Fußball-Bundesliga
Weiterer BVB-Rückschlag auch unter Tullberg
25. Januar 2025, 17:35 Uhr
Borussia Dortmund findet vorerst keinen Weg aus der Krise, hält aber zunächst an Interimstrainer Mike Tullberg fest. Der dänische U19-Coach soll den BVB nach dem bitteren 2:2 (1:0) am Samstag gegen Werder Bremen auch am Mittwoch in der Champions League gegen Schachtar Donezk betreuen.
"Das war eigentlich auch vorher schon klar. Ich habe ihm aber gesagt, dass es erst einmal ums Bremen-Spiel geht, weil ich hundert Prozent Mike Tullberg haben wollte - und den haben wir auch bekommen", sagte BVB-Geschäftsführer Lars Ricken nach dem ersten Punktgewinn im fünften Pflichtspiel in diesem Jahr.
Zufriedenstellend ist das Unentschieden für die Dortmunder trotzdem nicht. Drei Tage nach der Trennung von Nuri Sahin verletzte sich Felix Nmecha früh und Nico Schlotterbeck sah wegen einer Notbremse bereits nach 20 Minuten die Rote Karte. In Unterzahl gingen die kämpferisch überzeugenden Dortmunder durch Serhou Guirassy (28.) und ein Eigentor von Marco Friedl (51.) 2:0 in Führung.
Damit bleiben die ebenfalls nach wie vor in 2025 noch sieglosen Hanseaten in der Tabelle vor den taumelnden Dortmundern, die am Mittwoch in der Champions League gegen Schachtar Donezk noch auf den direkten Einzug ins Achtelfinale hoffen.
Schon früh lief bei der Tullberg-Premiere wieder viel gegen den BVB. Nmecha verletzte sich früh und musste bereits nach zwölf Minuten ausgewechselt werden. Für den Mittelfeldspieler kam der zuletzt formschwache Marcel Sabitzer in die Mannschaft. Der Österreicher war einer von vier Spielern, die Tullberg im Vergleich zum ernüchternden 1:2 beim FC Bologna in der Champions League aus der Startelf genommen hatte. Direkt nach dieser Pleite war Sahin beurlaubt worden.
Neun Minuten später kam es noch härter: Abwehrchef Schlotterbeck wurde nach einer Notbremse gegen Bremens Marco Grüll von Schiedsrichter Christian Dingert des Feldes verwiesen. Dies war bereits der fünfte Platzverweis für die Schwarzgelben - keine andere Mannschaft kassierte in dieser Saison bislang mehr Rote Karten als der BVB.
Damit fehlten Tullberg schon nach gut 20 Minuten die beiden noch besten Spieler in den vergangenen Wochen einer ansonsten vollkommen verunsicherten Mannschaft. Er wolle ein Team sehen, das "sich zerreißt" hatte der eigentliche U19-Coach der Dortmunder vor dem Spiel gesagt. "Fehler kann man machen, aber dann repariert man sie im Vollsprint, mit Sabber im Mund, mit Messer zwischen den Zähnen", hatte der Däne deutlich formuliert.
Und das dezimierte Team kämpfte gegen die frühen Widerstände an. Guirassy köpfte sieben Minuten nach dem Platzverweis nach Vorarbeit des gebürtigen Bremers Julian Brandt zur Führung für den BVB ein.
Gegen die harmlosen Gäste war fortan bis zur Pause die Dortmunder Unterzahl kaum zu spüren. Wenn es halbwegs gefährlich wurde, dann vor dem Werder-Tor. Auch nach dem Wechsel zeigte Werder wenig Bemühungen, die mit vier Niederlagen katastrophal schlecht ins Jahr gestarteten Dortmunder zu fordern.
Das zweite Gegentor legten sich die Gäste in Person von Innenverteidiger Friedl selbst ins Netz. Bereits die Entstehung des Treffers nach einem Freistoß und Abschluss von Guirassy war viel zu einfach für Dortmund.
Die Leidenschaft, die Tullberg vor dem Spiel von seinem Team gefordert hatte, lebte er an der Seitenlinie konsequent aus. Wie von Sinnen sprintete er nach dem 2:0 am Spielfeldrand entlang, schrie und boxte immer wieder seine Fäuste in die Luft.
Doch sein Team musste weiter leiden. Wie aus dem Nichts kamen die bis dahin völlig harmlosen Gäste durch ein Traumtor wieder heran. Der eingewechselte Bittencourt jagte eine Direktabnahme aus gut 20 Metern unhaltbar für Dortmund-Keeper Gregor Kobel ins obere Toreck. Plötzlich waren die Gäste da und kamen nur sieben Minuten später tatsächlich zum Ausgleich. Auf Vorarbeit von Jens Stage vollendete der gebürtige Dortmunder Ducksch zum 2:2.
Im Anschluss kam von den zehn Dortmundern nichts mehr. Der BVB verteidigte nur noch den einen Punkt. Durch den erneuten Rückschlag wird der Druck auf die Bosse noch größer, einen dauerhaften Sahin-Nachfolger zu finden. Unklar ist, ob Tullberg auch am Mittwoch gegen Schachtar Donezk in der Champions League noch auf der BVB-Bank sitzt.
Die Dortmunder Fans bezogen schon vor dem Spiel zur aktuellen Situation klar Stellung kritisierten auch die Clubführung. "Elefanten im Raum ansprechen. Probleme stehen nicht an der Seitenlinie", stand auf einem Plakat, das auf der Südtribüne zu sehen war.
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