Kaan Caliskaner (20) wechselt aus der Regionalliga zum Zweitligisten SSV Jahn Regensburg. Bei seinen Ex-Clubs schwärmen sie von seinem Charakter und trauen ihm diesen Sprung zu.

Detlef Gereke kann sich noch gut erinnern an die Anfangszeit von Kaan Caliskaner im Nachwuchs des SV Bergisch Gladbach. Gereke ist dort der Nachwuchsleiter und berichtet von einem anfangs schüchternen Jungen, der aus einem kleinen Kölner Verein zum verhältnismäßig größeren Club gewechselt ist. In Bergisch Gladbach haben sie in der jüngeren Vergangenheit den einen oder anderen Profi entwickelt, mit Alexander Nandzik spielt einer davon ebenfalls für den Jahn. Khaled Narey (Hamburger SV), Tim Handwerker (1. FC Nürnberg) oder Jakub Bednarczyk (St. Pauli) sind weitere Beispiele.

Die Jugendarbeit in Bergisch Gladbach hat also durchaus etwas vorzuweisen - und sie ist so gut, dass es für Caliskaner nicht für die erste U15-Mannschaft gereicht hat, als er frisch in den Verein kam. "Er hat den Sprung damals nicht geschafft, hat sich im ersten Jahr aber super gut entwickelt und folglich ab der U16 und U17 jeweils in der ersten Mannschaft gespielt", blickt Gereke zurück.

Dass Caliskaner etwas Besonderes hat, haben sie in Bergisch Gladbach schnell gemerkt. "Er hatte riesiges Potenzial, alleine durch seine Größe war er anderen körperlich überlegen", sagt Gereke. Von außen würde sein Spiel vielleicht etwas langsam aussehen, wegen der Größe. "Aber das wirkt falsch", sagt Gereke und lacht. Wegen der Größe wurde Caliskaner anfangs auch in der Innenverteidigung aufgestellt. "Aber wegen seines Offensivdrangs ist er immer weiter nach vorne gerückt, bis er im Sturm angekommen war", so Gereke.

Großer Ehrgeiz

Zum Potenzial, das der Offensivspieler mitbrachte, kam sein großer Ehrgeiz. "Er war sehr ehrgeizig, hat oft noch etwas neben den normalen Trainingseinheiten gemacht, war in der Regel eine Stunde vor dem Training da", beschreibt der Jugendleiter den Fleiß seines ehemaligen Schützlings. Der Ehrgeiz ließ Caliskaner besser und besser werden. "Er hat sich prächtig entwickelt und viele Vereine auf sich aufmerksam gemacht", erzählt Gereke. Nicht nur den 1. FC Köln, zu dessen U19 er später wechselte, auch Düsseldorf und Mönchengladbach hatten Interesse.

Nachdem er noch eineinhalb Jahre in Bergisch Gladbach A-Jugend gespielt hatte, schloss sich Caliskaner 2018 dem 1. FC Köln an, wo er in elf A-Jugendbundesliga-Spielen elf Tore geschossen hat und zuletzt zwei Saisons in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga gespielt hat (10 Tore in 41 Spielen).

Lesen Sie hier ein Porträt über André Becker: Torgefahr mit Köpfchen

In Köln wurde er in der zurückliegenden Saison von Mark Zimmermann trainiert. Auch dieser beschreibt Caliskaner als "sehr ehrgeizig." Er sei zudem ein Spieler, der viel hinterfrage und lernwillig sei - auch, weil er selbst nicht aus einem Nachwuchsleistungszentrum kommt und damit nicht den typischen Weg heutiger Profis hinter sich hat. "Er ist immer motiviert, verbissen, manchmal auch ein bisschen ungeduldig", schätzt Zimmermann ein.

"Wichtiger Fixpunkt" im Kölner Spiel

Im Spiel der zweiten Kölner Mannschaft war Caliskaner ein "wichtiger Fixpunkt", wie sein Ex-Coach sagt. Zimmermann sieht Caliskaner als klaren zentralen Stürmer, der seinen Körper gut einsetzen und Gegner binden, auch als Wandspieler fungieren kann. "Es ist sicher für den Gegner unbequem, gegen ihn zu spielen", so seine Einschätzung. Zimmermann sieht in Caliskaner zudem einen schnellen Spieler, auch mit Ball, der gerne die Zweikämpfe suche und annehme. Deshalb könnte das Jahn-Spiel gut zu ihm passen: "Einsatz, Mentalität und Intensität, das passt schon zu ihm", sagt Zimmermann.

Und Zimmermann sieht noch einiges an Potenzial in seinem Ex-Spieler: "Er ist noch unfertig, noch ein bisschen ungeschliffen. Ein rauer Spieler mit Ecken und Kanten." Er traut ihm jetzt den Sprung in die 2. Liga aber durchaus zu: "Er kann das auf alle Fälle schaffen. Die Geschwindigkeit und die Intensität werden viel höher sein, da musst du permanent unter Strom und wach sein. Aber alleine im Training wird er in der 2. Liga jeden Tag mehr gefordert werden und dadurch ein besserer Spieler werden."

Charakter? Jugendleiter Gereke schwärmt

Charakterlich beschreibt Zimmermann Caliskaner als "ruhigen Typ, selbstständig, klar. Er schaut auch über den Tellerrand hinaus." Auch in Bergisch Gladbach schwärmt Detlef Gerekt noch heute vom Charakter des Offensivspielers: "Er ist ein sehr vernünftiger Junge, ist bei uns immer auch ein Vorbild gewesen. Er hat sich immer respektvoll den Trainern gegenüber verhalten, was sicher auch an seinem guten Elternhaus liegt."

In Bergisch Gladbach haben sie auch nach wie vor Kontakt zu Caliskaner und freuen sich mit ihm über den Wechsel zum Jahn. "Wir haben erst vor kurzem telefoniert und er freut sich sehr auf die neue Aufgabe, hat mir vom Umfeld und den guten Gesprächen berichtet", sagt Gereke. Dass er den Sprung in die 2. Liga schaffen kann, davon ist sein ehemaliger Jugendleiter überzeugt: "Das Potenzial dafür bringt er mit."