trainer Norbert Meier am Samstag nach der Punkteteilung, um seine Uerdinger Aufstiegsaspiranten in Schutz zu nehmen. Richtig erkannt, Herr Meier - bestes Beispiel: die Löwen selbst. Im Gegensatz zur eigenen numerischen Unterlegenheit, die Sechzigs Stärken unter Bierofka (Kampfgeist und unbändige Leidenschaft) noch mehr hervortreten lässt, liegt den Sechzgern das Spiel mit einem Mann mehr ganz und gar nicht: Ganze vier Mal sollte es nichts mehr werden mit dem erhofften Dreier.

Bei den Löwen gilt wohl das Motto: Weniger ist mehr. Die AZ führt die Feldverweise auf und zeigt, dass die vermeintlichen Strafen nur selten zu Nachteilen wurden.

TSV 1860 in Unterzahl

19. Spieltag: Paul fliegt schon nach 32 Minuten und 0:1-Rückstand gegen Carl Zeiss Jena mit Gelb-Rot. Nico Karger trifft dennoch zum Ausgleich, bevor Jena bei zunehmend entkräfteten Sechzgern alles klar macht (1:3).

22. Spieltag: Aaron Berzel fliegt gegen Spitzenreiter VfL Osnabrück nach einer Notbremse vom Feld (57.). Sechzig liegt dabei schon zurück und schafft noch den Ausgleich durch Sascha Mölders. Osnabrück siegt am Ende trotzdem, doch die Giesinger zeigen: Moral intakt - und Unterzahl kaum ersichtlich, denn 1860 agiert plötzlich sichtlich überzeugender als zuvor.

23. Spieltag: Und nun eben das 1:1 bei Uerdingen trotz Pauls zweitem Streich (64.). Bierofka: "Es ging nur noch darum, Leidenschaft und Einsatz auf den Platz zu bringen. Das hat meine Mannschaft gezeigt."

TSV 1860 in Überzahl

Ein zähes wie überwiegend erfolgloses Unterfangen. Am 3. Spieltag liegt 1860 beim VfL Osnabrück mit 2:1 vorne, als erst Felix Schiller zum Duschen muss (81.) - und Marcos Alvarez in der Nachspielzeit trifft.

5. Spieltag: Sechzig siegt 4:1 beim VfR Aalen, das Spiel ist beim Stand von 3:1 aber schon vor Marvin Saars Platzverweis (84.) entschieden.

10. Spieltag: Würzburgs Dave Gnaase muss gehen, es reicht trotz über einer halben Stunde Überzahl nur zu einem 1:1.

15. Spieltag: Der Hallesche FC geht im Grünwalder Stadion gar in Führung - nach Notbremse für Toni Lindenhahn (22.) und einem verschossenen Mölders-Elfmeter. Der TSV kann nur noch ausgleichen.

18. Spieltag: Fortuna Kölns Maik Kegel muss vom Feld, (54.), 1860 trifft das Tor nicht (0:0).

20. Spieltag: Nur beim 2:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern kann 1860 von Janek Sternbergs Ampelkarte (45.) entscheidend profitieren, Quirin Moll trifft in der Schlussphase zum Sieg. Solche dürfte sich Bierofka auch künftig bedeutend lieber wünschen als weitere Sünder unter seinen Sechzgern.

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