Neu beim SSV Jahn

André Dej: Schritt für Schritt bis in die 2. Bundesliga


André Dej will sich in der 2. Bundesliga beim SSV Jahn durchsetzen.

André Dej will sich in der 2. Bundesliga beim SSV Jahn durchsetzen.

Von Bastian Häns

Von der Oberliga in die 2. Bundesliga: Jahn-Neuzugang André Dej hat einen weiten Weg hinter sich. Stück für Stück arbeitete er sich nach oben. In der kommenden Saison will er sich in der Elf von Trainer Achim Beierlorzer durchsetzen und die zweite Liga aufmischen.

André Dejs fußballerische Karriere begann bei der DJK Viktoria Buchheim, einem Verein im Kölner Osten. Im Alter von sechs Jahren wechselte er in den Nachwuchs des Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen und spielte dort elf Jahre lang, ehe er zum MSV Duisburg wechselte. "Eine schöne Zeit", wie er sagt. Der Deutsch-Pole spielte sich in den Fokus der polnischen Jugend-Nationalmannschaft und kam in der U18 und U19-Auswahl auf insgesamt acht Spiele (ein Tor). Im Herrenbereich begann Dej bei Duisburgs zweiter Mannschaft in der Oberliga. Nach einer Saison wurde er dann nach guten Leistungen vom Regionalligisten Sportfreunde Siegen verpflichtet. Im Sommer 2014 wurde Viktoria Köln auf Dej aufmerksam und holte ihn in seine Heimatstadt.

Eine Saison später wechselte der Mittelfeldstratege, der "gerne den Ball am Fuß hat", zu den Sportfreunden Lotte. In seinem zweiten Jahr, also im gleichen Jahr wie der SSV Jahn, stieg Dej dort in die Dritte Liga auf. In dieser traf er dann auf den Jahn. Ein Sieg und eine Niederlage lautet die Bilanz.

Stück für Stück arbeitete er sich nach oben auf seinem Weg zum Profi-Fußballer. In der vergangenen Saison war er in 30 Partien an acht Toren direkt beteiligt. Lotte beendete die Saison auf dem 16. Tabellenplatz und Dej wollte eine Veränderung: "Nach drei Jahren in Lotte wollte ich mal eine neue Herausforderung annehmen. Wenn man dann ein Angebot aus der 2.Bundesliga hat, muss man nicht lange überlegen", sagt Dej. Es habe vor der Saison zwar Mit-Interessenten gegeben, die Entscheidung sei für ihn aber ganz einfach gewesen.

Aufstieg hart erarbeitet

André Dej freut sich, dass sich die harte Arbeit gelohnt hat: "Man hat viel für den Fußball geopfert, hatte keine alltägliche Kindheit. Es ging nicht, dass man am Wochenende mal feiern geht. Es ist toll, dass es sich jetzt auszahlt", sagt er. Dej ist in der 2. Bundesliga angekommen. Von der fünften in die zweite Liga - ein Weg, auf den er stolz ist: "Ich habe mir diesen Aufstieg von der Oberliga hart erarbeitet - das ist nicht der alltägliche Weg. Das macht einen schon ein Stück weit stolz. Ich sehe das nicht negativ, dass ich aus der Oberliga komme. Da hat man schon gegen die kleinen Dorfvereine gespielt, was auch ein gewisses Flair hat. Man weiß echt, wo man herkommt", sagt Dej.

In seiner Herren-Laufbahn hat er schon drei unterschiedliche Ligen kennengelernt. Jetzt kommt die vierte dazu. Ligen, die sich sehr unterscheiden, so Dej: "In der Regionalliga wird mehr auf das Fußballerische geachtet. Drittligafußball ist für mich sehr ergebnisorientiert, da spielt es keine große Rolle wie man spielt, sondern nur, dass am Ende irgendwie Punkte herausspringen." Den Fußball in der 2. Bundesliga wird er nun kennenlernen. Eine hohe Kompaktheit und Intensität hat er in den bisherigen Trainingseinheiten bereits ausgemacht.

Auch die "geilen Stadien" der zweiten Bundesliga haben einen Reiz. "Man kann sich echt glücklich schätzen, in Stadien wie in Köln, Hamburg oder auch hier in Regensburg spielen zu dürfen", schwärmt der Neuzugang. Vor allem mit dem Spiel gegen den 1. FC Köln im Rheinenergiestadion geht für ihn ein Traum in Erfüllung. "80 Prozent meiner Freunde sind Köln-Fans. Auch nach Regensburg werden einige Freunde und Familienmitglieder kommen. Das werden zwei besondere Partien für mich", sagt Dej mit einem Grinsen im Gesicht.

"Habe mich gleich wohlgefühlt"

Dej hatte sich im Winter der vergangenen Saison erstmals mit den Jahn-Verantwortlichen unterhalten. "Die Gespräche mit Christian Keller und Achim Beierlorzer waren gut. Nach den ersten Unterhaltungen wurde es von Monat zu Monat konkreter. Ich habe mich dann auch mit den Verantwortlichen getroffen, habe mir die Stadt und das Trainingsgelände angesehen und mich gleich wohlgefühlt", sagt der Neuzugang.

Inzwischen hat er sich sehr gut eingelebt in Regensburg. "Von Tag eins an war es für mich sehr einfach, in der Mannschaft anzukommen. Mich haben wirklich alle sehr gut aufgenommen. Ich habe alle hier sehr schnell kennengelernt und lieb gewonnen", sagt Dej. Einzig bei der bekanntlich schwierigen Wohnungssuche in Regensburg gab es Probleme. "Ich bin jetzt seit fünf Wochen da und wohne immer noch im Hotel. Meine Freundin ist aktuell für zwei Wochen hier, da wird es auch im Hotelzimmer ein wenig enger." Auch die Eltern werden mal vorbeischauen. In den nächsten Tagen rechnet Dej mit einer Zusage für eine Wohnung, diese kann er jedoch wohl erst ab dem 1. November beziehen.

Vor seinem Wechsel habe er sich bei Hamadi Al Ghaddioui, seinem ehemaligen Mitspieler bei Lotte, und André Weis, der bei derselben Berateragentur ist, über die Stadt und den Verein erkundigt. Kapitän Marco Grüttner und Stellvertreter Philipp Pentke haben sich schon bevor er "in Regensburg den ersten Schritt gemacht" hat bei ihm gemeldet und er wurde in die WhatsApp-Gruppe der Mannschaft eingeladen. "Das hatte ich so bis jetzt auch noch nicht. Ich fand' das echt schön", sagt Dej. Vor allem das italienische Flair Regensburgs mit dem Dom gefalle ihm als Kölner sehr. "Wenn man durch die Straßen geht, wird man immer nett begrüßt. Die Leute sind sehr angenehm. Es ist alles sehr ruhig, in der Innenstadt sind sehr wenige Autos", fügt er hinzu.

Dej belebt den Konkurrenzkampf

Seit fünf Wochen ist er jetzt im Training, wurde in allen sieben bisherigen Testspielen eingesetzt und war mit der Jahnelf im Trainingslager. Hier wurde der Grundstein für die neue Saison gelegt, in der er das erste Mal "Zweitliga-Luft schnuppern" will. Der Konkurrenzkampf im zentralen Mittelfeld ist groß. Er könne sich nur in den Trainingseinheiten und den Freundschaftsspielen anbieten. Wie sich der Trainer dann entscheide, werde man sehen. Vor allem die intensive Spielweise des SSV Jahn mit dem frühen Anlaufen will der Mittelfeldspieler weiter verbessern: "Die Automatismen, wann ich rausrücken oder mich fallen lassen soll, muss ich noch perfektionieren. Hier ist eigentlich die Devise ,volles Rohr drauf'. Das bekomme ich noch rein."

Seine Stärken sieht Dej vor allem am Ball: "Ich bin ein Spieler, der stark ist, wenn er den Ball hat. Deswegen will ich ihn auch oft haben", sagt er. Mit einem Schmunzeln fügt er an: "Standards kann ich auch ganz gut schießen." Weniger liegt ihm - bedingt durch die Größe - das Kopfballspiel. "Zum Ablenken reicht es aber", sagt er und fügt grinsend hinzu: "Mit 26 Jahren werde ich da wohl auch nicht mehr viel nachholen können. An der Sprungkraft und am Timing kann man aber vielleicht noch was machen. An meiner Größe wird sich nicht mehr viel ändern."

Wegen seines derzeitigen Hotelaufenthalts unternimmt er privat viel mit den anderen "Hotelbewohnern": "Mit Marcel Correia, Hamadi Al Ghaddioui und Ali Odabas verstehe ich mich super. Außerdem mache ich mit Jonas Nietfeld und André Weis viel außerhalb des Platzes. Wir spielen oft Karten oder gehen zusammen zum Essen." Voller Vorfreude blickt er voraus zum Saisonstart am 4. August. Er will "so viel Einsatzzeit wie möglich" und "natürlich verletzungsfrei bleiben". Sein klares Saisonziel: Klassenerhalt.