Aus im DFB-Pokal
Weiter mit Sahin: Dortmund-Trainer nicht allein schuld
30. Oktober 2024, 6:39 Uhr
Trainer Nuri Sahin von Borussia Dortmund war nach dem Pokal-Aus beim VfL Wolfsburg tief enttäuscht. "Was soll ich hier sagen? Dass das nicht weh tut? Das tut natürlich extrem weh", sagte der 36-Jährige bei der Pressekonferenz zu der 0:1-Niederlage nach Verlängerung.
Der Däne Jonas Wind traf am Dienstagabend erst in der 117. Minute für die Wolfsburger. Für den BVB war es die vierte Niederlage in den vergangenen fünf Pflichtspielen. Auswärts war es wettbewerbsübergreifend sogar schon die fünfte Pleite in Serie.
Trotz dieser sportlichen Krise ist Sahins Job aktuell nicht in Gefahr. "Wir werden zusammenstehen. Wir gehen da gemeinsam durch", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl in Wolfsburg. Und auch Sahin selbst spürt nach eigenen Angaben das Vertrauen der Verantwortlichen "zu tausend Prozent. Das Gefühl habe ich. Wir gehen diesen Weg gemeinsam."
Seinem stark ersatzgeschwächten Team wollte der 36-Jährige keinen Vorwurf machen. "Die Jungs haben sich aufgeopfert", sagte Sahin. "In der Situation, in der wir gerade sind - mit den vielen Verletzten, mit der mentalen Verfassung - haben die Jungs das wirklich gut gemacht."
"Wir sind sehr enttäuscht", sagte Kehl. Aber der frühere Nationalspieler und BVB-Kapitän nutzte seinen Auftritt um kurz vor Mitternacht auch gleich, um seinem langjährigen Mitspieler Sahin als Sportchef das Vertrauen auszusprechen.
"Wir werden zusammenstehen. Wir gehen da gemeinsam durch", sagte Kehl. "Druck ist bei Borussia Dortmund immer da." Das sei deshalb auch "keine Situation, die Borussia Dortmund nicht in der Vergangenheit auch schon gemeistert hat. Zaubern wird keiner können. Deshalb bleibt es dabei: Wir müssen zusammenstehen, wir müssen die Kräfte sammeln, wir müssen hart an den Dingen arbeiten. Dann werden wir am Samstag alles dafür tun, um unser Heimspiel gegen starke Leipziger zu gewinnen."
Sahin selbst war nach dem Pokal-Aus sicht- und hörbar niedergeschlagen ("Das tut weh!"). Fünf Auswärtsniederlagen nacheinander in der Bundesliga, Champions League und jetzt im DFB-Pokal: Damit hätte jeder Coach bei diesem ambitionierten Club zu kämpfen. Einen 36-Jährigen bei seinem Cheftrainer-Debüt auf diesem Niveau, der noch dazu schon mit zwölf Jahren in die Jugendabteilung seines BVB eintrat - den trifft diese unerwartete Entwicklung aber besonders hart.
Sportdirektor Kehl tat dennoch gut daran, in Wolfsburg in der Wir-Form zu sprechen. Denn an der aktuellen Dortmunder Krise ist nicht allein Sahin schuld.
Der BVB ist nicht bloß auf dem Rasen und auf der Trainerbank ein Club im Umbruch. Kehl selbst hatte im Sommer große Schwierigkeiten damit, seinen Platz im neuen Organigramm zwischen Sport-Geschäftsführer Lars Ricken und Kaderplaner Sven Mislintat zu finden.
Zwischen Mislintat und Kehl sowie Mislintat und Sahin gab es bereits im Sommer Reibereien. Herausgekommen ist bei all dem eine etwas blauäugige Kaderplanung, die den Dortmundern nun drei Monate später bei ihrem hohen Spielrhythmus auf die Füße fällt.
Das Aufgebot ist zu klein, um in drei Wettbewerben ohne Verschleißerscheinungen bestehen und um die Ausfälle von gleich sieben Spielern wie am Dienstagabend kompensieren zu können.
Ein Sinnbild dieses Dortmunder Pokal-K.o.'s war jedenfalls, wie der Wolfsburger Trainer Ralph Hasenhüttl vor der Verlängerung noch den Dänen Wind, den Portugiesen Tiago Tomas und den Polan Jakub Kaminski ins Spiel warf, für die der Volkswagen-Club zusammen rund 30 Millionen Euro zahlte. Sahin dagegen brachte nur den 18-jährigen Cole Campbell, den 20-jährigen Jordi Paulina aus der zweiten Mannschaft und den angeschlagenen Marcel Sabitzer. Mehr gab seine Ersatzbank nicht mehr her.
Die Kaderbreite war in Dortmund bereits ein Thema, als noch alle gesund waren und am zweiten Spieltag in Bremen nur ein 0:0 herauskam. Damals sagte Sahin noch: "Wir haben auf dem Markt sehr, sehr gut gearbeitet. Für uns war es wichtig, dass wir die Tür nicht zumachen für unsere jungen Spieler."
Das klang knapp zwei Monate später in Wolfsburg schon ganz anders. "Wenn du heute einen Karim Adeyemi reinschmeißen könntest oder einen Gio Reyna reinschmeißen könntest, dann wäre es natürlich etwas anderes", sagte Sahin. "Der ausschlaggebende Punkt war, dass wir heute nicht nachschießen konnten." Das wird sich bis zum nächsten Spiel gegen RB Leipzig (Samstag, 18.30 Uhr/Sky) nicht groß ändern. Der Druck auf den Trainer bleibt weiter groß.
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