Spektakel gegen Chemnitz
TSV 1860: Matchwinner Owusu - Der Prince von Giesing
3. März 2020, 6:00 Uhr aktualisiert am 3. März 2020, 6:22 Uhr
Mit seinem heftig umjubelten Siegtreffer gegen Chemnitz beschert Prince Osei Owusu den Sechzgern einen wunderbaren Moment des Glücks. Ein Platz in der Stamm-Elf bleibt ihm aber vorerst verwehrt.
München - Nachspielzeit. 92. Minute. Wohl die allerletzte Chance. Wieder nur Remis, das fünfte in Folge? Ecke für Sechzig, Getümmel im Strafraum. Stefan Lex bringt den Ball herein, der längste Löwe auf dem Rasen steigt in die Höhe - und köpfelt ganz Giesing ins Glück. Prince Osei Owusu, zuletzt nur Ersatzstürmer, hat es wieder getan.
Der 23-Jährige avancierte beim 4:3 gegen den Chemnitzer FC zum Matchwinner und sorgte im Herzschlag-Finale für den frenetisch gefeierten Schlussakt. "Wir waren in der zweiten Halbzeit am Drücker. Man hatte schon das Gefühl, dass da noch was geht. Bei Standards sind wir sowieso gefährlich. Dann hat sich Osei hochgeschraubt und ihn schön reingeköpft", sagte Verteidiger Phillipp Steinhart über den großen Moment des Leih-Löwen mit ghanaischen Wurzeln Ende der zweiten Halbzeit, in der die Sechzger ihr "wahres Gesicht" gezeigt hätten.
An diesem Nachmittag wurde aus Bankdrücker Owusu der Prince von Giesing. Der von Zweitliga-Tabellenführer Bielefeld geborgte Angreifer, der sechs Jahre lang im renommierten Nachwuchsleistungszentrum des VfB Stuttgart ausgebildet wurde, wollte nach seinem dritten Saisontreffer im 17. Spiel nicht sprechen, sondern den Moment im Stillen genießen, ließ die Presseabteilung ausrichten.
Köllner: "Er arbeitet hart, das ist für ihn entscheidend"
Dafür sprach Trainer Michael Köllner: Im Winter-Trainingslager hatte der 50-Jährige seinem Knipser bei aller Fitness und Physis fehlende Handlungsschnelligkeit, taktische Mängel und eine zu ungeduldige Spielweise vorgeworfen.
Nun lobt Köllner den elfmaligen Junioren-Nationalspieler. "Prince arbeitet hart, das ist für ihn entscheidend. So, wie ich es empfinde, ist er dem Verein dankbar, dass er nochmal eine Möglichkeit bekommen hat, sich hier zu präsentieren", so Köllner.
Besser als mit diesem wuchtigen Kopfstoß in die lange Ecke hätte sich der 1,90 Meter große Angreifer kaum zeigen können. Länger freilich schon. Doch Owusu muss sich bekanntlich hinter Stoßstürmer und Kapitän Sascha Mölders anstellen, der schon seinen 13. Saisontreffer erzielte.
Owusu war auch im Pokal wichtig
"Präsentieren heißt nicht, immer 90 Minuten runterzuspielen", legte Köllner dar, um auf die Wichtigkeit des Wertheimers hinzuweisen: "Am Ende geht es darum: Wie kann ich in Erscheinung treten? Wir brauchen jeden Mann, um die Saison richtig gut spielen zu können, da muss jeder seinen Mann stehen und auf seine Chance warten."
Worauf Köllner anspielte: Im Toto-Pokal, als Owusu im Viertelfinal-Duell mit der SpVgg Unterhaching (4:3 im Elferschießen) nach Rückstand den so wichtigen Ausgleich erzielt hatte, sprachen alle hinterher nur über Elfmeterheld Marco Hiller, der drei Strafstöße pariert hatte. Doch ohne Owusu, der seine Chance bekommen - und genutzt - hatte, wäre Sechzig ausgeschieden. "Auch Prince hat uns das Weiterkommen gesichert", weiß Köllner: "Das sind wichtige Dinge für einen Stürmer."
Kaum Startelf-Chance für Prince Owusu
Da Köllner an vorderster Front neben Mölders derzeit eher auf Tempo und Torgefahr von Ex-Bundesligaspieler Stefan Lex und/oder Noel Niemann setzt, wird Owusu wohl weiter lauern müssen, sollte Sechzigs Anführer nicht ausfallen. Dennoch dürfe er laut Köllner "gern so weitermachen", denn neben dem Siegtreffer gegen Chemnitz schoss Owusu 1860 tags darauf auch beim 3:2 im Test gegen Regionalligist TSV Rain/Lech zum Sieg .
Weder Köllner noch die Fans dürften etwas gegen einen baldigen nächsten Streich des Chemnitz-Matchwinners haben.
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